Es geschah in einer Sommernacht
sein wollte. Das hatte sie ihm klargemacht, zuletzt heute Morgen, als die Möbelpacker ihr Haus ausgeräumt hatten.
Aber ihr blieb nichts anderes übrig, als seine Gastfreundschaft anzunehmen. Dafür hatte er gesorgt.
„Kommen Sie, ich stelle Ihnen Mrs. Sinclair vor. Sie ist meine Haushälterin und freut sich, dass endlich eine Frau hier einzieht.“
Er öffnete die Haustür und führte Marina hinein. Staunend betrachtete sie die neue Umgebung. Ihre Reaktionen waren absolut faszinierend.
Marina begeisterte sich nicht so sehr für den künstlichen Wasserfall auf der Terrasse oder die Yacht, die an seinem privaten Steg ruhte. Vielmehr entzückten sie die einfachen Dinge, denen man das Geld nicht so sehr ansah. Zum Beispiel der liebevoll gepflegte Rosengarten oder das kleine Oberlicht im Flur, das in allen Farben des Regenbogens schimmerte, wenn die Sonne hereinschien. Ganz verliebt war sie auch in die alten Zinngefäße aus dem 19. Jahrhundert, die in der Küche standen.
Als sie ins Obergeschoss gingen, war sie längst nicht mehr so steif und angespannt. Ihre Finger glitten ehrfürchtig über das Treppengeländer aus Zedernholz und streiften die Lilienblüten in derVase auf der Anrichte.
Ronan beobachtete Marina genau und konnte sich immer weniger zurückhalten. Sie war so sinnlich, wie sie den Duft der Blumen einatmete und die Dinge mit ihren Händen berührte.
Er wollte diese Hände auf seinem Körper spüren. Genauso, wie er endlich ihren Körper erforschen wollte.
Als sie sich geküsst hatten, hatte er gemerkt, wie stark sie auf seine Berührungen reagierte. Wie wenig er sich ihr gegenüber kontrollieren konnte. Aber auf das hier war er nicht vorbereitet gewesen. Auf ihre Freude daran, die Dinge um sich herum zu spüren. Es erregte ihn.
„Das hier ist Ihr Zimmer“ Seine Stimme klang fast ein wenig schroff, weil er sich so mühsam beherrschte. Er öffnete die Tür und ließ Marina eintreten. Die Hände steckte er eilig in die Taschen, als sie ihn im Vorbeigehen streifte.
„Oh.“ Marina seufzte überrascht. Ihre kindliche Begeisterung war einfach entzückend.
„Es ist wunderschön. Vielen Dank, Ronan.“ Für einen kurzen Moment begegneten sich ihre Blicke.
„Mit dem größten Vergnügen.“ Seine Stimme klang heiser, als er ihr zusah, wie sie mit den Fingerspitzen über die Bettdecke aus altrosa Seide glitt. Er würde nicht daran denken, wie es wäre, sie in diesem Bett unter sich zu spüren.
„Hier ist das Badezimmer.“ Er deutete auf die Tür an einer Seite des Zimmers. Er würde sich auch nicht vorzustellen, wie sie in der riesigen Badewanne lag, die fast die Hälfte des Raums einnahm. Oder wie sie nackt vor dem Spiegel stand.
Noch nicht.
Sein Handy klingelte. Widerwillig zog er es aus der Hosentasche und betrachtete die Nummer im Display. Genau die Art Ablenkung, die er jetzt brauchte.
„Fühlen Sie sich wie zu Hause, Marina. Ich muss kurz telefonieren.“
Sie stand am Fenster und nickte nur, während sie über den Garten hinweg zum Meer hinausschaute.
Ronan hielt den Hörer ans Ohr und ging aus dem Zimmer. „Hey, Kleines. Wie gehts dir?“
Marina sah Ronan zu, wie er sich durch die Menschenmenge schob und auf die Terrasse des Opernhauses von Sydney trat, um in Ruhe zu telefonieren.
Es war wieder einmal seine Schwester. Marina wusste es in dem Moment, als er entschied, den Anruf anzunehmen. Nur wenige Leute hatten Ronans Privatnummer, und wenn seine Schwester anrief, ging er immer sofort ran. Er war ein liebevoller Bruder, der sich gewissenhaft um die Familie kümmerte. Der offensichtliche Widerspruch zu dem knallharten, erfolgsverwöhnten Geschäftsmann war irgendwie faszinierend.
Das erste Mal, dass sie hörte, wie er mit seiner Schwester sprach – es war der Tag, als sie bei ihm einzog – hatte sie gedacht, dass es eine seiner Freundinnen wäre. Ronans Stimme hatte so ungewöhnlich weich und zärtlich geklungen.
Oh, sie war rasend vor Eifersucht gewesen!
Mittlerweile hatte Ronan das Gespräch beendet und kam zurück ins Foyer, wo Marina sich mit Sir John Biddulph, einem seiner Geschäftsfreunde, unterhielt. Gemeinsam plauderten sie noch eine Weile, bis es klingelte und die Pause vorüber war. Marina war überrascht, dass Ronan nicht versucht hatte, die Unterhaltung an sich zu reißen. Er schien sich genauso für ihre Meinung wie die von Sir John zu interessieren. Und ganz offenbar tat er es nicht nur aus Höflichkeit.
Er redete tatsächlich auf Augenhöhe mit ihr. Das war
Weitere Kostenlose Bücher