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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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nicht doch ändern und mit hereinkommen? Wenigstens auf eine Tasse Kaffee?“
    „Nein.“
    Verärgert ging ich hinein und aß. Wer war sie, daß sie mich wie einen gemieteten Chauffeur behandelte? Bloß eine Anhalterin, wütete ich im Innern, eine Streunerin, die ich von der Straße aufgelesen hatte. Bei Gott, sie würde zumindest die Höflichkeit aufbringen können, mich, ihren Wohltäter, zivilisiert anzusprechen, sonst würde ich sie hier auf dem Highway zurücklassen und nach Los Angeles zurückkehren. Ich beendete entschlossen meine Mahlzeil und ging zum Wagen zurück. Sie saß immer noch ganz starr da und blickte durch die Windschutzscheibe. Ich stieg ein.
    „Wissen Sie …“ begann ich.
    Sie hörte mich nicht. Ich drehte den Zündschlüssel, drückte den Starter und fuhr los.
    Ich frühstückte allein und mutete meinem Magen pappiges Weizenbrot und schlammigen Kaffee zu; meine Augen tränten wegen des Mangels an Schlaf, und ich war durch ihre Schweigsamkeit aufgebracht. Das Fehlen meiner gewohnten Morgenzeitung setzte meiner elenden Verfassung die Spitze auf. Aber beim Anblick meiner Begleiterin hätte man glauben können, sie hätte sich durch einen ausgedehnten Schlaf erholt, in aller Ruhe ein Bad genommen und das beste aller kontinentalen Frühstücke gegessen. Auf ihren Wildlederhandschuhen und dem kleinen Hut zeigte sich nicht der kleinste Fleck, und ihre Wimperntusche sah aus, als sei sie erst vor einer Sekunde aufgetragen worden.
    Die Straße wand sich durch weitläufige Sandhügel, die mich, ich weiß nicht wieso, an das Gras im frühen Stadium erinnerten. Bei diesem Gedanken wollte ich die letzten Neuigkeiten wissen und erfahren, wie weit das Unkraut in der Nacht vorgedrungen war. Gedankenlos, ohne an ihr Verbot zu denken, drehte ich den Kopf. „Kfkffkk“, kreischte das Radio.
    „Bitte“, sagte sie in einem Ton, der alles andere als bittend war, und ich schaltete das Radio wieder aus.
    Also, dachte ich, das geht nun wirklich zu weit. Ich öffnete den Mund, um diese erzürnten Worte auszusprechen, aber ein Blick auf sie ließ mich innehalten. Ich konnte ihre Unzugänglichkeit nur als äußerst zerbrechlich einschätzen, rüde Worte könnten eine Stille zerstören, die zu gespannt war, um hysterisch zu sein. Ohne ein Wort zu sagen, fuhr ich weiter, bis die Hügel einer ebenen Wüste wichen. „Wir sind bald in Yuma“, kündigte ich an. „Wollen Sie mir Ihren Namen nicht sagen?“
    „Er ist nicht wichtig“, erwiderte sie.
    „Aber für mich ist er wichtig“, sagte ich kühn. „Ich will wissen, wer die wunderschöne Frau ist, die ich von Los Angeles nach Yuma gebracht habe.“
    Gereizt schüttelte sie den Kopf, und wir überquerten die Brücke nach Arizona.
    „In Ordnung, das ist Yuma. Wohin jetzt?“
    „Hier.“
    „Mitten auf der Straße?“
    Sie nickte. Hilflos schaute ich sie an, aber ihr Blick war immer noch nach vorn gerichtet. Resignierend stieg ich aus, holte ihr Gepäck aus dem Kofferraum, setzte es am Straßenrand ab und öffnete die Tür. Sie stieg aus, strich ihre Handschuhe glatt, rückte die Kante ihres Schleiers zurecht, wischte einen unsichtbaren Fleck von ihrer Kostümjacke und packte nach einem extrem kurzen Nicken die Griffe ihrer Koffer.
    „Aber … kann ich sie nicht für Sie tragen?“
    Sie antwortete noch nicht einmal mit ihrem normalen Kopfschütteln, sondern begann, den Weg, den wir gekommen waren, entschlossen zurückzugehen. Verblüfft beobachtete ich sie einen Moment, stieg dann in den Wagen und wendete. Dabei versuchte ich, sie im Rückspiegel im Auge zu behalten, auf einem verkehrsreichen Highway keine einfache Angelegenheit. Als ich das Manöver beendet hatte, war sie verschwunden.
     
    27.
     
    Entweder war es Le ffaçasés verschrobener Sinn für Humor oder, was wahrscheinlicher war, seine Knickrigkeit, jedenfalls bekam ich auf mein Nachnahme-Telegramm, in dem ich um Mittel für die Rückkehr von Yuma bat, die folgende lächerliche Antwort: KENNE KEINEN HUNDSFÖTTISCHEN WEENER INTELLIGENCER KEIN WOHLFAHRTSINSTITUT ESSEN SIE KUCHEN. Die Bedeutung der drei letzten Worte erschloß sich mir nicht, und es war durchaus möglich, daß sie nur hinzugefügt worden waren, um die erforderlichen zehn zusammenzubekommen. Wie auch immer, Le ffaçasés Geiz bescherte mir eine äußerst unbequeme und unerfreuliche Rückreise, bei der meine wenigen wertvollen Besitzgegenstände auf der Strecke blieben, da ich sie an mißtrauische, gierige Tankstellenbesitzer verpfänden

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