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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zwar nicht mein Teilhaber, aber er vertritt
mich, wenn ich unterwegs bin.«
    Tim blickte Zackler an. Dessen
Kniepaugen hatten jetzt Rosinengröße.
    »Nein«, sagte Gehrmann, der den
Blick auffing. »Das ist mein Mitarbeiter Olaf Zackler.«

    Zackler nickte wie zur
Bestätigung, dass er das sei.
    Gehrmann, dem offenbar sehr
versonnenen Kunstliebhaber, ging auf, dass es mit Dilch was auf sich hatte.
    »Wollt ihr zu Dilch?«, fragte
er.
    Tim hob die Jacken, die er
nachlässig unter dem Arm gehalten hatte.
    »Die gehören Herrn Dilch. Wir
wollen sie ihm aushändigen. Sie sind frisch gereinigt.«
    »Äh... habt ihr sie gerei...
ich meine, jobbt ihr bei einer Reinigung?«
    Tim tat amüsiert, Gaby
gluckste, Karl grinste, dass seine Brille beschlug.
    »Nein«, Tim schüttelte den
Kopf. »An die Jacken sind wir durch Zufall gekommen. Im LM war nämlich letzte
Nacht die Putzkolonne noch nicht angerückt. Das heißt, der Boden war staubig.
Leider sondert der eine oder andere Besucher auch Kleinabfall ab. Bonbonpapier,
Zahnstocher, Büroklammern, Kuchenkrümel aus Hosentaschen, Papierschnitzel. Der
durchschnittliche Museumsbesucher hat eben eine enge geistige Beziehung zum
Ferkel. Tja, und so kam es, dass mir am Tatort — nämlich fünfter Stock, Saal
acht — ein kleiner Bon auffiel, der dort verängstigt rumlag. Ein Abholbon für
eine Textilreinigung. Der Bon ragte sozusagen heraus aus dem üblichen Unrat,
weil an ihm keine Mutwilligkeit klebte. Er war nicht absichtlich weggeworfen
worden, sondern aus Versehen dort gelandet. Jemand hatte ihn verloren.«
    »Dilch?«, folgerte Gehrmann
messerscharf.
    »Vermutlich. Vermutlich war er
gestern als Besucher im Museum. Auf dem Bon war der Kundenname natürlich nicht
vermerkt. Also sind wir zu der Reinigung hin und haben uns erkundigt. Aber dort
kennt niemand den Kunden. Doch wir hatten Glück. Als wir uns diese Jacken näher
angeguckt haben, entdeckten wir den ins Futter eingestickten Namen. Markus
Dilch. Im Telefonbuch steht nur einer. Wir waren eben bei seiner Adresse und
erfuhren vom Hausmeister, dass er hier arbeitet. Zu Hause ist er nämlich
nicht.«
    »Verstehe«, sagte Gehrmann.
    »Wir haben fünfzehn Euro und
zwanzig Cents ausgelegt.«
    »Verstehe.«
    »Ist Herr Dilch hier?«
    »Heute hat er frei.«
    »Wir wollen die Jacken nicht
ewig mit uns rumschleppen.«
    »Ihr könnt sie gern hier
lassen. Eure Auslagen ersetze ich. Und für eure Mühe lege ich noch was drauf.«
    »Die Auslagen sind okay«,
nickte Tim. »Mühe hatten wir nicht. Und die gute Tat gibt’s bei uns umsonst.«
    Gehrmann gab Zackler einen
Wink, der daraufhin die Jacken an sich nahm.
    Der Ordnung halber hinterließ
Tim seinen Namen und die Internats-Adresse. Dann wurde ihm der Betrag in die
Hand gezählt. Da Gehrmann nur einen Fünfziger als Münze hatte, gab er fünfzehn
Euro und fünfzig Cent. Dabei beließen sie es.
    Tim warf einen letzten Blick
auf das Verona-Gemälde. Es war eine Nachtszene. Erleuchtete Geschäftsstraße,
schwüle Sommerhitze, pedantische Genauigkeit in den Einzelheiten. Läden,
Schaufenster, Kandelaber, die Abfallkörbe. Keine Menschen. Einen Stich ins
Unnatürliche hatte lediglich der sehr romantische Vollmond über den Dächern.
    Tim, Karl und Gaby verabschiedeten
sich von Gehrmann. Zackler war mit den Jacken im Hintergrund verschwunden.

13. Karls
überwältigende Entdeckung
     
    Am Laternenpfahl lehnten auf
einer Seite die Drahtesel wie ineinander verhakt, auf der anderen Seite
Klößchen. Falls das Gleichgewicht der Laterne bedroht war, dann von dieser
Seite.
    »Nun?«, fragte er und schob
sich einen Schokobrocken zwischen die Zähne. »Hat sich Dilch mit Angstschweiß
bedeckt?«
    »Er ist nicht hier«, erklärte
Tim. »Aber sein Komplize, ein gewisser Olaf Zackler. Dem gehören die Sneaker.
Außerdem fiel ihm der Belag von der Semmel, als er uns — Gaby und mich — sah.
Aber dann war er cool wie ein tiefgekühltes Schweineschnitzel. So sieht er
übrigens auch aus, wenn man ihn von der Seite betrachtet oder von hinten. Tja,
und dann ist mir aufgefallen, dass es dich, Karl, fast aus den Socken gehauen
hat.«
    »Du hast gezischt wie ein
Teekessel«, bestätigte Gaby. »Aber das haben die Kunsttypen nicht bemerkt. Die
wissen ja nicht, wie du sonst atmest.«
    »Ich schnappe immer noch nach
Luft«, sagte Karl.
    Seine Freunde warteten auf die
Erklärung.
    »Über den Kunstmaler Ludwig
Simonka«, begann Karl, »weiß ich ziemlich gut Bescheid. Zum einen wegen seiner
grundsätzlichen

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