Es gibt kein nächstes Mal
richtigen Stimmung war, einen Artikel am besten ein oder zwei
Tage ruhen ließ. Daisy stand auf und schaute in den Kühlschrank. Sie fand
nichts anderes zu trinken als Tomatensaft, und als sie ihn einschenkte,
plumpste auch ein großer Klumpen grauer Schimmel in ihr Glas. Du wirst dich in
den Griff kriegen müssen, sagte sie sich. Dann nahm sie ihre Wagenschlüssel und
lief zielstrebig auf die Straße hinaus. Nach etwa einer Viertelstunde fiel ihr
wieder ein, wo sie den Wagen das letzte Mal geparkt hatte.
Daisy packte die letzte Tragetasche aus. Wasser
kochte in einem Topf auf dem Herd, und ein Päckchen frische Paglia e fieno lag neben einem Töpfchen Pesto (anwärmen überflüssig) auf der Arbeitsfläche.
Heutzutage kann sogar der letzte Idiot eine anständige Mahlzeit kochen, sagte
Oliver immer, und er hatte recht. Daisy war recht zufrieden mit ihren Mühen,
als sie eine Tüte grünen Salat aufriß und ihn auf einem Teller arrangierte, das
Päckchen mit den Nudeln aufschlitzte und sie ins Wasser warf.
Dann läutete das Telefon. »Ist Oliver da?«
fragte eine angenehme weibliche Stimme.
»Nein, ich fürchte, er ist nicht da«, erwiderte
Daisy.
»Spreche ich mit Daisy?«
»Ja.«
»Hier ist Caroline Thomas. Ich weiß, daß Oliver
Ihnen erzählt hat, womit ich mich befasse...«
Daisy wußte nicht, warum sie so darauf
reagierte, wie sie es tat. Vielleicht war es der Instinkt der Journalistin, so zu
tun, als wisse sie mehr, als sie in Wirklichkeit wußte. Vielleicht war sie aber
auch einfach nur neugierig. »Ja«, sagte sie und fügte obendrein noch hinzu:
»Wie kommen Sie voran?«
Daher berichtete ihr Caroline, was sich getan
hatte, und Daisy hörte ihr schweigend zu. Hinterher sagte sie dann, es freute
sie, daß Caroline so große Fortschritte machte, und sie würde Oliver
ausrichten, daß er sie selbst zurückrufen solle. Dann legte sie den Hörer auf
und war sehr traurig, weil Oliver ihr nichts davon erzählt hatte. Vor allem, da
er es ihr ganz offensichtlich hatte sagen wollen, denn er hatte Caroline
erzählt, sie sei darüber informiert.
Daisy erinnerte sich an all die Überlegungen,
die sie im Lauf der letzten Wochen vor ihm geheimgehalten hatte, und sie sagte
sich schuldbewußt, wie reizbar und launisch sie gewesen war und wie schwer es
für ihn gewesen sein mußte, mit ihr auszukommen. Sogar so schwer, daß er sich
nicht in der Lage gesehen hatte, ihr von einer ernsthaften und tiefgreifenden
Entscheidung zu berichten, die er getroffen hatte.
Früher hatten sie einander so nahegestanden, und
jetzt, o Lol! Was war nur passiert?
Daisy weinte und weinte, bis ihr die Paglia e
fieno einfielen. Sie stürzte in die Küche und stellte fest, daß der Herd
mit schäumendem Nudelwasser überschwemmt war, und die blaßgrünen und weißen
Stränge waren in dem rotglühenden Topf hart und braun geworden.
23
»Ach so, ich verstehe. Gemma, hier spricht deine
Tante Shirley. Könntest du mal anrufen? Ja, richtig. Ach so. Ich hoffe, es geht
dir gut. Liebe Grüße von Shirley.«
Gemma lächelte, als sie die Nachricht abhörte,
die erste auf ihrem neuen Anrufbeantworter. Shirley war diese Geräte
offensichtlich nicht gewöhnt. Gemma fragte sich, wann sie die Nachricht
hinterlassen hatte. Es war der erste Abend seit drei Tagen, den sie zu Hause
verbrachte.
Am Sonntag abend war sie kurz in die Wohnung
geeilt, um ein paar Kleidungsstücke zu holen, während Ralph im Wagen auf sie
wartete. Seitdem hatte sie sich in seiner Studiowohnung aufgehalten. Zu Fuß brauchte
sie zehn Minuten zur Arbeit, und in ihrer Mittagspause rannte sie in fünf
Minuten nach Hause zurück. Somit blieb ihnen eine halbe Stunde für die Liebe,
fünfzehn Minuten, um, im Bett sitzend, das köstliche Mittagessen zu verzehren,
das er für sie zubereitet hatte, fünf Minuten unter der Dusche und weitere zehn
Minuten für den Rückweg ins Büro, den sie mit einem strahlenden Lächeln im
Gesicht zurücklegte.
Ihr fiel auf, daß die Leute sie anlächelten.
Vielleicht lag es am Wetter, aber vielleicht war man in eine Aura gehüllt, wenn
man verliebt war, und die Leute merkten es einem an. Sie konnte sich nicht
erinnern, wann sie jemals so glücklich gewesen war. Entscheidungen waren
leichter zu treffen, weil sie gewissermaßen keine allzu große Rolle zu spielen schienen.
Sie hatte das Gefühl, alles ging ihr leicht von der Hand, und sie besaß wieder
Selbstvertrauen, an dem es ihr seit ihrer Rückkehr nach England
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