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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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studiert hatten, ging Ralph auf zwei Fischer
zu, die auf einer Mole ihre Netze zusammenrollten, und sie deuteten auf ein
Café, das alles andere als vielversprechend aussah.
    Der Kellner wischte die Vinyltischdecke ab und
knallte einen Plastikkorb mit Brot und Besteck mitten auf den Tisch.
    »Du magst doch Meeresfrüchte?« fragte Ralph,
während der Kellner ihm die verschiedenen Gerichte aufzählte und er sie in
fließendem Französisch mit ihm durchsprach. Sie wußte nicht, weshalb es sie
überraschte, daß er die Sprache so gut beherrschte.
    »Ich glaube, wenn ich Meeresfrüchte nicht mögen
würde, hätte ich es dir inzwischen gesagt«, erwiderte Gemma lächelnd.
    Er bestellte die größte Platte mit gemischten
Meeresfrüchten, die sie je gesehen hatte. Ein Dutzend Austern lagen darauf, ein
ganzer Hummer, Berge von Krabben und Strandschnecken, die man mit einer Nadel
aß.
    »Also, das hier«, sagte Ralph und nahm eine Schale
gelber Mayonnaise, um daran zu schnuppern, »enthält Unmengen von Knoblauch, ich
rede von Knollen und nicht etwa von Zehen, und ich werde diese Mayonnaise noch
nicht einmal probieren, solange du nicht hoch und heilig versprochen hast, auch
davon zu essen, denn andernfalls wird es einer von uns beiden im Wagen kaum
aushalten...«
    Gemma nahm die Herausforderung an. Sie lud sich
Mayonnaise auf die Gabel und steckte sie direkt in den Mund. Dabei grinste sie
Ralph an. Die Mayonnaise war ölig, stark geknofelt und köstlich. Dann machten
sie sich daran, die Platte, die vor ihnen stand, leer zu essen, und den
salzigen Geschmack des Meeres spülten sie mit einem frischen Weißwein hinunter.
    »Das war ein wunderbares Mittagessen«, sagte
Gemma, nachdem sie die Auster geschlürft hatte, die sie sich bis zum Schluß
aufgehoben hatte. »Ich danke dir ganz herzlich.«
    »Gern geschehen«, erwiderte er, und ihr fiel
auf, wie sehr sie diese simple Antwort vermißt hatte, die Amerikaner immer
geben, die die Engländer jedoch für überflüssig halten. Sie war entspannt, wenn
sie mit Ralph zusammen war. Sie genoß den Umgang mit ihm. Seine Anschauungen
waren ungewöhnlich, und nett war er auch. »Das Aussehen ist doch völlig egal«,
konnte sie Shirley sagen hören. »Was man sich wünscht, das ist ein netter
Mann.«
    Als sie seinen Rücken ansah, während er mit dem
Kellner plauderte, ertappte sie sich bei dem Gedanken, daß er außerdem auch
recht attraktiv war. Der Meinung war sie nicht gewesen, als sie ihm das erste
Mal begegnet war. Sie mochte dunkle, grüblerische Männer, und Ralph war
rothaarig und offen. Sie hatte sein strahlendes Lächeln als mangelnden
Scharfsinn interpretiert, doch diese These stützte sich auf nichts. Wie viele
Männer, die sie kannte, wären auf den Gedanken gekommen, mit ihr zum Mittagessen
in ein französisches Fischerdorf zu fahren? fragte sie sich. Einen ansehnlichen
Körper hatte er auch, den Körper eines guten Schwimmers, mit breiten Schultern
und schmalen Hüften. Seine Levis saßen perfekt, und bei ihm war keine Spur von
einem fetten Hintern zu sehen, der die Rückenansicht so vieler amerikanischer
Männer verdarb.
    Sie sagte sich, daß es ihr durchaus lieb gewesen
wäre, wenn er sie gefragt hätte, ob sie Lust hätte, den Nachmittag im Bett zu
verbringen. Sie waren auf der Suche nach einem Restaurant an einem schäbigen
kleinen Hotel vorbeigekommen, und sie war in ihren Phantasien bereits so weit
fortgeschritten, daß sie beinah enttäuscht war, als er mit zwei kleinen Tassen
schwarzem Kaffee an den Tisch zurückkehrte und vorschlug, sie sollten einen
Spaziergang machen.
    »Ich muß sehen, daß ich einen Teil von diesem
Wein wieder rausschwitze«, sagte er.
    Ja, dachte Gemma und kehrte augenblicklich
wieder in die Realität zurück. Ich glaube, das habe ich auch nötig.
     
    »Worüber schreibst du im Moment?« fragte sie
ihn, als sie am Strand entlangliefen. Die Ebbe hatte eingesetzt, und das Wasser
hatte sich so weit zurückgezogen, daß der Hafen und ein großer Teil der Bucht
verschlammt waren. Sie hatte schon viele Schriftsteller kennengelernt, aber
keiner von ihnen war so zurückhaltend gewesen wie Ralph, wenn es um seine
Arbeit ging.
    »Ach, über dies und jenes.«
    »Redest du nicht gern über deine Arbeit?«
    »Ist dir jemals ein Schriftsteller begegnet, der
nicht gern über seine Arbeit redet?«
    »Tja, also...«
    »Genau. Der typische Romancier — er erzählt dir
endlos und ewig von seinem Buch, mindestens eine Stunde lang.« Ralph schaute
lächelnd auf

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