Es gibt kein nächstes Mal
Tropfen Alkohol mehr, sagte sie sich und nahm ihre Handtasche auf den
Schoß, als wollte sie dahinter Schutz suchen.
»Oh, nein, du kannst mich damit nicht allein
lassen«, sagte Oliver und hielt die halbvolle Champagnerflasche hoch. »Ich bin jetzt
schon angetrunken...«
»Ehrlich?« fragte sie kichernd, denn irgendwie
erleichterte sie dieses Eingeständnis. »Mir geht es genauso, und ich werde noch
zu einer Essenseinladung erwartet...« Der Alkohol schwächte diese Aussage ab.
»Ich meine...« setzte sie zu einem Rückzieher an, doch Oliver war zu flink für
sie.
»Und ich dachte, wir hätten den ganzen Abend vor
uns«, sagte er und sah sie mit einem Ausdruck übertriebener Enttäuschung an.
»Und dabei haben wir uns bisher kaum auch nur begrüßt«, neckte er sie.
»Hallo«, sagte Gemma heiser. Sie begann jetzt,
das Spiel zu genießen. »Siehst du, jetzt habe ich dich begrüßt.«
»Oh, aber das war noch lange keine ordentliche
Begrüßung«, erwiderte Oliver und zog eine vorwurfsvolle Miene. Dann beugte er
sich zu ihr vor, streifte ganz langsam ihre Wange mit seinen Lippen und
flüsterte ihr ein leises »Hallo« ins Ohr.
Es war, als hätte er sie mit Sorbet berührt. Sie
nahm das Prickeln überdeutlich wahr, das seine Lippen auf ihrer zarten Haut
hinterlassen hatten.
Sie sah auf ihren Schoß hinunter. Die Laufmasche
in ihrer Strumpfhose hatte inzwischen angefangen, wie eine weiße Raupe über ihr
Knie zu kriechen. Er sah sie an. Sie wußte es genau. Sie hatte das Gefühl, wenn
sie seinen Blick erwiderte, würde sie sich auf etwas festlegen, eine
Verpflichtung eingehen. Das Blut rauschte in ihren Schläfen, doch sie hatte
plötzlich das Gefühl, bei glasklarem Verstand zu sein, während ihre Finger mit
der Schnalle ihrer Handtasche spielten und sie eine Entscheidung traf.
Der Pianist spielte gerade »These Foolish
Things«. Oliver sang mit: »Oh, how the ghost of you clings...«
Die ganze Welt schien sich nur noch im
Zeitlupentempo zu bewegen.
Was sich zwischen ihnen abspielen würde, war
schon immer unvermeidlich gewesen.
Sie blickte auf, sah Oliver in die Augen, und er
verstand.
Er legte den Arm um ihre Schultern und zog sie
an sich.
Dann küßte er sie, und es erschien ihr so
unglaublich intim, daß sie nahezu überrascht war, als sie die Augen endlich
wieder aufschlug und feststellte, daß sie immer noch in einer lauten,
verräucherten Bar im Zentrum einer hektischen Großstadt saß.
Sie konnte den Champagner schmecken, seinen
Körper riechen, die Bartstoppeln, die seit dem frühen Morgen herausgekommen
waren, auf seinem Kinn fühlen. Als er die Lippen zurückzog, waren sie leuchtend
rot, und einen gräßlichen Moment lang glaubte sie, er sei mit ihrem Blut
beschmiert.
Sie zog die Papierserviette unter ihrem Glas
heraus und tupfte den knallroten Lippenstift von seinem Mund.
Er umfaßte ihr Handgelenk, hielt es fest und
küßte ihre Handfläche. Die Intimität dieser Geste ließ sie innerlich beben.
Dann sagte er: »Laß uns von hier verschwinden.«
Die Strumpfhose und den Slip zog er ihr im Taxi
aus. Es war noch hell draußen. Sie saß da und sah starr vor sich hin, da sie
sich einbildete, wenn sie unbeteiligt wirkte, würde der Taxifahrer, der in
seinen Rückspiegel sah, nicht merken, was auf dem Rücksitz des Wagens vorging.
Es war köstlich ungehörig, so zu tun, als passierte nichts, während Oliver sie unter
ihrem Kleid befingerte.
Sowie sie das Haus betreten hatten, fielen sie
übereinander her wie wilde Tiere, mit heißhungrigen Küssen und Bissen, sanken
in der Eingangshalle auf den Fußboden und wälzten sich zwischen den
Gummistiefeln herum.
Dann zog er sie auf die Füße und führte sie nach
oben, zu Kathys und Rogers Bett.
Das war der Zeitpunkt, an dem die Realität sie
einzuholen begann. Sie protestierte matt. Es erschien ihr nicht richtig, und
sie blieb zögernd in der Tür stehen.
»Die beiden sind verreist, du dummes Mädchen«,
sagte er und zog seine Hose aus.
»Das ist mir klar«, erwiderte sie.
»Komm her«, sagte er und breitete die Arme aus.
Sie setzte sich auf das Bett. Sie war zu
betrunken, um Worte zu finden, mit denen sie ihre Einwände erklären konnte.
Er sah fast komisch aus, als er in seinem weißen
Hemd dalag und seine Erektion die Hemdschöße zu einem Zelt aufrichtete. Sein
Anblick ernüchterte sie so weit, daß sie ihn aufforderte, ein Kondom
überzuziehen. Mürrisch fügte er sich ihrem Wunsch. Er holte es so lässig aus
der Brusttasche, als
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