Es grünt so grün
gestellt und dazu verurteilt werden, die Feldzüge von General Shafter und General Wheeler zur Strafe zu studieren.“ General Tharios stets akkurate Handschrift schwankte und zitterte unter der Heftigkeit seines Abscheues.
Ein unbegreiflicher Krieg mit vernichtenden wissenschaftlichen Waffen und anderen unsichtbaren Schreckgespenstern war eine Sache; eine echte Invasion des heiligen Bodens, und das durch anmaßende Ausländer, die nicht einmal Englisch sprechen konnten, war eine ganz andere Sache. Sofort einte sich der Wille der Nation, und zum ersten Mal war so etwas wie Enthusiasmus zu erkennen. Karikaturisten zeichneten Bilder von Uncle Sam, wie er die Ärmel aufrollte und sich darauf vorbereitete, den verachtenswerten Eindringlingen eine tüchtige Tracht Prügel zu verabreichen, ehe er sie in den Pazifik warf.
Unglücklicherweise verhinderte die Existenz des Grases die schnelle Vertreibung der unwillkommenen Besucher. Nur ein kleiner Teil der Streitkräfte war an der Pazifikküste stationiert, weil die logistischen Probleme des Transports und des Nachschubs sich als fast unlösbar erwiesen. Und von diesem kleineren Teil konnte nur eine winzige Streitmacht zu den bedrohten Stellen entsandt werden, denn die Militärs fürchteten die verheerenden Folgen der Zersplitterung der Truppen, falls sich die Landungen als Finten erweisen sollten. So gelangte der Feind an den ursprünglichen Landungsstellen fast ohne Widerstand an Land und sicherte sich dazu noch kleine Brückenköpfe bei Gorda, Lucia, Morro Bay und Carmel.
Auf der Ostseite des Grases waren ganze Armeen, die ihre Grundausbildung abgeschlossen hatten und voller Tatendrang steckten. Die eindeutige Antwort auf die Invasion war, sie in Transportmaschinen zu verladen und zum Ort des Geschehens zu verfrachten. Leider stellte die Vereinbarung, keine Luftfahrzeuge einzusetzen, die schwerer als Luft waren, für dieses Vorgehen einen unüberwindlichen Riegel dar.
Daß der Vertrag niemals dazu gedacht war, Nationen daran zu hindern, ihr Land gegen Invasionen zu verteidigen, war gewiß, und tausende Stimmen plädierten dafür, sich an den Geist des Abkommens zu halten und den Text zu mißachten. Niemand konnte erwarten, daß wir uns gemütlich zurücklehnten und unsere Heimat überrennen ließen, nur weil ein diplomatisches Dokument spitzfindig interpretiert wurde.
Doch trotz dieser klaren Logik wurde das amerikanische Volk von einer Welle der Verzagtheit erfaßt. „Wenn wir Flugzeuge benutzen“, argumentierten die Leute, „werden die Russen es auch tun; Flugzeuge bedeuten Bomben; Bomben bedeuten Atombomben. Besser lassen wir den Russen den errungenen Vorteil, als daß unsere Städte zerstört werden, unsere Bevölkerung ausgelöscht wird und unsere Nachkommen – falls es noch welche gibt – als Folge der radioaktiven Strahlung mit sechs Köpfen oder einem Dutzend Arme zur Welt kommen.“
Laut General Thario war es eine Zeitlang in der Schwebe, welchen der beiden Fraktionen der Präsident nachgab. Aber am Ende verfügten Furcht und Berechnung, daß jede Anstrengung gemacht werden mußte, die Verteidigung der Westküste zu stärken – nur die einzig wirkungsvolle nicht.
Natürlich wurde jeder verfügbare Zeppelin requiriert und die Konstruktion der Luftschiffe beschleunigt; ungeachtet ihrer Verwundbarkeit bewegten sich die Truppentransporter auf den Panamakanal zu; gleichzeitig wurden Verhandlungen mit Mexiko aufgenommen, die darauf abzielten, die Divisionen über mexikanisches Territorium an die Südflanke des Unkrauts zu transportieren.
Während Konfusion und Defätismus die Moral des Landes ebenso erschütterten, wie es eine echte Niederlage auf dem Schlachtfeld bewirkt hätte, drangen die Russen langsam ins Landesinnere vor und bauten ihre Stellungen aus. Die amerikanischen Einheiten leisteten tapferen Widerstand, wurden aber Schritt für Schritt nach Norden abgedrängt, bis im Süden San Franciscos vom Ozean bis zur Bucht eine starre Frontlinie entstand, die zwischen der Bucht und dem Rand des Grases noch in Bewegung blieb. Militärs und die Öffentlichkeit mißtrauten dem Anschein, daß der Feind sich mit dieser Front zufriedengab, denn, so lauteten die Überlegungen, ihr Verlauf deutete auf weitere Landungen im Norden hin.
General Tharios Jubel stand im Gegensatz zur allgemeinen Bedrückung. „Endlich haben die Hohlköpfe mir ein aktives Kommando gegeben. Ich habe eine Brigade in der Dritten Armee – die beste von allen. Ich kann nicht genau
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