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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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beschreiben, wo ich stationiert bin, aber der Ort liegt in der Nähe einer Stadt, die für ihre Höhenlage bekannt ist und in einem Bergbaugebiet liegt. Die Brigade ist bemerkenswert gut in Schuß, und die Männer brennen daraufloszuschlagen. Halten Sie die Ohren nach Neuigkeiten offen – es wird nicht mehr lange dauern …“
     
    44.
     
    Die Neuigkeiten betrafen die heldenhaften Gegenlandungen. Die gesamte Flotte versammelte sich trotz der Gefahr von U-Boot-Angriffen längs der Küste hinter den sowjetischen Stellungen und bombardierte sie achtundvierzig Stunden lang, bis die Marines landeten, sich ins Land durchfochten und fast die Hälfte des besetzten Territoriums zurückeroberten. Gleichzeitig drängte die Armee im Süden San Franciscos die Russen zurück und traf an einigen Punkten mit den Marines zusammen. Der Feind war praktisch auf einen einzigen Brückenkopf zurückgedrängt.
    Aber die ganze Operation erwies sich als nicht mehr als ein Nachhutgefecht. Wie General Thario schrieb: „Wir kämpfen auf dem falschen Kontinent.“ Joe ging noch weiter. „Es ist eine abgekartete Sache“, klagte er, „um gewinnträchtige Anlagen wie diese hier in Betrieb zu halten. Wenn sie ihren dummen Krieg abblasen würden (Beethoven, unten im Keller während der Belagerung Wiens, drückt die richtige Einstellung aus) und nach Hause gingen, fiele das Land wieder in eine Depression zurück, wir hätten irgendeine Revolution, und alle stünden besser da.“
    Ich hatte ihn bereits im Verdacht gehabt, so etwas wie ein Salonradikaler zu sein, und obwohl er seine jugendlichen Meinungen zweifellos ablegen würde, beunruhigte es mich, einen Querkopf auf der Gehaltsliste zu haben. Aber ich konnte nicht mehr tun, als ihn aufzufordern, seine Ideen für sich zu behalten und keine mit Notenschlüsseln bekritzelte Notizblöcke auf seinem Schreibtisch herumliegen zu lassen; darüber hinaus hatte ich keine Möglichkeit, denn seine Anwesenheit im Betrieb hing vom guten Willen seines Vaters ab – die Berufung des Generals auf ein Feldkommando hatte den Status unserer Verträge nicht verändert --, und wir hatten zu viele skrupellose Konkurrenten, als daß wir uns für den weiteren Verkauf unserer Produkte nur auf unsere Verdienste verlassen konnten.
    George Tharios Einstellung war symptomatisch für die Demoralisierung des Lands, die sogar während unserer zeitweiligen Erfolge sichtbar wurde. Es gab keinen Siegeswillen, und der Generalstab war, wenn man General Thario Glauben schenken konnte, zu phantasielos und unbeweglich, um mit den besonderen Umständen eines Kriegs, die von dem grünen, das Land teilenden Gletscher geprägt wurden, fertig zu werden und neue Ansatzpunkte für militärische Operationen zu finden.
    So wurde das Oberkommando auch von den neuen Landungen bei Astoria und Langview völlig überrascht, obwohl sie vorauszusehen waren und der schwache russische Widerstand bei der Gegenoffensive ein solches Vorgehen angedeutet hatte. „Noch nie war eine militärische Operation mit größerer Gewißheit zu erwarten“, schrieb General Thario, „und noch nie wurde weniger getan, um dieser Gewißheit zu begegnen. Albert, wenn sich ein Geschäftsmann wie diese Militärs verhielte, wäre er in sechs Monaten bankrott.“ Wo auch immer der Fehler liegen mochte, die amerikanischen Landgewinne waren dahin, die Invasoren besetzten das ganze Land westlich des Grases.
    Prahlerisch schickten sie uns Wochenschauberichte von ihren Einmärschen in Portland und Seattle. Sie richteten ihr Hauptquartier in San Francisco ein und paradierten in Vierzigerreihen die Market Street hinab – die in Krassny Prospekt umbenannt worden war. Die Russen wollten auch die Montgomery Street und Van Ness nach Mooney und Billings umbenennen, gaben dieses Vorhaben aber fast sofort aus irgendwelchen Gründen wieder auf.
    Aber trotz aller Feiern und Gewehrsalute – weiter konnten sie nicht kommen; das monströse Gewächs, das unsere Verteidigung behindert hatte, riegelte jetzt die Invasoren ab und beschränkte sie auf einen ständig schrumpfenden Abschnitt. Es folgte eine weitere Periode der Ruhe in diesem Krieg, aber eine Periode, die sich von der ersten in bezug auf die Stimmung völlig unterschied. Es gab viele, vielleicht sogar eine Mehrheit, die wie George Thario Frieden wollten, fast jeden Frieden. Andere versuchten, die Existenz des Kriegs gänzlich zu ignorieren und ihr Leben so zu gestalten, als gäbe es ihn nicht. Wieder andere schienen ihn als eine Art

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