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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Werke im Gegensatz zur kommerziellen
Unterhaltungsliteratur führen wollten.
    »Wie schön für dich«, sagte er einfach nur, und
dann sah er sie an, als wollte er sich ein Urteil über sie bilden. »Wenn ich
mich recht erinnere, hat sich unter diesem unschuldigen Äußeren schon immer
etwas Draufgängerisches verborgen.«
    Sie errötete. Dann erinnerte er sich also noch
daran.
    Nachdem Daisy ihn ihr weggeschnappt hatte, hatte
sie sich nicht mehr in der Lage gefühlt, mit Oliver zu reden. Noch am
Nachmittag desselben Tages war sie nach Whitton House geflohen, doch als sie
nach Hause gerannt war, hatte sie feststellen müssen, daß ihr Vater im Sterben
lag. Dann hatten die äußeren Ereignisse sich überschlagen und die ganze
Oxford-Erfahrung und die glücklichen gemeinsamen Zeiten wie einen fernen Traum
erscheinen lassen.
    Als Oliver und Daisy in der Zeit zwischen der
Beerdigung ihres Vaters und dem Tod ihrer Mutter in Whitton House gewesen
waren, hatte sie es tunlichst vermieden, sich mit den beiden im selben Raum
aufzuhalten. Einmal hatte sie Oliver im oberen Stockwerk aus Daisys Zimmer
kommen und durch den Flur auf sich zugehen sehen. Der Korridor war ihr
plötzlich enorm schmal erschienen, doch sie hatte sich an die Wand gepreßt und
einen Punkt hinter ihm fixiert, als er mit einem leicht verwirrten
Gesichtsausdruck an ihr vorbeigegangen war. Jetzt konnte sie nicht verstehen,
warum sie ihn damals nicht zur Rede gestellt hatte.
    »Ich weiß nicht so recht, ob du wie eine
Lektorin aussiehst«, sagte Oliver gerade.
    »Nach was sehe ich denn aus?« Sie konnte es nicht
lassen, die Frage zu stellen, denn der Alkohol rief eine gewisse Koketterie in
ihr wach.
    »Hm.« Er sah sie noch einmal an, und seine
Blicke glitten wie geschickte Finger langsam über ihren ganzen Körper.
    Sie fühlte sich nackt.
    »Du siehst eher wie eine Berühmtheit aus,
vielleicht ein Filmstar.«
    »Jetzt erzähl mir bloß nicht, ich sähe aus wie
Grace Kelly in Über den Dächern von Nizza «, sagte sie matt.
    »Ja, genau das wollte ich sagen... ich bin
anscheinend nicht der erste, der dir das sagt?«
    »Ich fürchte, nein«, sagte sie. »Diesen
Vergleich kann ich nicht ausstehen. Es kommt mir immer so vor, als wirkte Grace
Kelly keusch und schrecklich tugendhaft...«
    »Ein Vulkan mit schneebedecktem Gipfel«,
erwiderte Oliver darauf und beugte sich zu ihr vor. »Das hat Hitchcock über sie
gesagt.«
    »Ach, tatsächlich?« fragte sie affektiert, als
hörte sie diese Worte zum ersten Mal. Und dann ließ der Alkohol sie hinzufügen:
»Dann findest du also, ich wirkte, als hätte ich flüssiges Feuer in mir?«
    »Flüssiges Feuer«, sagte Oliver lächelnd, »was
für ein reizvolles Bild. Trinkst du noch etwas?«
    »Ja, gern, aber nichts Hochprozentiges«, sagte
Gemma.
    »Sollen wir eine Flasche Champagner bestellen?«
    Es war eine rein rhetorische Frage. Ehe sie die
Gelegenheit dazu fand, seinen Vorschlag abzulehnen, hatte er den Kellner schon
an den Tisch gewunken und die Bestellung aufgegeben.
    Bei Champagner wußte sie wenigstens, woran sie
war, sagte sich Gemma. Sie hatte keine Ahnung, woraus sich ein Manhattan
zusammensetzte, doch nach dem zweiten war ihr bereits schrecklich heiß, und sie
fühlte sich überdreht. Sie entschuldigte sich und ging zur Damentoilette.
    Ihr Gesicht fühlte sich knallrot an, doch in dem
Spiegel, der in einem vergoldeten Rahmen an der Wand hing, sah sie so blaß aus
wie sonst auch. Das einzige Anzeichen dafür, daß sie etwas getrunken hatte, war
in ihren Augen wahrzunehmen, die ihr tieferliegend erschienen, fast schon hohl
und ein wenig wäßrig. Es war noch nicht einmal acht Uhr abends.
    Nur ein kleines Glas Champagner, sagte sie sich,
und dann werde ich mich verabschieden und aufbrechen.
    »Soweit ich gehört habe, ist dein Mann
gestorben?« sagte Oliver, als sie sich setzte.
    Gemma fand es seltsam, daß sie anscheinend beide
beschlossen hatten, Daisy mit keinem Wort zu erwähnen. Es wäre normaler
gewesen, wenn er gesagt hätte: Daisy hat mir erzählt, daß dein Mann gestorben
ist. Sie fragte sich, warum er diese Formulierung gemieden hatte. Dann fiel ihr
auf, daß sie noch nichts auf seine Frage erwidert hatte.
    »Ja. Er war schwul«, sagte sie. »Ich meine,
damit wollte ich nicht sagen... Ich wollte damit nur ausdrücken, daß er im
üblichen Sinne nicht wirklich mein Ehemann war — obwohl ich ihn geliebt habe«,
fügte sie hinzu und war entgeistert über die Worte, die aus ihrem Mund sprudelten.
Keinen

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