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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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zuzuschieben.
    »Wenn du jetzt hier wärst, Stell, was tätest
du?« flüsterte Shirley in die Nachtluft. »Ich weiß, daß ich dir versprochen
habe, dein Geheimnis zu bewahren, aber es wird trotzdem alles rauskommen. Ich
kann nichts dagegen unternehmen. Das einzige, was ich tun kann, ist, es
leichter zu machen. Verstehst du, es könnte sein, daß ich es für alle
Beteiligten leichter machen kann...«
    Eine Palme aus roten und grünen Sternen
explodierte hoch oben am Himmel über dem Meer. Ein lauter Knall. Shirley
lächelte vor sich hin. Wenn sie nicht ganz so vernünftig gewesen wäre, hätte
sie darin ein Zeichen gesehen.
     
    Sie hatte Stellas Geheimnisse immer für sich
behalten. Anfangs waren es nur kleine Geheimnisse gewesen: Pennies, die sie aus
der Registrierkasse gestohlen hatte, um Brausepulver zu kaufen, Zigaretten, die
sie unter den eisernen Pfeilern des Landungsstegs rauchte, Küsse, die sie sich
von den groben Kerlen geben ließ, die das Karussell aufbauten, wenn am
Ostermontag Kirmes gefeiert wurde.
    Sie hatte auch schon lange vor allen anderen von
Mr. Blair gewußt, doch sie hatte sich nie dazu zwingen können, ihn, und sei es
auch nur in Gedanken, Laurie zu nennen. Er war die erste männliche Lehrkraft,
die sie an der Schule hatten. Und für lange Zeit auch die letzte. Er trug
rostfarbene Kordsamthosen, und in den ersten Wochen nach seinem Eintreffen
wurde in der ganzen Stadt über nichts anderes geredet.
    Er kam an die Schule, als Stella in die sechste
Klasse ging. Dad hatte sich nie verziehen, daß er sie damals nicht von der
Schule genommen hatte. Sie hatte die Schule ohnehin gegen seinen Willen
besucht. Die Rektorin war persönlich in den Laden gekommen, um mit ihm zu
sprechen. Stella sei ein außerordentlich begabtes Mädchen, hatte Shirley sie
sagen hören, während sie in der Küche hinter dem Geschäft Tee zubereitete, denn
Miss Reids laute Stimme war durch die Wand gedrungen. Sie war dazu geschaffen,
das College zu besuchen. Dad hielt nichts vom College, und für ein Mädchen
schon gar nicht, aber Miss Reid war es nicht gewöhnt, provoziert zu werden, und
sie dachte gar nicht daran zu gehen, solange sie ihren Kopf nicht durchgesetzt
hatte. Sie blieb so lange, daß Dad Shirley gerufen und sie gebeten hatte, Miss
Reid eine leckere Fischmahlzeit zum Abendessen zuzubereiten, obwohl sie ganz
allein im Geschäft bediente.
    Sämtliche Mädchen verliebten sich in Mr. Blair,
obwohl er eine todschicke Frau hatte, die einen weißen Wagen fuhr. Nie war
Kunsterziehung derart gefragt gewesen. Dad wollte es nicht, daß Stella ihre
Flauptfächer wechselte. Es sei ohnehin schon schlimm genug, sagte er, daß er
sie unterstützen mußte, während sie ihre Zeit damit vergeudete, Sprachen zu
lernen, aber er dachte gar nicht daran, für ihren Unterhalt aufzukommen, wenn
sie sich darauf beschränkte, hübsche Bilder zu malen. Sogar Stella konnte
erkennen, daß sie auf verlorenem Boden kämpfte. Sie gewöhnte sich an, nach der
Schule den privaten Kunstunterricht zu besuchen. Sie müsse nach den
Schulstunden noch in der Bibliothek lernen, erzählte sie Dad in aller Unschuld
und lächelte ihm dabei ins Gesicht, doch sowie er ihr den Rücken zuwandte,
bedeutete sie ihm, er könnte sie mal.
    Shirley wußte es. Sie konnte es kommen sehen.
Ihr war aufgefallen, wie Mr. Blair sie beim Schulsportfest beobachtet hatte.
Stella mit den langen Beinen, wie sie triumphierend im Scherensprung über die
Hürde setzte.
    »Versprich mir, daß du nichts sagen wirst«,
hatte Stella geflüstert. »Versprich es mir, Shirl.«
    Sie hatte es ihr versprochen. Sie hielt es für
einen reinen Schulmädchenschwarm. Stella würde darüber hinwegkommen, ohne daß
sie Schaden nahm, und Mr. Blair würde schon früh genug wieder zur Besinnung
kommen.
    »Sieh dich bloß vor«, sagte sie zu ihrer
Schwester, ohne sich in diesen Dingen wirklich auszukennen, doch sie hatte das
Gefühl, etwas sagen zu müssen. Schließlich war sie die ältere Schwester und
bereits verlobt.
    »Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu
machen«, hatte Stella ihr versichert. »Ich habe nicht vor, mir was Kleines
an-hängen zu lassen.«
    Sie zeigte ihrer Schwester einen Behälter mit
einem Pessar darin. Shirley war derart schockiert, daß sie nie fragte, woher
sie das hatte. In jenen Zeiten hatten sie einem nichts gegeben, solange man
nicht verheiratet war, und manchmal auch dann nicht. Sie und Ken wollten noch
ein Weilchen warten, ehe sie eine Familie gründeten. Als sie ein

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