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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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buchte für den Zeitraum ihrer Wohnungssuche ein Hotel mit
Pool in Swiss Cottage. Sie erinnerte sich noch daran, daß sie Estella hatte
sagen hören, wenn sie sehr reich wäre, würde sie ständig in einem Hotel leben,
wie Salvador Dali es getan hatte. Sie hatte das Gefühl, ihre Mutter wüßte es zu
schätzen, wenn sie ihr Geld für solche Dinge ausgab. Es war eine Art
emotioneller Rechtfertigung für maßlose Verschwendung, gegen die sogar Oliver
mit seiner neuentdeckten Liebe zu Wortgefechten keine Argumente Vorbringen
konnte. Anfangs schien er es sogar Zu genießen.
    Sie fanden eine elegante Vierzimmerwohnung mit
Stuck an der Decke des riesigen Wohnzimmers, einem offenen Kamin und einem
Balkon, von dem aus man einen Ausblick auf die von Bäumen gesäumte Straße
hatte. Sie kostete mehr als alles, was sie je auszugeben geplant hatten, und
Daisys Kapital würde vollständig dafür draufgehen, doch sowie sie die Wohnung
gesehen hatten, nahmen sich im Vergleich dazu alle anderen Wohnungen, die sie
sich ansahen, schäbig aus. Oliver machte sich Sorgen, es würde ein Zeitpunkt
kommen, zu dem sie es nicht schaffen würden, die laufenden Rechnungen zu
begleichen. Daisy fand seinen Pessimismus lachhaft und bezahlte den geforderten
Preis.
    Vielleicht, dachte Daisy jetzt, war das ein
alberner Kauf gewesen. Sie benutzten immer nur zwei der Zimmer — das riesige Wohnzimmer,
in dem sie aßen, lasen, fernsahen und arbeiteten, und das enorm große
Schlafzimmer am hinteren Ende des Hauses, durch dessen hohe Fenster man einen
Blick auf die Gärten hinter dem Haus hatte. Nur wenige Besucher blieben über
Nacht, und wenn Daisy allein in der Wohnung war, fühlte sie sich manchmal von
deren Größe erschlagen. Die Wohnung war schwer warm zu halten, und im Winter
stellten die Heizkosten eine ständige Erinnerung an Olivers Warnungen dar. Das
bedauerlichste war jedoch die subtile Umschichtung in der Dynamik ihrer
Beziehung. Obwohl sie beide gemeinsam eingezogen waren, bewirkte der Umstand,
daß sich Daisy leichthin über sämtliche Warnungen in bezug auf die Wohnung
hinweggesetzt und den Kaufpreis ganz allein aufgebracht hatte, daß nie wirklich
das Gefühl aufkam, als seien sie gleichberechtigte Partner, wie es in Brixton
der Fall gewesen war. Es war so herrlich, im Alter von neunzehn Jahren
haufenweise Geld zu haben, daß Daisy gar nicht auf den Gedanken gekommen war,
solche Folgen in Erwägung zu ziehen. Nach der Trauer wegen der Verluste, die
sie erlitten hatte, und nach dem Winter in Durham und Brixton war in Hampstead
der Frühling angebrochen, und Daisys Leben schien von Licht und Glück
durchflutet zu sein.
     
    Daisy nippte an ihrem Kaffee. Sie hätte sich
jetzt an die Lektüre der Zeitungsausschnitte machen sollen, die Six Pack ihr zugeschickt hatte, aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Sie begann,
die Plastiktüten auszupacken, die sie von Sainsburys mitgebracht und auf das
Sofa geworfen hatte.
    Sie hatte das Eis vergessen. In einer der Tüten
hatte sich unten eine Pfütze aus einer klebrigen, beigefarbenen Flüssigkeit
gebildet, die durch ein kleines Loch tropfte, als sie ihre Einkäufe in die
Küche trug. Daisy fluchte lauthals, und dann riß sie ein paar Tücher von einer
Küchenrolle ab und begann, die Flecken auf dem Teppich aufzutupfen.
    Sie hörte Olivers Schlüssel im Schloß.
    »Du putzt doch nicht etwa, oder?« sagte er, als
er sie auf dem Boden knien sah, und seine Stimme klang belustigt.
    »Ich hatte ganz vergessen, daß ich Eis gekauft
habe«, sagte sie zur Erklärung.
    »Daisy«, sagte er liebevoll und beugte sich
herunter, um sie zu küssen. »Du bist einfach erstaunlich. Mein Gott, und dabei war
es auch noch Fläagen Dazs. Da kostet eine Packung circa fünf Pfund.«
    »Das kann nicht stimmen«, sagte sie. Sie hatte
keinerlei Vorstellung davon, was die Dinge kosteten. Eis, das den Geschmack von
Bailey’s hatte, reizte sie ganz einfach.
    »Laß das ruhig sein«, sagte er. »Ich mache das
schon. Du machst alles nur noch schlimmer. Dafür braucht man einen feuchten
Schwamm.«
    »Danke«, sagte Daisy.
    Sie beschloß, ihm auch das Auspacken der
Lebensmittel zu überlassen. Die Litanei von Klagen kannte sie bereits. Wie sie
die Tüten packte, wie sie alles kreuz und quer durcheinander hineinwarf und
dabei empfindliche Waren zerquetschte; der Umstand, daß sie nicht etwa einen
Kopfsalat, sondern statt dessen Tüten mit gewaschenem und kleingeschnittenem
Salat kaufte; die Liste war endlos. Ja, hätte Daisy

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