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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Daisy
drehte sich um und betrachtete in der Spiegelwand ihre Seitenansicht. Besser
als die Frontale, sagte sie sich, aber vielleicht war sie auch nur dabei, sich
daran zu gewöhnen. Denk an die Sauna hinterher, sagte sie sich. Sie holte tief
Luft, zog den Bauch ein und stieß die Tür auf.
     
    »Versuchen Sie, auf zwanzig zu kommen«, sagte
Marlon und ließ sie stehen. Sie war über das Trizepsgerät gebeugt und fragte
sich, wie sie es fünfmal schaffen sollte.
    Er hatte ihr nicht geglaubt, als sie gesagt
hatte, sie sei nicht allzu fit. Er hatte sie gefragt, welche Übungen sie
gewöhnlich machte, und aus irgendwelchen Gründen hatte sie nicht zugeben
wollen, daß sie absolut keinen Sport trieb. »Früher bin ich zu Aerobic-Kursen
gegangen«, hatte sie kläglich geantwortet und an ihren einzigen Besuch dort
gedacht, auf den hin sie beschlossen hatte, Aerobic sei nichts für Mädchen mit
Brüsten.
    Daisy sah sich unter den übrigen Besuchern um.
Alles in allem Schickeria. Einen Moment lang fragte sie sich, ob man eigens für
sie eine Busladung vollendeter Körper angekarrt hatte. Ein Fotograf der
Zeitschrift würde später eintreffen. Daisy wischte sich mit dem Handrücken über
die Stirn und erkannte zu spät den Zweck des passenden Frotteestirnbands, das
ihr das PR-Mädchen angeboten und das Daisy in dem Glauben abgelehnt hatte, sie
böte ohnehin schon einen lächerlichen Anblick.
    Warum ächzten die Männer? fragte sich Daisy.
Handelte es sich bei Scherenbewegungen der Beine oder beim Herunterziehen von
Stangen, die mit Gewichten beschwert waren, um eine Form von verdrängter
Masturbation? Wenn man die Augen schloß und lauschte, hätte man glauben können,
man stünde in einem Bordell auf dem Treppenabsatz und um einen herum würden
überall anstrengende Akte vollzogen.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, konnte sich
Daisy nicht entscheiden, ob sie den unverhohlenen Narzißmus, den sie überall um
sich herum beobachten konnte, wirklich widerlich fand oder ob sie einfach nur
neidisch war. Sie machte sich ein paar Notizen und begann sich auszumalen, wie
sie Oliver diesen Ort beschreiben würde, und dann versetzte ihr die Erkenntnis
einen Stich, als sie begriff, daß sie ihm nichts davon erzählen würde. Sie
hatte ihre Texte immer erst an Oliver erprobt. Wenn ihr gefiel, wie sich ein
Satz herausbildete, dann sagte sie diesen Satz zu ihm, und wenn er daraufhin,
nicht ohne eine gewisse Bewunderung, lächelte, dann wußte sie, daß sie den Satz
so stehenlassen konnte. Oft besaß er die Geistesgegenwart, ein Wortspiel zu
verbessern oder sie auf ein Zitat hinzuweisen, das veranschaulichte, was sie
ausdrücken wollte. Was würde sie ohne ihn tun? Sie wünschte, der Fotograf würde
bald eintreffen. Marlon kam wieder auf sie zu, und es kostete sie Mühe, nicht
heulend die Flucht anzutreten.
     
    Sie hatten ihr das Trikot mit den giftgrünen und
schwarzen Zebrastreifen geschenkt. Sie hatten es sogar in eine Tragetasche aus
weißer Baumwolle mit dem Clubemblem gepackt. Es hing wie ein Bleigewicht an
ihrer Schulter, bis sie beschloß, die Tasche samt Inhalt einer Mülltonne zu
übereignen.
    Bei einem Krug frischgepreßtem Grapefruitsaft
(Zitrusfrüchte, dachte Daisy erleichtert) hatte das PR-Mädchen darauf
bestanden, die Broschüre des Clubs gemeinsam mit ihr durchzusprechen, inklusive
des Angebots an kosmetischen Behandlungen und Therapien. Dann hätte ich hiermit
den Fitneßclub und die Zitrusfrüchte hinter mich gebracht, sagte sich Daisy.
Wenn ich darauf gedrängt hätte, hätte ich wahrscheinlich auch noch eine
Gesichtsbehandlung umsonst bekommen, und damit war Nummer fünf abgehakt, und
doch war der Raum, den Oliver in ihrem Leben eingenommen hatte und jetzt nicht
mehr einnahm, bei weitem noch nicht ausgefüllt.
     
    6. Ändere dein Image. Das ist genau der richtige
Zeitpunkt, dein Make-up zu verändern oder dir diesen Haarschnitt zuzulegen, mit
dem du schon immer geliebäugelt hast.
    Sogar bei dieser Hitze dauerte es Ewigkeiten,
bis ihr Haar getrocknet war. Daisy war sicher, daß ihr ohne diese Mähne nicht
so heiß gewesen wäre und daß sie mit kurzem Haar viel weniger Last gehabt
hätte. Und außerdem war sie nur einen Katzensprung von Trevor Sorbie entfernt.
Nachdem sie in all diesen Spiegeln ihre giftgrünen Schenkel gesehen hatte, mußte
sie sich dringend etwas Gutes tun. Wenn sie sich jetzt eine Zeitlang loben
ließ, wie dicht ihr Haar war, welche Spannkraft es besaß und wie intensiv der
Farbton war, dann

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