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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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ihrem Mineralwasser
gemacht haben — , und daher dachte ich, ich probiere es auch mal aus.«
    »Was ist passiert?« Kathy reichte ihr ein Glas
Wein.
    »Ich habe eine Stunde lang still dagesessen und
dann achtzig Dollar rübergeschoben. Ich hatte das Gefühl, ich bekäme einen
besseren Gegenwert für mein Geld und wahrscheinlich sei die Wirkung auch
therapeutischer, wenn ich es für eine Maniküre ausgebe. Und genau das habe ich
schließlich getan.«
    Kathy sah instinktiv Gemmas Nägel an. Sie waren
vollendet gepflegt und sauber, aber nicht lackiert.
    »Tja, nun, ich hatte, seit ich hier bin, eben
noch keine Zeit, mir den Elizabeth-Arden-Salon anzusehen.«
    Kathy lachte.
    »Ich versuche gar nicht erst, dir Ratschläge zu
erteilen«, sagte sie. »Das würde ich nicht wagen. Ich dachte mir nur, du
würdest vielleicht gern über Daisy reden. Ich meine, eines Tages wirst du ihr
zwangsläufig über den Weg laufen. Du kannst nicht weiterhin so tun, als gäbe es
sie nicht.« .
    »Ich weiß, ich weiß. Was ist das überhaupt?«
fragte Gemma, als Kathy begann, den Inhalt des Schmortopfs auf einen Berg
Kartoffelpüree zu schöpfen. »Es sieht einfach köstlich aus.«
    »Das ist geschmortes Rindfleisch in Rotwein mit
Wacholderbeeren«, sagte Kathy.
    »Wann hast du dich zu einer so guten Köchin
herausgemacht?« fragte Gemma bewundernd.
    »Ich habe einen Kurs belegt, als Zoe klein war.
Das schien so ziemlich die einzige Freizeitbeschäftigung zu sein, für die Rog
zu blechen bereit war, da er schließlich auch etwas davon haben würde.«
    Gemma fiel auf, daß eine gewisse Verbitterung in
Kathys Stimme mitschwang.
    »Ist alles in Ordnung zwischen dir und Rog?«
fragte sie.
    »Ja. Das heißt... sieh mal, Gemma, bring mich
bloß nicht zum Reden. Du bist hier, damit wir über dich reden können.«
    Kathy begann, ihre zufällige Begegnung mit Daisy
zu schildern. Es war nicht das erste Mal gewesen, daß sie ihr im Sainsburys
über den Weg gelaufen war. Seit die Filiale in Camden eröffnet hatte, sei sie
für Hausfrauen zu einer Art von gesellschaftlichem Mekka geworden, sagte sie,
zu dem Ort, an dem man seine Freundinnen am häufigsten traf.
    »Was nicht etwa heißen soll, Daisy sei eine
Freundin, wirklich nicht«, fügte Kathy hinzu.
    »Oder eine Hausfrau. Ich kann mir nicht
vorstellen, daß Daisy ständig am Herd steht.«
    »Du könntest eine Überraschung erleben. Wann
hast du sie das letzte Mal gesehen? Ehe du fortgegangen bist? Damals war sie
gerade erst achtzehn, Gem. Ende Zwanzig ist alles ganz anders als Anfang
Zwanzig.«
    »Wie ist sie jetzt?«
    »Ach, ich weiß es nicht recht. Sie ist immer
noch sehr schön. Nicht mehr so rund und kurvenreich, wie ich sie in Erinnerung
habe. Vielleicht auch nicht mehr so offen wie früher. Aber ich habe sie nie
wirklich gekannt.«
    In Gemmas zweitem Studienjahr, als sie mit Kathy
das Haus in der Boulter Street gemietet hatte, war Daisy ein paarmal zu Besuch
gekommen und über das Wochenende geblieben. Obwohl sie vier Jahre jünger war
als Gemma, sah sie genauso alt aus, wenn nicht sogar älter. Im Gegensatz zu
Gemma, die sämtliche Stadien der Adoleszenz und der Pubertät recht gemächlich
durchwandert hatte, hatte Daisy im Alter von dreizehn Jahren den Wandel vom
pummeligen kleinen Mädchen zur reifen Frau innerhalb von Monaten vollzogen. Ihr
Gesicht war schon immer schön und reif für ihre Jahre gewesen, und sie hatte
auch schon immer die üppige dunkle Mähne ihrer Mutter gehabt. Daisy war
Estellas kleiner Liebling gewesen. Neben den beiden nahm sich Gemma, die das
zerbrechlichere Äußere und den hellen Haar- und Hautton von ihrem Vater geerbt
hatte, ausgewaschen und unwirklich aus.
    Daisy war verwöhnt und ungezogen, doch sie hatte
schon immer ein lebhaftes und offenes Naturell gehabt, und die Grübchen, wenn
sie lächelte, waren einfach unwiderstehlich. Wenn man bedachte, wieviel
Aufmerksamkeit und Lob Daisy vom Moment ihrer Geburt an auf sich gezogen hatte,
dann war es erstaunlich, daß Gemma nie besonders eifersüchtig auf sie gewesen
war. Aber Gemma ließ sich von Daisy ebenso bezaubern wie alle anderen auch, und
sie mußte erst wesentlich älter werden, ehe sie auch nur auf den Gedanken kam,
etwas anderes zu tun, als ihrer kleinen Schwester Freude zu bereiten. Und
ebenso wie Daisy eindeutig der Liebling ihrer Mutter war, war Gemma der
Liebling ihres Vaters. Gemmas ernste und überlegte Art, das Leben in Angriff zu
nehmen, entsprach seiner ruhigeren Veranlagung. Ihr Interesse an

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