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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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erfahren, was Kajal ist. Ich dachte
früher immer, Estella würde sich die Augenhöhlen mit dem Zeug schwärzen, mit
dem andere Leute Feuer machen!«
    Gemma stand von dem Sofa auf, um die Temperatur
der Suppe zu überprüfen. Sie hatte eine Vichysoisse zubereitet, gewürzt mit
Zitronenmelisse. Sie war inzwischen kalt genug. Sie holte die Terrine aus dem
Kühlschrank, füllte mit einem Schöpflöffel zwei Suppenschalen und warf dann in
jede der Schalen zwei Eiswürfel, Zitronenscheiben und einen frischen
Korianderzweig. Sie stellte die Suppenschalen auf den Tisch und bedeutete
Jonathan, er solle sich zu ihr setzen.
    »Im Grunde genommen«, sagte Jonathan, als er
einen Stuhl unter dem Tisch herauszog, »glaube ich, daß ich der armen Estella
gegenüber nicht ganz fair war.«
    Gemma zog die Augenbrauen hoch, sagte jedoch
nichts.
    »Vermutlich habe ich mich zu sehr von meiner Mutter
und deren Schwestern beeinflussen lassen. Es war ihre Lieblingsbeschäftigung,
dazusitzen, Bridge zu spielen und über sie herzuziehen. Sie haben sie mit
sämtlichen Schimpfnamen unter der Sonne bedacht, und keine von ihnen hätte sich
jemals auch nur vorgestellt, sie könnte meinen Vater tatsächlich lieben. Sein Geld, ja. Erst, als sie gestorben ist, du weißt schon, es lag daran, wie
sie gestorben ist... da hat sich ein gewisses Schuldbewußtsein in mir geregt.
Ich habe mir gesagt, vielleicht hatten wir sie alle unterschätzt...«
    »Estella hat es einem leichtgemacht, sie zu
unterschätzen«, sagte Gemma in einem spitzen Tonfall. »Sie war durchaus in der
Lage, sich lachhaft überspannt zu benehmen.«
    Sie fing an, einen Laib braunes Hefebrot
anzuschneiden. »Butter?« fragte sie mit einer solchen Entschiedenheit, daß sich
zwischen ihnen eine kalte Kluft auftat.
    »Ich nehme an, wir sollten besser ein paar
Kleinigkeiten besprechen, die den Nachlaß betreffen«, sagte Jonathan, nachdem
für einige Augenblicke Schweigen geherrscht hatte.
    Bertie hatte Jonathan und Gemma als gemeinsame
Verwalter seines literarischen Nachlasses eingesetzt. Damals war diese
Entscheidung äußerst seltsam erschienen, da er nicht hatte wissen können, daß
Estella ihn nur so kurze Zeit überleben würde. Vielleicht hatte er damit auf
seine Art die beiden Hälften seines Lebens miteinander aussöhnen wollen. Falls
das der Fall gewesen sein sollte, war ihm Erfolg beschieden, denn Gemma und
Jonathan stellten fest, daß sie ein gutes Team waren, obwohl Jonathan als der
ältere, der zudem in England lebte, den Hauptteil der Arbeitslast auf sich
genommen hatte.
    »Ich habe hier eine kurze Zusammenfassung
aufgestellt.« Er zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche.
    Bei den berühmten Werken Bertrand Rushs handelte
es sich vorwiegend um Illustrationen für die Kinderbücher des Schriftstellers
Ronald Diamond. Diamond, der noch am Leben war, hatte Bertie niemals verziehen,
daß er gestorben war, denn ganz gleich, mit wie vielen neuen Illustratoren er
auch zu arbeiten versuchte, seine Verkaufszahlen sanken mit jedem neuen Buch.
Dagegen verkauften sich die Bücher, die er gemeinsam mit Bertie produziert
hatte, weiterhin gut, und in der allerletzten Zeit füllten sich aufgrund des
demnächst anlaufenden Zeichentrickfilms Tuskers Garten die Geschäfte mit
Tusker-Artikeln — von Briefumschlägen und Notizblöcken bis hin zu
Schlüsselringen, Baseballmützen (Tuskers Ohren und sein Rüssel waren aus grauem
Filz aufgenäht) und weichen Kuscheltieren. Gemma hatte im Lauf des Nachmittags
sogar eine Tusker-Wasserpistole in der Auslage von Hamley’s gesehen. Allmählich
gewöhnte sie sich daran, daß die Kreationen ihres Vaters immer dann vor ihr
auftauchten, wenn sie am wenigsten damit rechnete, doch sie war nicht sicher,
ob sie es guthieß, wenn der Elefant, mit dem sie ihre Kindheit verbracht hatte,
zu aggressiven Zwecken genutzt wurde.
    »Die Trickfilmzeichner sind ganz scharf darauf,
noch mehr Rush-Sachen zu produzieren«, sagte Jonathan. »Verstehst du, sie haben
für einen Kurzfilm, den sie gemacht haben, einen Oscar bekommen.«
    »Ach, die waren das?« Gemma ersetzte die leeren
Suppenschalen durch Teller und stellte eine große Schüssel grünen Salat und
eine Auswahl pikanter europäischer Käsesorten auf den Tisch. »Ich fürchte, du
mußt mit einem sehr schlichten Abendessen vorliebnehmen«, sagte sie.
    »Es ist absolut köstlich«, sagte Jonathan. »Ich
koche mir nie etwas. Für mich sind das echte Leckerbissen.« Er schnitt sich
eine Ecke von dem reifen

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