Es gibt kein nächstes Mal
nicht umgesehen und ihr auch nicht gewunken. Dann hatte er ein Taxi
angehalten, aber wohin fuhr er? Es wirkte fast, als hätte er alles schon
geplant. Es erschien so endgültig.
Daisy hatte in der Abendsonne, die hereinschien,
auf dem Fußboden gesessen und geweint, bis keine Tränen mehr kamen, und dann
hatte sie ein Bad genommen, war ins Bett gegangen und hatte sich auf ihrer
Bettseite zusammengerollt. Es schien noch zu früh zu sein, um es sich in der
Mitte des Betts bequem zu machen, in sein Territorium vorzudringen. Sie stellte
fest, daß sie seit dem Tag, an dem sie einander begegnet waren, nicht eine
einzige ganze Nacht ohne ihn verbracht hatte.
2. Stell die Möbel um. Veranstalte einen
Frühjahrsputz.
Am ersten Morgen ging sie zu Harvey Nichols und
kaufte sich eine komplette neue Bettwäschegarnitur. In Anlehnung an ein Gemälde
von Picasso war der Bettbezug mit kühnen Klecksen in knalligen Primärfarben
versehen. Dazu passend kaufte sie kornblumenblaue Kissenbezüge und Laken.
Geschmackvoll, aber schrill. Oliver hätte dieses Bettzeug nicht gemocht, und,
was noch wichtiger war, man mußte es nicht jeden zweiten Tag waschen.
3. Leih dir in einer Videothek einen
tränentreibenden Film aus, kauf eine Schachtel Kleenex und heul dich richtig
aus.
Die Auswahl im Papierwarenladen war nicht
besonders groß. Daisy entschied sich für Terminator 2 — »Nehmen Sie es
bloß nicht zu persönlich« — , doch diese Wahl schien sich nicht zu bewähren.
4. Schließ dich einem Fitneßclub an.
Es war heiß, noch heißer als in Griechenland,
Das Wetter brach sämtliche Rekorde. Es war ein Kinderspiel, einfach ein Buch in
den Park mitzunehmen, sich dort ins Gras zu legen, zu dösen und gelegentlich eine
Seite umzublättern. Nach ein paar Tagen beschloß Daisy jedoch, daß die Arbeit
ihr dabei helfen würde, diese unwirkliche Phase zu überstehen, ehe sie ihr
Leben wieder in Angriff nehmen konnte. Sie entschied sich, ihre
Lieblingsredakteure anzurufen und alles anzunehmen, was ihr angeboten wurde.
»O Daisy, ich bin ja so froh, daß du anrufst.
Ach, wirklich? Wie war es? Bist du schön braun geworden? Prima. Sieh mal, ich
habe eine Freikarte für dieses amerikanische Fitneßstudio, das gerade erst
eröffnet hat. Ich brauche jemanden, der unbekleidet gut aussieht.«
Schließ dich einem Fitneßclub an, dachte Daisy
lächelnd. Nun ja, solange es nur für einen einzigen Tag war.
Ein PR-Mädchen in makellosen weißen Jeans und
einem weißen Sweatshirt mit dem sehr diskreten, dunkelgrünen Clubemblem über
der linken Brust begrüßte Daisy an der Tür und stellte ihr Marlon vor, einen
Schwarzen mit nahezu glattrasiertem Schädel, abgesehen von einem quadratischen
Polster mitten auf dem Kopf, das leuchtend orangefarben gefärbt war.
»Marlon wird heute Ihr persönlicher
Leibeserzieher sein«, sagte sie ohne eine Spur von Ironie.
Daisy wurde augenblicklich klar, daß der
kastanienbraune Trainingsanzug, den sie schon seit ihren Schulzeiten besaß, in
dieser Umgebung nicht zulässig war. So wie es einige altehrwürdige Clubs in der
Stadt gab, die immer noch darauf beharrten, daß Gentlemen Krawatten trugen, gab
es auch gewisse Sportclubs, sagte sich Daisy, zu denen man nur Zutritt hatte,
wenn man sich in ein seltsames Trikot zwängen ließ, das von vorn wie ein
Badeanzug aussah, auf dem Hintern jedoch aus irgendwelchen unverständlichen
Gründen in einem schmalen Riemen auslief, damit man jetzt, als sei es einem
nicht schon peinlich genug, seine Pobacken zu zeigen, auch noch die
Aufmerksamkeit auf sie lenken mußte, indem man sich in Radfahrershorts
einpassen ließ, die genau dort endeten, wo die Oberschenkel am fettesten waren.
Und als sei dem erforderlichen Maß an Demütigungen damit immer noch nicht
Genüge getan, mußten diese Shorts neonrosa sein, oder so knallorange wie das
Zeug, das Straßenbauarbeiter trugen, oder was es sonst noch an
Sicherheitsfarben gab...
»In Ihrer Größe haben wir nur Margarita da.« Das PR-Mädchen hatte sie in das Ausstattungsgeschäft des Clubs geführt und
hielt mit der einen Hand giftgrüne Shorts hoch und mit der anderen ein knappes
Trikot, das Zebrastreifen in Schwarz und Giftgrün aufwies.
Daisy trödelte lange Zeit in der Umkleidekabine
herum und fragte sich, wie sie sich vor diesem Auftrag drücken konnte. Sie
wußte, daß es kein Entkommen gab. In der Sporthalle wartete Marlon bereits auf
sie. Der Ausgang zur wirklichen Welt wurde von dem PR-Mädchen bewacht.
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