Es geschah in einer Sommernacht
standen. Irgendwann musste sie zugeben, dass die unförmigen Kleider, die sie sonst trug, einfach nicht sehr vorteilhaft für ihre Figur waren.
Sie hatte sogar neue Unterwäsche bekommen, obwohl sie Bella erklärt hatte, dass das unnötig war. Fast wäre sie damit herausgeplatzt, dass sie sowieso niemand so zu Gesicht bekäme. AberBella war einehartnäckige Frauund bestand darauf, ihre Klientin von Kopf bis Fuß zu verändern. Und sie hatte so recht! Der Hauch von feiner Seide und Spitze auf der Haut fühlte sich einfach wundervoll an.
Als sie heute Morgen zum Friseur kam, war sie noch sicher gewesen, einen Kurzhaarschnitt zu wollen. Die Einwände des entsetzten Stylisten überhörte sie. Erst als Bella erwähnte, dass Mr. Carlisle lange Haare wollte, ließ sie dem Friseur freie Hand. Ronan bezahlte schließlich für das neue Styling.
Trotzdem ärgerte es Marina immer noch, dass er einfach so befahl, wie sie ihre Haare zu tragen hatte. Am liebsten hätte sie sich widersetzt, nur um ihm eine Lektion zu erteilen. Aber dann hatte sie ihr neues Ich im Spiegel gesehen … Mein Gott, wie machte Ronan das nur? Immer behielt er am Ende recht. Und vor allem – wieso hatte er sich überhaupt Gedanken um ihre Haare gemacht? Die Haarlänge war schließlich nicht besonders wichtig, auch nicht für die Rolle einer Geliebten.
Marina setzte sich auf einen Hocker und streifte die edlen Pumps von ihren Füßen. Plötzlich spürte sie ein Ziehen in der Magengegend. Würde Ronans Plan wirklich funktionieren? Konnte sie Charles Wakefield genug beeindrucken, um ihn auch nur für eine Minute von seinen Geschäften abzulenken?
Sie schüttelte den Kopf. Es war idiotisch zu glauben, durch neue Kleider ein anderer Mensch zu sein. Tief im Innern war sie noch immer dieselbe Marina: unerfahren und einfach viel zu schüchtern, um mit einem Mann zu flirten. Sie hatte in etwa so viel Sexappeal wie eine Ordensschwester.
Dann hob sie zögernd den Kopf und schaute wieder in den Spiegel, aus dem ihr eine elegante, immer noch fremde Frau entgegenblickte. Vielleicht konnte sie es ja doch schaffen. Vielleicht …
Ein leises Klingeln aus dem Hintergrund unterbrach ihre Gedanken. Bella klappte ihr Handy auf.
„Ronan! Wie schön, dass Sie anrufen.“
Sofort wurde Marina nervös. Es war völlig übertrieben, aber ein Anruf von Ronan Carlisle war bereits genug, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wie ein ungestümer Wirbelsturm war er in ihr Leben getreten und hatte alles durcheinandergebracht. Nichts war mehr wie zuvor. Und Marina hatte das dumpfe Gefühl, dass vor allem sie selbst nie mehr dieselbe sein würde.
Sie beugte sich vor und streifte ihre flachen Slipper über.
„Klar, ich gebe Sie Ihnen!“ Schon streckte Bella ihr das silberne Handy entgegen. Es gab kein Entkommen.
„Hallo?“ Marina warf Bella einen entschuldigenden Blick zu und trat ein Stück beiseite.
„Marina.“ Seine Stimme klang dunkel und samtig. Es war unvermeidlich und lächerlich, aber ein erregender Schauer durchfuhr sie. „Wie läuft es mit dem Shopping? Hat Bella Sie endlich überredet, mein Geld auszugeben?“
Na wunderbar! Wer wusste, was Bella ihm erzählt hatte!
„Es läuft gut, danke. Man kann unmöglich in diesen Boutiquen einkaufen gehen, ohne ein Vermögen auszugeben.“
„Ich bin sicher, dass es sich lohnt.“ Er senkte seine Stimme ein wenig, worauf Marinas Herz augenblicklich höher schlug. „Ich freue mich schon auf das Ergebnis.“
„Ja, das glaube ich sofort. Warum haben Sie angerufen, Ronan?“ Plötzlich klang sie schroff. Aber das war immer noch besser, als ihm zu zeigen, wie aufgeregt sie war.
„Ich möchte Sie zum Abendessen einladen. Ist das okay für Sie?“
„Natürlich. Ich bin schließlich nicht krank.“ Sie machte eine Pause. „Wann?“
„Heute Abend.“
Vor Schreck blieb Marina die Luft weg. Heute Abend schon! Das war viel zu früh. Sie hatten doch eben erst diesem verrückten Plan zugestimmt. Und sie war sich noch nicht einmal sicher, ob sie es überhaupt schaffen würde.
Vor allem wusste sie immer noch nicht, wie sie sich Ronan gegenüber verhalten sollte. Noch kein Mann hatte sie so sehr aufgewühlt. Seinetwegen konnte sie nicht mehr schlafen. Und wenn sie seine Geliebte spielte, musste sie ihm nah sein, ihn vielleicht berühren, zulassen, dass er sie berührte …
„Marina?“
„Ja, ich bin noch dran.“
„Ich hole Sie um sieben ab.“
Um sieben. Es waren nur noch ein paar Stunden bis dahin.
„Ich …
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