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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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wir etwa über
etwas ganz anderes?« fuhr sie resolut fort. »Reden wir vielleicht in
Wirklichkeit über das, was sich am letzten Tag deiner Abschlußprüfungen
ereignet hat?«
     
     
     

7
     
    Am Abend vor Gemmas Examen kochte Oliver das
Abendessen. Er bereitete nicht oft Mahlzeiten zu, doch wenn er es tat, dann war
es immer ein kompliziertes Gericht, für das man ganz bestimmte Zutaten
brauchte, von denen der Geschäftsführer des Sparladens um die Ecke noch nie
etwas gehört hatte. Dann lieh sich Oliver murrend Gemmas Fahrrad aus und fuhr
in den Norden von Oxford, denn dort gab es ein Feinkostgeschäft, und sie
wartete besorgt auf ihn, denn es konnte immer noch passieren, daß er mit leeren
Händen zurückkam und den Abend damit verbrachte, darüber zu klagen, wie
provinziell die englische Küche sei.
    An jenem Abend hatte Oliver beschlossen, sie mit Vitello tonnato vertraut zu machen. Die Zubereitung hatte ihn den ganzen
Tag gekostet. Sie war oben in ihrem Zimmer gewesen und hatte den Prüfungsstoff
noch einmal wiederholt, doch jedesmal, wenn sie in die winzige Küche
hinuntergekommen war, um ihre Kaffeetasse nachzufüllen oder eine Dose Cola aus
dem Kühlschrank zu holen, war er mit einem anderen Bestandteil des Gerichts
beschäftigt.
    Ein absolut mageres Stück Kalbfleisch wurde
gekocht und dann zum Abkühlen zur Seite gestellt. Ein Karton Eier und eine
Flasche dickflüssiges dunkles Olivenöl wurden in der Salatschüssel zu gelber
Mayonnaise verarbeitet. Eine Büchse Thunfisch und eine Büchse Anchovis wurden
in ein Sieb geleert und püriert. Oliver schärfte ein Tranchiermesser, schnitt dünne
Scheiben von dem Fleisch ab und begann, sie gemeinsam mit den anderen Zutaten
in eine Pastetenform zu schichten.
    »O Himmel!« rief er plötzlich aus, woraufhin
Gemma vom Spülbecken zurücksprang und den Kaffeebecher fallen ließ, den sie
gerade gespült hatte.
    »Was ist passiert?« fragte sie. Ihr graute
davor, er könnte sich mit dem Messer geschnitten haben.
    »Kapern«, sagte er. »Ich habe die verdammten
Kapern vergessen!«
    »Bestimmt schmeckt es auch ohne Kapern prima«,
sagte sie unsicher.
    »Ohne Kapern ist es die reinste Katastrophe«,
korrigierte er sie verdrossen. »Kann ich mir dein Fahrrad ausleihen?«
    Gemma ging wieder nach oben. Sie war nervös
wegen des letzten Examens. Die übrigen Prüfungen waren fast zu glatt gelaufen.
Jetzt stand ihr nur noch die bevor, auf die sie sich am wenigsten vorbereitet
hatte. Die Unmengen von Koffein, die sie in sich hatte, bewirkten, daß sie sich
schwindlig fühlte und eine leichte Übelkeit verspürte. Sie fragte sich besorgt,
ob ihr Magen tatsächlich in der Lage sein würde, die Mahlzeit zu verkraften,
mit der sich Oliver soviel Mühe gegeben hatte. Es war ihr unmöglich, sich
vorzustellen, wie diese seltsame Kombination von Zutaten wohl schmecken würde.
    Natürlich war es köstlich. Das waren Olivers Gerichte
immer. Er bestand darauf, daß sie ein ganz kleines Gläschen Rotwein trank, und
das schien das deftige Essen bekömmlicher zu machen. Er hatte den Küchentisch
in den Hinterhof hinausgetragen, und noch lange, nachdem die Sonne schon
untergegangen war, saßen sie da, aßen und plauderten miteinander. Oliver ging
nach oben in sein Zimmer und kam mit zwei Kerzen zurück, die in alten
Weinflaschen steckten, doch es war zu windig, und sie gingen immer wieder aus.
    »Es gibt nichts Besseres, als al fresco zu essen«, sagte Oliver.
    Er hob sein Glas. »Viel Glück morgen, Gemma.«
    »Das werde ich brauchen.«
    »Es ist ein Jammer, daß ich nie dazu gekommen
bin, diese Glastür anzufertigen«, sagte Oliver und wies mit einer Kopfbewegung
auf das Fenster des hinteren Zimmers.
    »Bis vor einer Woche ist das Wetter ohnehin
nicht schön genug gewesen, um draußen zu essen«, erwiderte Gemma.
    Sie glaubte in der Dunkelheit erkennen zu
können, daß ein Lächeln über sein Gesicht huschte. Warum, fragte sie sich,
brachte sie es immer wieder fertig, seine einfallsreichen Bemerkungen mit
Gemeinplätzen zu beantworten?
    »Das Ende einer Ära«, sagte sie wehmütig und
versuchte dabei, möglichst viel Tiefsinniges und Mysteriöses in ihre Stimme
einfließen zu lassen. »Morgen wird alles vorüber sein«, fügte sie noch hinzu,
da sie bemüht war, ihm eine Reaktion zu entlocken.
    »Warum sagst du das?« fragte Oliver, der es nie
über sich brachte, Platitüden ohne einen Kommentar durchgehen zu lassen.
    »Nun, das Examen... ich meine... es ist das Ende
von Oxford mit

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