Es geschah in einer Sommernacht
die sie mit sich herumtrug, seit sie dreizehn war.
Egal, auf Dauer würde ihr das sowieso auf die Nerven gehen. Ganz sicher.
„Als Wakefield gehört hat, dass ich es ernst mit Ihnen meine, war er sofort hellwach. Er denkt jetzt, dass Sie meine Schwachstelle sind, und kann es kaum erwarten, Sie mir auszuspannen. Vor allem, weil er einen Trumpf in der Hand hält.“
„Welchen?“
„Ihre Firma, Marina. Er wird versuchen, Sie damit zu erpressen.“
Als ob dieser Schmierfink sie kaufen könnte, indem er ihr die Firma zurückgab! Oder indem er einfach nur in Aussicht stellte, darüber zu reden. Mehr hatte er schließlich nie versprochen.
Sie hatte keine Wahl: Sie musste Ronans Spiel mitspielen. Sie saß in der Falle und hatte keine Chance bis auf die, die Ronan ihr zeigte.
Da waren Seb und Emma. Und das Baby. Seb würde noch jahrelang unter seinem dämlichen Fehler zu leiden haben. Und dann die Firma, das Erbe ihrer Eltern. Sie konnte jetzt nicht einfach aufgeben und Wakefield freie Hand lassen. Er würde alle Angestellten entlassen. Menschen, die zu ihrem Leben gehörten. Viele von ihnen waren zu alt, um noch einen neuen Job zu finden.
Marina betrachtete Ronan stumm. Obwohl das Licht dämmrig war, erkannte sie deutlich seinen energischen Gesichtsausdruck. Zwar konnte sie nicht ergründen, was er dachte, aber er strahlte Stärke und Willenskraft aus. Er war ein Mann, der spielte, um zu gewinnen. Ein Mann, der ihr geben konnte, was sie wollte.
„Aber wenn er denkt, dass ich bei Ihnen einziehe, wird er aufgeben.“
Ronan schüttelte den Kopf. „Dadurch wird die Herausforderung größer. Sein Ego ist riesig. Er wird gar nicht auf die Idee kommen, dass er Sie nicht haben kann.“
Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln, das Marina erschaudern ließ. „Er wird nicht widerstehen können.“
Der Schauder verwandelte sich in verbotene Erregung.
Es war lächerlich, aber sie konnte nichts dafür. Nicht, solange sich sein Blick auf ihrer Haut anfühlte wie eine glühende Liebkosung. Sein Duft, herb, männlich und aufregend, machte sie fast wahnsinnig.
„Jedes Mal, wenn er uns zusammen sieht, wird er vor Eifersucht rasen.“
Marina schluckte. Ihr wurde heiß von dem Feuer in RonansBlick. Wie solltesie es bloß aushalten, vorWakefield so zu tun, als seien sie ein Liebespaar?
„Aber ich muss doch nicht wirklich bei Ihnen einziehen, oder?“, fragte sie unsicher.
Amüsiert hob er eine Augebraue. „Natürlich müssen Sie.
Es muss so aussehen, als seien wir ein richtiges Paar. Wakefield ist zwar ein egoistisches Schwein, aber er ist nicht dumm. Das macht ihn so gefährlich.“
Marina ließ sich gegen die Stuhllehne zurückfallen. Plötzlich fühlte sie sich müde und erschöpft. Die Schlinge um ihren Hals wurde immer enger. Sie hatte dem Plan zugestimmt, jetzt musste sie mitmachen. Ganz oder gar nicht.
Und doch spürte sie tief im Innern eine undefinierbare Angst. Die Sache war ihr nicht geheuer, sie hatte sie nicht unter Kontrolle.
Verunsichert starrte den Mann an, der so einfach ihr Leben in die Hand genommen hatte. Konnte sie ihm wirklich vertrauen? Würde sie es schaffen, einfach ihre Rolle zu spielen und nichts zu erwarten? Keine albernen Träume, vergeblichen Hoffnungen und Sehnsüchte?
„Und Sie verkaufen ihr Haus“, bemerkte er. „Sie werden sowieso bald umziehen müssen.“
„Es ist schon verkauft“, platzte sie heraus. Seb hatte es ihr heute Morgen gesagt. Die Schuldgefühle standen ihrem kleinen Bruder ins Gesicht geschrieben. Er wusste nur zu gut, dass seine Dummheit schuld daran war, dass sie das Haus verkaufen mussten.
Ronan runzelte die Stirn. „So schnell?“
Marina nickte. Es war der richtige Moment. Der Käufer war bereit, den vollen Preis zu zahlen, und in ihrer Situation musste sie einfach zustimmen. Eigentlich hatte sie morgen nach einer Wohnung suchen wollen. Das Angebot ihres Bruders, bei ihm und Emma zu bleiben, konnte sie jedenfalls nicht annehmen.
Es war dumm, einem leeren Haus hinterherzutrauern. Trotzdem spürte Marina einen dicken Kloß im Hals. Der Verkauf war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, hatte sie keine Kraft mehr. Immer hatte sie irgendwie gekämpft, doch jetzt war sie zu müde und zu schwach dazu.
Als hätte er ihre Gedanken erraten, lehnte Ronan sich plötzlich vor und schloss warm seine Hände um ihre. Marina blinzelte heftig gegen die Tränen an, die ihr in die Augen traten.
„Sehen
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