Es geschah in einer Regennacht
Gemälde
geschaffen. Und gibt es über Mittelsleute — ein Ehepaar in Verona — zum
Verkauf. Vielleicht braucht er Geld. Mit der Frau habe ich übrigens
telefoniert. Die lügt wie ein Politiker, wenn’s um die Wiederwahl geht.«
»Ich glaub’s nicht. Aber jetzt
bitte Einzelheiten!«
Tim berichtete, nannte Namen,
Adresse, Telefonnummer, buchstabierte, vergaß keinen Fakt, fügte auch an, was
TKKG mutmaßten und welche Fragen man sich stellte.
Als er fertig war, stieß Ulrike
einen ellenlangen Seufzer aus. »Rompicazzo!«
»Das will ich aber überhört
haben«, lachte Tim. »Mit italienischen Flüchen kenne ich mich nämlich aus. Und
was machen Sie jetzt?«
»In zehn Minuten werde ich
meinen Porsche satteln und nach Verona düsen.«
»Sie haben einen Porsche?«
»Einen klapprigen Oldtimer. Ist
schon zwei Jahre alt.«
»Nein, so alt schon! So was
würde ich nicht mal geschenkt nehmen. Übrigens — Bechtelhof und Komplize
Silberklink werden sich freuen.«
»Denen setze ich zu, dass ihnen
die Flohmarkt-Story auf der Lippe vereist. Notfalls drohe ich mit Strafanzeige
und meinen Beziehungen zur italienischen Polizei. Darüber verfüge ich
tatsächlich. Wenn dieses Pärchen mit Simonka unter einer Decke steckt — und
etwas anderes ist gar nicht möglich — , kriege ich’s raus. Mehr noch! Ich werde
Simonka aufsuchen und mit ihm sprechen.«
»Viel Glück! Wir erfahren dann
doch gleich, was Sache ist?«
»Versprochen.«
»Und denken Sie daran, Ulrike:
Auf der italienischen Autobahn sind nur 110 km/h erlaubt. Außerdem muss man mit
Licht fahren. Denn auf der Autostrada sind ja ‘ne Menge Blinde unterwegs.«
Tim schaltete das Handy aus.
Seine Freunde hatten mitgehört,
aber nur seinen Teil des Dialogs. Tim erzählte.
»Ist gut so, dass wir Simonka
der Katze überlassen«, sagte Gaby. »Das funktioniert. Ist doch stark, wie sie
sofort loslegt.«
»Für sie und die Kunstwelt
hängt ja einiges davon ab«, nickte Karl.
Sie standen vor dem Postamt in
der Otto-Mueller-Straße, satte dreihundert Meter von der Kunsthandlung
entfernt. Das Postamt hatte noch geöffnet und ab und zu eilte ein Kunde hinein
und zum Schalter. TKKG hatten sich seitlich der vier flachen Steinstufen
aufgestellt. Auf der Fahrbahn war wenig Verkehr.
Deshalb fiel Tim das heiße
Gerät auf. Eine Harley Davidson. Nicht die stärkste unter diesen Maschinen,
aber immerhin ein beachtliches Kaliber. Schwarzer Lack, Chromteile, die sogar
im matten Tageslicht funkelten.
Der Fahrer parkte seit einigen
Minuten schräg gegenüber der Kunsthandlung, in Fahrtrichtung Postamt. Er war
von Kopf bis Fuß in schwarzes Leder gehüllt und stemmte den linken Stiefel auf
den Asphalt. Der Biker trug einen schwarzen Sturzhelm mit dunklem Visier.
Trotz der Entfernung sah Tim,
dass der Typ keinen Rauschebart hatte und auch keinen fetten Wanst — wie die
Mehrzahl der Harley-Davidson-Rider. Eher handelte es sich um eine schlanke
Person.
Auf wen wartet der?, überlegte
Tim. Auf Zackler, der sich dann auf den Sozius schwingt? Könnte passen.
Gehrmann jedenfalls würde nicht hinten aufsitzen. Der steigt in ‘nen Rolls
Royce. Oder, dachte Tim, interessiert sich der Feuerstuhl-Pilot für uns? Die
Blickrichtung stimmt jedenfalls.
»Gehen wir jetzt irgendwo
Mittag essen?«, fragte Klößchen.
Tim schüttelte den Kopf. »Ich
hab eine bessere Idee.«
18. Ome
wanzt sich an
Die schöne Angela Parth war
wieder zu Hause, hatte ihren betagten Mittelklassewagen in die Garage gestellt
und die Reisetasche ins Haus getragen. Fröstelnd inspizierte sie das
Terrassenzimmer und den angerichteten Schaden. Damit nicht jedermann
hereinspazieren konnte, hatten die Polizisten letzte Nacht die grauen
Kunststoff-Rollläden vor der zertrümmerten Glastür heruntergelassen. Angela tat
das nie. Auch ihr verstorbener Onkel hatte es nie gemacht. Die Jalousie war
seit Jahren nicht mehr bewegt worden und klemmte wie eingerostet. Wespe und
einer der Uniformierten hatten sich minutenlang bemühen müssen, um sie zu
lockern.
Angela rief ihre Freundin Trixi
in Schnierlhausen an, nur um mitzuteilen, sie sei gut angekommen.
»Und?«, fragte Trixi. »Wie
fühlst du dich?«
»Wie ausgekotzt.«
»Wegen Riemer?«
»Auch. Ich bin schon im
Krankenhaus gewesen auf dem Herweg. Aber sie haben mich nicht zu ihm gelassen.
Er liegt auf der Intensivstation und kann sich nicht rühren. Eigentlich, Trixi,
war ich froh, dass ich ihn nicht gesehen habe. Aber irgendwann muss ich zu ihm.
Davor habe ich
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