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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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werden noch heute nachmittag am Fallschirm ganz oben auf dem Gras landen.“
    Er schmatzte mit den Lippen. „Ich sehe schon die morgige Schlagzeile: Agent der Zerstörung betrachtet sein Werk! Sollten Sie auch noch überleben, werden Ihre von anderen geschriebenen Eindrücke – für die wir einen zu hohen Preis, einen viel zu hohen Preis zahlen – doppelt wertvoll sein. Sollten Sie aber, wie ich zuversichtlich erwarte, ein logisch vorgezeichnetes Ende finden, wird der Intelligencer für einen angemessenen Nachruf Sorge tragen. Und jetzt machen Sie, daß Sie hier rauskommen, und entweder treten Sie mir nie wieder unter die Augen oder aber als ein triumphierender Baiboa, der sich, wenn schon nicht auf einen Berggipfel in Darien, so doch auf etwas gesetzt hat, das bedeutender ist als Ihre vier Buchstaben!“
     
    23.
     
    Das Innere eines umgebauten Armeebombers roch genau nach dem, was er war – ein Stall. Zehn Schafe und eine Ziege waren an den Seitenstreben festgebunden. Die Schafe blökten unablässig, die Ziege grinste voll nachsichtiger Ironie, und alle zusammen verbreiteten einen Ammoniakgeruch, der von der Heuschicht unter ihren Hufen nicht absorbiert wurde.
    Ich konnte für dieses Wagnis alles andere als Begeister ung aufbringen. Selbst ohne Le ffaçasés blutige Prophezeiung war ich gegen diesen Flug. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie ein Flugzeug bestiegen, und der simple Grund dafür war schiere Abneigung. Ich hatte Angst vor allen möglichen Folgen des Fallschirmabsprungs, von direkter Vernichtung durch ein gebrochenes Genick, wenn er sich ruckartig öffnete, bis hin zu der Gefahr, am Boden in den Falten der Seide zu ersticken. Ich wollte eindeutig nicht fliegen.
    Aber manchmal besiegte die Vorsicht sich selbst; ich hatte soviel Angst vor dem Flug, daß ich zögerte, meine Furcht zuzugeben, und ehe ich mich versah, war ich mit meinen beiden Begleitern, dem Piloten und der Besatzung mit den Schafen und der Ziege zusammengepfercht. Ich hatte nicht resigniert, war aber still. Ganz im Gegensatz zu Gootes und den Tieren.
    Während der Wartezeit demonstrierte er sein gesamtes Arsenal an Kunststückchen, eingeschlossen ein paar neue, die nicht vollständig erfolgreich waren. Jedoch probte er diese so lange, zum Teil mit besserem Ergebnis, bis schließlich der Kameramann keuchend zehn Minuten nach unserem vorgesehenen Start eintraf. Er hieß Rafe Slafe – was ich für eine unwahrscheinliche Silbenkombination hielt –, und er war überall so mollig, daß man sich das Lächeln vorstellen konnte, das zu so einem Gesicht und so einer Figur gehören mußte. Bevor sein Atem normal ging, war Gootes schon auf ihn zugestürzt und begrüßte ihn enthusiastisch: „Ah, Räfelle muchacho, gib mir die Abrazo; como usted, companero?“
    Slafe würdigte Gootes keiner Antwort und stieß ihn mit einer fleischigen Hand beiseite, während er mit der anderen das spärliche schwarze Haar seines Schnurrbarts glättete, der zu einer Art Augenbraue über seiner Lippe zurechtgestutzt war. Nachdem er mehrere völlig identische Notsitze inspiziert und zurückgewiesen hatte, fand er einen, der ihm weniger mißbehagte und verstaute seine umfangreiche Ausrüstung mit einigem Schieben und Zerren daneben. Dann senkte er sein Gesäß auf die starre Sitzfläche mit der gleichen ängstlichen Vorsicht, mit der er ein Vermögen bei einer anrüchigen Bank deponiert hätte.
    Seine Hände fingerten in Taschen, die offenbar eine kleine Apotheke enthielten. Er zog eine Rolle Baumwollwatte heraus, zupfte zwei Pfropfen zurecht und steckte sie sich nachdenklich in die Ohren. Anschließend öffnete er eine Flasche Nasenspray und benutzte sie lautstark, nahm ein paar Schlucke von einem Mittel, das als Medizin gegen Seekrankheit etikettiert war und lutschte danach ein paar Pillen aus verschiedenen Schachteln, deren Zweck nicht so offensichtlich war. Zu guter Letzt entkorkte er eine Glasampulle und schnüffelte daran. Die ganze Zeit über schwebte Gootes über ihm und überschwemmte ihn besorgt mit mitfühlenden Fragen nach seinem Wohlergehen, wobei er ständig Dialekt und Akzent wechselte.
    Ich verlor das Interesse an beiden Mitreisenden, denn nachdem das Flugzeug uns heftig durchgerüttelt hatte, fuhr es zum Abflug vor und befand sich, ehe ich es richtig bemerkte, in der Luft. Als ich durchs Fenster blickte, bedauerte ich, daß mein erster Flug nicht unter weniger belastenden Umständen stattfand, denn es war ein außerordentlich angenehmes

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