Es geschah in einer Sommernacht
erwiderte sie. „Ich kann Wakefield nicht dazu zwingen, mir mein Eigentum zurückzugeben, nur weil er denkt, dass ich Ihre …“
„Dass Sie meine Geliebte sind.“
Marina sah, wie seine Lippen das Wort formten. Plötzlich vergaß sie, was sie sagen wollte. Sie konnte nur noch an eins denken: Wie seine Lippen sich auf ihren angefühlt hatten, wie seine Zunge ihre liebkost hatte und wie seine Hände so wissend von ihrem Körper Besitz genommen hatten.
Und wie sie um mehr gebettelt hatte. Nicht nur einmal. Es hatte sie nicht mal gestört, dass man ihnen dabei zusehen konnte.
Sie griff nach ihrem Wasserglas und trank es in einem Zug leer.
„Sie können Wakefield vielleicht nicht in die Knie zwingen. Ich schon.“ Bei jedem anderen hätte es wie eine leere Versprechung geklungen. Bei ihm nicht.
Marina sah die unversöhnlicheWut in RonansAugen und spürte erneut fast so etwas wie Mitleid mit Wakefield. Er hätte sich nie mit Ronan Carlisle anlegen dürfen. Wenn einen Mann wie ihn die blanke Wut packte, hatte niemand mehr eine Chance. Seine harte Miene wirkte bedrohlich, der Blick funkelte angriffslustig. Nein, mit ihm war nicht mehr zu spaßen.
„Ich weiß, was ich tue. Und ich habe nicht vor, zu verlieren.“
Sie glaubte ihm. Zumindest, was Wakefield betraf. Aber ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr auch, dass irgendetwas mit diesem Plan nicht stimmte. Sie spürte, dass mehr dahinter steckte, als Ronan ihr erzählte. Etwas, dass er mit Absicht verschwieg.
Noch schlimmer war allerdings, dass sie sich trotz allem nicht gegen ihn wehren konnte. Ihre innere Stimme schrie fast, dass sie endlich verschwinden sollte, und doch tat sie es nicht.
„Es wäre nicht klug, jetzt aufzugeben, Marina.“
„Warum nicht? Was verheimlichen Sie mir?“ Sie beugte sich vor und bemerkte ein zufriedenes Aufblitzen in Ronans Augen, während er die Arme vor der Brust verschränkte. Die Bewegung lenkte ihre Aufmerksamkeit auf seine breiten, muskulösen Schultern.
„Haben Sie nicht gemerkt, wie er Sie angesehen hat?“
„Mir ist es davon eiskalt den Rücken hinuntergelaufen, falls Sie das meinen. Aber das beweist noch gar nichts.“ Wenn die Situation nicht so erbärmlich gewesen wäre, sie hätte fast lachen müssen. Der erste Abend in ihrem Leben, an dem sie sich für einen Mann attraktiv gemacht hatte, und dann war es ausgerechnet für Wakefield geschehen!
„Er ist auf jeden Fall interessiert. Er hat den Köder geschluckt.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Sagen wir, er hat es klar ausgedrückt.“
Marina hörte den verächtlichen Tonfall in Ronans Stimme und wollte lieber nicht nachfragen.
„Dann ist er eben interessiert. Und? Es gibt bestimmt viele Frauen in Sydney, an denen er Interesse hat. Sein Revier wird nicht gerade klein sein.“
„Aber nur Sie sind mit mir zusammen. Verstehen Sie nicht, was das bedeutet? Er wird Sie mir um jeden Preis wegnehmen wollen. Ich habe das Spiel mitgespielt und ihn natürlich in seine Schranken gewiesen.“ Er lachte beim bloßen Gedanken daran.
Trotz ihrerVorsätze wurde Marina neugierig. Mehr noch: Sie war begeistert! Ein idiotischer, lächerlicher Teil von ihr wünschte sich, dass Ronan das getan hatte, weil ihm wirklich etwas an ihr lag. Wie tief konnte sie noch sinken?
„Wirklich?“
„Wirklich.“ Sein Blick hielt ihren fest. Sie wagte kaum zu atmen. „Warum habe ich ihm wohl erzählt, dass Sie bei mir einziehen?“
„Das habe ich mich auch schon gefragt.“
Er lächelte. „Wakefield weiß, dass ich noch nie mit einer Frau zusammengewohnt habe.“
Marina nahm die Glaskaraffe und schenkte sich noch einen Schluck Wasser ein. Sie brauchte etwas, um das selige Grinsen zu verstecken, das sich auf ihrem Gesicht ausbreiten wollte.
Er tat doch nur so! Spielte seine Rolle. Er wollte nicht wirklich, dass sie bei ihm einzog. Aber so idiotisch es auch war – sie freute sich, dass er noch nie zuvor mit einer Frau zusammengelebt hatte.
„Er hat angebissen.“ Ronan unterbrach ihre Gedanken. „Er hat Sie nur kurz angesehen, und schon konnte er nicht mehr klar denken. Und als ich ihm gedroht habe …“
„Sie haben was?“
„Ich habe ihm klargemacht, dass er mein Revier betritt.“ Ronan zuckte die Schultern. Als ob Wakefield eine lästige Fliege wäre, keine ernst zu nehmende Gefahr.
Einen verträumten Moment lang stellte Marina sich vor, wie es wäre, wenn dieser starke Mann sie tatsächlich vor der Welt beschützte. Wenn er ihr die Last von den Schultern nahm,
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