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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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kalt und regnerisch, und im
Sommer ist es normalerweise grau und einigermaßen warm und regnerisch...«
    »Aber es ist auch im Sommer oft grau und kalt
und regnerisch«, sagte Gemma.
    Er lachte.
    »Hast du dir die Umgebung von London und den
Rest von England schon genauer angesehen?« fragte sie.
    »Nicht wirklich. Ich war ein Wochenende in
Wales. Aber es war grau und kalt und...«
    »Ich liebe das Meer«, unterbrach sie ihn. »Ich
habe eine Tante, die am Meer lebt. Ich muß sie unbedingt bald besuchen«, sagte
sie mehr zu sich selbst als zu Ralph.
    Sie spielte mit dem Gedanken, ihn aufzufordern,
mitzukommen. Ihr graute ein wenig davor, Shirley zu besuchen. Sie hatte sie
seit Kens Tod nicht mehr gesehen und fürchtete, sie könnte eine traurige alte
Frau geworden sein. Wenn Ralph mitkam, würde Shirley sich von ihrer muntersten
Seite zeigen müssen, und vielleicht würde sie diesen Besuch dann weniger als
eine lästige Pflicht empfinden. Nein, das wäre ihm gegenüber unfair gewesen. Ihr
fiel auf, daß sie sich mitten im Satz unterbrochen hatte. Ralph wartete darauf,
daß sie weitersprach.
    »Möchtest du noch einen Pernod?« fragte er.
    »Ich hätte schrecklich gern noch einen, aber ich
darf nicht noch mehr trinken. Ich habe heute noch nichts gegessen...«
    »Ich habe zu Hause Büffelmozzarella, und ich
glaube, es sollten auch noch ein paar Tomaten dasein. Ich könnte dir einen
Salat machen.«
    »Das klingt köstlich«, willigte sie ein.
     
    Seine Wohnung war ein Studio. An einem Ende
befand sich der Küchenbereich mit einem Tisch, aber ansonsten standen nur
wenige Möbelstücke in dem Raum, abgesehen von einem schmiedeeisernen
Doppelbett, einer Stereoanlage, die dem neuesten Stand der Technik entsprach,
und einem Schreibtisch. Die Wände waren weiß gestrichen, und es herrschte
keinerlei Unordnung. Es wirkte fast so, als hätte er aufgeräumt, weil er Besuch
erwartete.
    »Hübsch hast du es hier«, bemerkte Gemma.
    »Als ich eingezogen bin, war alles mit Möbeln
vollgestellt. Ein Freund hat mir dabei geholfen, die meisten Sachen auf den
Dachboden zu schaffen. Und was hat es bloß damit auf sich, daß diese Engländer
derart auf geblümte Tapeten fixiert sind? Ich mußte dreimal streichen, ehe die
Farbe gedeckt hat.«
    Ihr gefiel sein asketischer Geschmack, aber auch
die Wahl des Bettbezugs (naturbelassene Baumwolle mit großen blauweißen Karos),
die beiden Yukkapalmen in Messingtöpfen ohne jede Verzierung und die frischen
Kräuter, die in irdenen Töpfen auf der Fensterbank wuchsen.
    Ebenso ordentlich und mit derselben Liebe zum
Detail bereitete er das Essen zu. Er schnitt den Mozzarella und die Tomaten mit
einem kleinen, sehr scharfen Messer in Scheiben, riß jedes Basilikumblatt
behutsam ab und arrangierte die grünen, weißen und roten Komponenten
kreisförmig auf schlichten weißen Tellern. Aus einer Flasche mit einem langen
Hals tröpfelte er grünes Olivenöl darüber, und dann säbelte er eine dicke
Scheibe von einem großen, runden Brotlaib ab, spießte sie mit dem Brotmesser
auf und reichte sie ihr. Schließlich öffnete er eine Flasche Mineralwasser und
goß es über Eiswürfel und Scheiben einer frischen Limone in schmale, hohe
Gläser.
    Sie fühlte sich auf Anhieb zu Hause in seiner
Wohnung. Diese Umgebung hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ersten
Apartment, das sie in New York gemietet hatte. Dort hatte sie auch so gut wie
keine Möbel gehabt, wenngleich mangelnde Mittel und nicht mangelnder Geschmack
die Ursache dafür gewesen waren. Sie begann, ihm davon zu erzählen. Er sagte,
etwa um dieselbe Zeit hätte er in der Bleeker Street gewohnt. Sie mußten
Nachbarn gewesen sein. Sie tauschten Anekdoten darüber aus, welche koreanischen
Lebensmittelgeschäfte ihnen die liebsten gewesen waren und wo man den besten
Cappuccino bekommen konnte.
    Er war nett, fand sie, sogar sehr nett.
Normalerweise fingen Alarmglocken an zu läuten, wenn sie zum ersten Mal die
Wohnung eines Mannes sah, doch hier fühlte sie sich zu Hause, in diesem kühlen,
weißgestrichenen Raum, in dem sie ruhig und entspannt war. Er legte Jazz auf,
aber nicht zu laut. Wenn sie die Augen schloß, fühlte sie sich wieder ins
Village zurückversetzt, wo Jazz aus einer Bar in der Nähe hinaufdrang und ein
warmer Luftzug mit seiner Collage aus Stadtgerüchen und — geräuschen durch das
offene Fenster wehte. Mit leiser Stimme und amerikanischem Akzent unterhielt er
sie angenehm, nicht zu zynisch und auch nicht zu anspruchsvoll.
    Wenn er

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