Es geschah in einer Sommernacht
Äh …“, stotterte sie. „Natürlich. Ich werde auf Sie warten.“ So, wie sie noch nie auf etwas gewartet hatte. „Wo gehen wir hin? Was soll ich anziehen?“ Das war der Auftakt ihres Schauspiels, und sie würde sich alle Mühe geben.
„Erst zu einer Cocktailparty, und später werden wir zu Abend essen. Irgendwo, wo man uns sieht, aber nicht hört. Fragen Sie Bella, Sie wird Ihnen helfen, etwas Passendes auszusuchen.“
Marina hörte Stimmen im Hintergrund, dann sagte er: „Ich muss jetzt auflegen. Bis später.“
Stille.
Vorsichtig klappte sie das Telefon zu. Ihre Hände waren feucht, und sie wischte sie an ihrem Sommerkleid ab. Der Puls raste, in ihrem Bauch machte sich ein aufgeregtes, flattriges Gefühl breit.
Drei Stunden, um sich zu verwandeln. Nur noch drei Stunden, bis sie so tun musste, als wäre sie Ronan Carlisles Geliebte. Sie musste kritische Beobachter davon überzeugen, dass sie eine so sexy Frau war, dass Ronan Carlisle ihr zu Füßen lag. Und sie musste Ronan davon überzeugen, keinen verstörenden Einfluss auf sie auszuüben.
Sie musste sich selbst und ihn überzeugen, dass ihre Reaktion auf seinen Kuss ein Irrtum gewesen war, ein einmaliger, bedeutungsloser Ausrutscher. Dass er sie so verführerisch ansehen konnte, wie er wollte, ihr ins Ohr flüstern und sie im Arm halten konnte, ohne dass es sie im Geringsten beeindruckte.
Sie schauderte.
Wie sollte sie das bloß schaffen?
Letztendlich hatte Marina mehr Zeit als gut war, um sich fertig zu machen. Zu viel Zeit, um sich Gedanken und Sorgen zu machen. Sie duschte und schminkte sich so, wie es ihr der Stylist gezeigt hatte. Die ganze Zeit über versuchte sie, den Gedanken zu verscheuchen, dass sie drauf und dran war, sich bis auf die Knochen zu blamieren.
Aber wie schlimm konnte es eigentlich noch kommen? Keine Freunde, keine Firma und wahrscheinlich auch keinen Job mehr, wenn Charles Wakefield seine eigenen Leute engagierte. Und Seb und Emma bekamen ein Baby!
Sie musste mit Ronan Carlisle zusammenarbeiten. Wenn es auch nur die geringste Chance gab, dass er ihr die Firma zurückholte, dann musste sie sich auf ihn einlassen. Ihre persönliche Erniedrigung war dabei egal.
Einen Moment lang spürte Marina Angst. Was, wenn Ronan mehr wollte als eine Geliebte in der Öffentlichkeit? Würde er womöglich verlangen, dass sie aus Dankbarkeit das Spiel auch privat weiterspielte? Ihr stockte der Atem bei dem bloßen Gedanken.
Doch dann kam sie wieder zur Vernunft. Die Fantasie ging ja mit ihr durch! Er hatte sie geküsst, aber hinterher war klar gewesen, dass er einfach nur neugierig gewesen war. Er wollte sie nicht. Sie war für ihn höchstens ein Mittel zum Zweck.
In dieser Hinsicht brauchte sie sich also keine Sorgen zu machen. Gott sei Dank!
Marina knöpfte das neue Kleid zu und trat vor den Spiegel. Ungläubig und doch fasziniert starrte sie hinein. Vor einem Jahr hatte sie das letzte Mal neue Kleider gekauft, seitdem musste sie eine gute Kleidergröße verloren haben. Sie war schlanker geworden. Aber das war nicht alles.
Ehrfürchtig strich sie über das seidige Material, das ihre Figur so wunderbar betonte. Es war unglaublich. Sie drehte sich hin und her, um herauszufinden, warum das Kleid so toll saß. Es war nicht zu eng, aber es betonte genau die richtigen Stellen. Stellen, die jetzt einfach nur weiblich wirkten. Üppig, aber nicht plump. Der Ausschnitt war nicht zu tief – ließ jedoch genug erahnen. Sie runzelte die Stirn. Warum sah dieses Kleid so besonders aus?
Warum machte es eine andere Frau aus ihr?
Plötzlich war keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Es klingelte an der Tür. Marina griff nach ihrer Tasche und atmete tief durch. Sie würde jetzt nicht anfangen, an sich zu zweifeln.
Dennoch zitterte ihre Hand, als sie die Tür öffnete.
Ronan traute seinen Augen nicht, als Marina ihm öffnete. Eine Welle hitziger Erregung schoss durch seine Adern.
Er hatte sie seit Tagen nicht gesehen, hatte sich gezwungen, sich nur auf die Geschäfte zu konzentrieren. Doch das war schwerer als gedacht. Sehr viel schwerer. Die Geschäfte interessierten ihn einfach nicht mehr. Marina war in seinem Kopf, seit er sie das erste Mal gesehen hatte, und er konnte nichts dagegen tun.
Und da war sie nun: Marina Lucchesi, seine Geliebte, die ihn mit ihren großen dunklen Augen fragend anblickte.
Er musste etwas sagen, um die Spannung aufzulösen, die in der Luft lag. Aber er konnte nicht. Er stand einfach nur da und versuchte, sich von
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