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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schiss.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Es ist auch ein ganz blödes
Gefühl, dass hier ein wildfremder Mistkerl in meinem Haus war. Mit Harald
Riemer war’s verabredet. Aber der andere... Nein!«
    »Hm.«
    »Ich muss jetzt Burkhard Öme
Bescheid geben.«
    »Wem? Ach so. Das unattraktive
Weichei aus dem Kunstverein.«
    »Aber ein netter Kerl. Ich
glaube, er träumt jede Nacht von mir. Tut jedoch alles, um mich von seiner
Verliebtheit nichts merken zu lassen.«
    »Du bist eben umschwärmt seit
jeher.«
    »Leider habe ich andere Sorgen,
Trixi. Bis bald.«
    Sie wählte Ömes Nummer. Er hob
so rasch ab, als hätte er neben dem Telefon gelauert.
    »Öme. Guten Tag.«
    »Hallo, Burkhard.«
    »Angela? Hallo! Bist du bei
deiner Freundin oder schon zurück?«
    »Schon zurück.«
    »Ein grauer Samstag, was?«
Seine Stimme schien zu wackeln.
    »Burkhard, ich... muss dir was
mitteilen.«
    »Ja?« Die kurze Silbe klang wie
ein Keuchen.
    »Gestern am späten Abend hat
man bei mir eingebrochen.«
    »Nein! Neiiin! Wer kann denn
das... Ein Glück, dass du nicht da warst. Manche Einbrecher, habe ich gelesen,
sind gewalttätig. Die meisten allerdings nicht.«
    »Dieser war’s.«
    »Wieso? Ist... ist jemand
verletzt?«
    »Harald ist verletzt. Schwer
verletzt. Durch einen harten Schlag auf die Genickwirbelsäule. Mit einem
Stemmeisen. Vielleicht wird er sich nie wieder bewegen können.«
    »Um Himmels willen! Mit einem
Stemmeisen, sagst du? Was ist denn da passiert?«
    »Harald ist hier herumspaziert,
hat bemerkt, dass sich in meinem Haus was tut, und wollte nachsehen. Dabei ist
er dem Einbrecher in die Quere gekommen und hat den Kürzeren gezogen.«
    »Schrecklich! Und deine Bilder
sind weg?«
    Verblüfft schwieg sie für einen
Moment. »Woher weißt du das?«
    »Ich? Ich weiß gar nichts. Aber
wenn sich ein Einbrecher bei dir umsieht, stolpert er doch zuerst über die
Gemälde.«
    »Nur wenn er was davon
versteht.«
    »Das... das setze ich voraus.
Sie sind also weg, die Bilder?«
    »Ja.«
    »Es wird dich nicht trösten,
Angela. Aber denk daran, dass jetzt die Versicherung einspringt.«
    »Haralds Gesundheit ist ein zu
hoher Preis dafür.«
    »Hoffen wir einfach, er wird
wieder gesund. Angela, ist es aufdringlich von mir, wenn ich jetzt zu dir
komme? Ich möchte... äh... dir zur Seite stehen.«
    Sie zögerte nur kurz. »Also
gut. Hast du schon gegessen? Ich hab zwar keinen Appetit, aber ich schiebe uns
‘ne Pizza in die Mikrowelle.«
    Sie legte auf. Ihr Blick war
nachdenklich auf den Hörer gerichtet. Sie horchte Ömes Stimme nach. Die klang
zwar immer unnatürlich und krampfig, wenn er mit seinen Gefühlen zu kämpfen
hatte; aber so krampfig wie heute hatte er sich noch nie angehört.

19. Verfolgt
vom Harley-Fahrer
     
    »Was soll besser sein«, sagte
Klößchen, »als mein Vorschlag zu einer nahrhaften Mahlzeit? Wir sind schon
lange auf den Beinen und haben die Frühstückskalorien längst verbraucht.«
    »Jetzt zehren wir eben mal vom
Babyspeck«, lachte Gaby, deren Taille Tim mit den Händen — fast — umschließen
kann. »Tut dir gut, Klößchen.«
    »Tut mir gar nicht gut, denn ich
liebe mein Wohlfühlgewicht.«
    Tim sagte: »Ich fühle mich
wohl, wenn wir jetzt zu Angela Parth brettern. Und bei Tageslicht das
Grundstück inspizieren. So können wir Harald Riemers Aussage, er hätte
Lichtschein bemerkt, mit der Örtlichkeit abgleichen. Sollten uns massive
Zweifel befallen, werden wir’s Wespe zuflüstern. Der könnte zwar selbst darauf
kommen, geht aber — denke ich mal — zurzeit unter in zu viel Stress. Okay?«
    Sie machten sich auf den langen
Weg, ohne auf Klößchens Gemaule zu hören. An jeder dritten oder vierten
Kreuzung luchste Tim angelegentlich über die Schulter.
    Der schwarze Lederknilch auf
seiner Harley war hinter ihnen. Zwar ließ er sich um etwa vierhundert Meter
zurückfallen und hielt auch mal an, weil er schneller war als die radelnden
Kids, aber er behielt Sichtkontakt durch das dunkle Visier seines Monsterhelms.
    Also gilt’s uns, dachte Tim.
Jetzt haben wir einen Profi im Nacken. Dilch & Co. wehren sich.
    Seinen Freunden sagte er noch
nichts. Klößchen hätte vermutlich falsch reagiert und sich auffällig umgedreht.
    Besser tun wir so, als wären
wir ahnungslos, dachte Tim.
    Endlich erreichten sie die
Molchowstraße. Während der letzten Minuten hatte Tim den Ledertyp nicht mehr
gesehen. Vor Angelas Adresse stellten sie fest: Die Garage stand offen, der
Wagen war geparkt.
    »Sie ist schon

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