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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Achtel korrigiert worden.)
    In der zehnten Klasse ging Gemma fest mit Mick
Lancaster, der im allgemeinen als der bestaussehende Junge im Theaterkurs galt.
Mick hatte mit fünfzehn während eines Schüleraustauschs in Frankreich mit einem
Mädchen geschlafen und spielte sich als eine Art Experte auf, wenn es um Sex
und Jean-Paul Sartre ging. Mick diskutierte gern über den Existentialismus und
hörte sich Joy Division an. Gemma ging eines Sonntag nachmittags, als seine
Eltern in der heiligen Messe saßen, mit ihm ins Bett, schlüpfte zwischen die
schwarzen Laken seines Einzelbettes. Es erschien ihr äußerst verrucht, und sie
empfand es als reichlich schmerzhaft. Hinterher probierten sie es noch ein
paarmal, einmal sogar zwischen den Bäumen, die den Golfplatz seines Vaters
säumten, doch Gemma fand diese Erfahrung, die anscheinend mehr mit Rebellion
als mit Zärtlichkeit zu tun hatte, von Mal zu Mal deprimierender. Sie verließ
Mick wegen Mark Walton, den Schulsprecher, der gut in Sport war und etwas über
das Vorspiel gelesen hatte. Sie legten das halbherzige Versprechen ab, einander
zu schreiben, als sie nach Oxford ging und er nach Loughborough, doch keiner
von beiden konnte sich dazu überwinden.
    In Oxford hatte Gemma in ihrem ersten Trimester
eine recht leidenschaftliche Beziehung mit einem Typen, den sie auf einer Party
für Studienanfänger kennengelernt hatte, doch wie sich herausstellte, war er in
ein Mädchen verliebt, das in derselben Schule, aus der er kam, noch die zehnte
Klasse besuchte, und er vertrieb sich nur die Zeit mit Gemma, bis Miranda im
nächsten Jahr nachkam, um ebenfalls in Oxford zu studieren. Danach war es zu
zwei One-night-stands und zu einer Reihe von Essenseinladungen gekommen, die
Gemma nicht weiterzuverfolgen beschlossen hatte (Männer von Merton, dem
College, das berühmt dafür war, das beste Essen zu servieren, schienen zu
glauben, für ein Abendessen im Institut würde ihnen ein Nachtisch sexueller
Natur zustehen).
    Als Kathy und Roger im zweiten Trimester des zweiten
Studienjahres ekelerregend miteinander turtelten, verspürte Gemma daher keine
Eifersucht per se (Gefällt dir der Typ, mit dem deine Freundin geht?
JA/NEIN. Ganz entschieden NEIN. Rechne dir dafür einen Punkt an), doch
gelegentlich, wenn die beiden vor Kathys Fernseher gemeinsam auf dem Sofa saßen
und sie auf dem Sessel, hatte sie doch das Gefühl, es könnte schön sein, für
jemanden so zu empfinden wie die beiden füreinander.
    Dann war Oliver in ihr Leben getreten, und gegen
ihn hatten sich sämtliche Freunde, die sie je gehabt hatte, hoffnungslos unreif
ausgenommen.
    Oliver wußte eine Menge. Er hatte gelebt. Er
brachte ihr das Kochen bei und welche Filme gut waren, welche Autoren sie lesen
sollte, welche Kunstformen sie bewundern sollte und was bourgeois war.
    Als sie über Weihnachten endlich nach Hause
fuhr, mußte ihre Familie feststellen, daß nur den wenigsten von Gemmas Sätzen
nicht die Worte vorangestellt waren: »Oliver sagt...«
    »Wer ist dieser verdammte Oliver überhaupt?« fragte
Daisy eines Abends beim Essen und stellte damit unsanft eine Frage in den Raum,
die bisher weder Bertie noch Estella zu äußern gewagt hatten.
    »Das ist dieser ganz erstaunliche Typ, der bei
mir wohnt«, hatte Gemma triumphierend erwidert.
    »Kath ist ausgezogen, nicht wahr?« fragte Bertie
behutsam.
    »Ja.«
    »Schätzchen, das ist ja bezaubernd!« sagte
Estella. »Warum hast du uns denn nicht erzählt, daß du mit jemandem
zusammenlebst?«
    »Weil es nicht so ist«, fauchte Gemma. Sie haßte
es, wenn Estella automatisch voreilige Schlußfolgerungen zog.
    »Oh.« Estella gab sich theatralisch enttäuscht,
und darüber ärgerte sich Gemma noch mehr.
    »Nein, so verhält es sich nun auch wieder
nicht«, sagte Gemma. »Mein Gott, warum mußt du bloß so verflucht konventionell
sein?«
    Estella wirkte ausnahmsweise einmal echt
überrascht. Wahrscheinlich war es das erste Mal in ihrem ganzen Leben, daß
jemand sie als konventionell bezeichnet hatte. Das tat weh.
    Gemma sah sich am Küchentisch um. Sie musterte
ihren Vater in seiner Kordsamthose und dem karierten Viyella-Hemd und ihre
Mutter in einem formlosen beigen Jerseykleid, mit Schnüren von indianischen
Perlenketten behängen und in eine dichte Parfümwolke eingehüllt, und sie
dachte, wie unglaublich bourgeois ihre Eltern doch waren. Vor allem ihre
Mutter, die mit Begeisterung Unmengen von Geld für sich selbst ausgab, sich
jedoch als Sozialistin bezeichnete. Als

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