Es gibt kein nächstes Mal
Gemma klein war, und der Name war ihr geblieben), die andere ein
pummeliges kleines Püppchen mit runden roten Apfelbäckchen und dunkelbraunen
Locken (»Daisy ist so rund wie ein Donut«). Im Hintergrund stand ein Puppenhaus
im georgianischen Stil mit einer leuchtendroten Tür.
Donut war die ungezogene jüngere Puppe, die
ständig etwas anstellte. Biskuit war die ältere und vernünftigere Puppe, die
alles wieder in Ordnung brachte.
In der Geschichte, die Zoe zum Vorlesen
ausgesucht hatte, obwohl ihr deutlich anzusehen war, daß sie sie auswendig
kannte, suchte ein Schneesturm das Puppenhaus heim, in dem die Puppen wohnten.
... Während Biskuit im Bett lag und sich
ausruhte, hörte sie einen seltsamen Laut, und als sie aufstand, um aus dem
Fenster zu schauen, sah sie, daß eine gewaltige weiße Wolke sich über den
Garten herabgesenkt hatte. Sie glaubte, der Winter müsse gekommen sein, und
daher zog sie ihre wärmsten Sachen an und ging nach draußen, um nachzusehen,
was passiert war.
Von Donut war nirgends etwas zu sehen.
Das Dach des Hauses hatte sich weiß gefärbt, und
der Garten um das Haus herum, in dem normalerweise Blumen blühten und Vögel
sich tummelten (und der große
Ähnlichkeit mit einem kunstvoll geknüpften Perserteppich aufwies, dachte
Gemma), war vollständig unter einer dichten weißen Decke verschwunden.
Es war ziemlich gespenstisch.
»Warum weinst du?« unterbrach sie Zoe.
»Ich weine nicht«, sagte Gemma.
»Deine Augen sind ganz wäßrig. Und ich sehe
Tränen, die du wegblinzelst«, sagte Zoe durchtrieben.
»Tja, ich nehme an, das hat Erinnerungen wachgerufen«,
erklärte Gemma, »angenehme Erinnerungen... Verstehst du, als ich klein war,
hatte ich große Ähnlichkeit mit Biskuit, und meine Schwester war Donut sehr
ähnlich. Sie war ungezogen, aber niemand hat sich wirklich daran gestört, weil
sie so komisch und so hübsch war und so oft gelacht hat...«
Zoe ließ sich auf ihr Bett zurücksinken und
hatte offensichtlich weitaus größere Freude an dieser wahren Geschichte als an
dem Buch.
»Ich habe dir doch erzählt, daß ich früher ein
Puppenhaus hatte. Nun, es war ein sehr schönes Puppenhaus, und ich habe viele
Möbel dafür gebastelt und sehr gut darauf aufgepaßt. Verstehst du, ich war ein
behutsames Kind. Und eines Tages hat dann Daisy...«
»Ist Daisy dieselbe wie Donut?«
»Ja, gewissermaßen schon... Daisy hat in der
Schule die Jahreszeiten durchgenommen, und sie fand, die Puppen sollten auch
etwas über die Jahreszeiten erfahren. Und daher hat sie eine riesengroße Dose
Körperpuder aus dem Bad geholt... so was wie Babypuder, weißt du... und die hat
sie über dem Puppenhaus vollständig ausgeleert. Alles war weiß...«
»Genauso wie in dem Buch?«
»Ja, und es hat nach Parfüm gerochen.«
»So wie der Schnee im Buch?«
»Ja.«
»Und er wollte einfach nicht schmelzen, und Biskuit
hat Ewigkeiten gebraucht, um das Puppenhaus von oben bis unten zu putzen?« fuhr
Zoe eifrig fort.
»Ich fürchte, so war es«, sagte Gemma.
Sie war wütend gewesen. Das Puppenhaus war ihr
Geburtstagsgeschenk, und innerhalb von wenigen Tagen hatte Daisy es ruiniert.
Immer wieder hatte ihr Vater seiner entrüsteten älteren Tochter versichert, sie
hätte es nicht absichtlich getan. Daisy war doch erst fünf, und sie wollte nur
spielen, hatte er gesagt. Estella konnte nicht verstehen, was dieser ganze
Wirbel sollte. Sie saugte den Fußboden und wischte das Dach ab, doch sie schien
einfach nicht zu sehen, daß das Puppenhaus hinterher nie mehr so wie vorher
war, wenn Gemma auch einen noch so gründlichen Frühjahrsputz veranstaltete und
sich bemühte, mit Wattestäbchen den Staub aus den Winkeln zu tupfen. Seitdem
strömte das Puppenhaus für alle Zeiten den widerlichen Geruch einer billigen
Duftnote aus. Daisy sagte, ihr würde übel davon, und das hieß zumindest, daß
sie sich von dem Puppenhaus fernhielt.
»Hast du sie darauf angesetzt, Kathy?«
fragte Gemma, als sie wieder nach unten kam, und es war nur zur Hälfte ein
Scherz.
»Worauf?«
»Daß sie mich dazu bringt, über Daisy zu reden.
Ich hoffe, du wirst nicht versuchen, deine Beratertechniken auf mich
anzuwenden. Das klappt bei mir nicht. Ich habe es in New York einmal
ausprobiert...«
»Du hast in New York eine Therapie gemacht?«
»Ja. Eine einzige Sitzung habe ich über mich
ergehen lassen. Alle schienen sich therapieren zu lassen — es hatte ein bißchen
was davon, daß alle sich Sorgen wegen des Natriums in
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