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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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ruhig fort: „Ich leite keine Journalistenschule; täte ich das, würde ich eine Extra-Narrenkappe, nur für Ihren Gebrauch bestimmt, einführen. Der letzte Volontär würde nicht so dummes Zeug aussprechen. Sie werden die Francis finden und sie interviewen. Ich habe zu tun. Zum Teufel mit Ihnen, und gehen Sie vorsichtig mit den Akten um, wenn Ihnen an dem Kadaver, den Sie wahrscheinlich für die Ruhestätte Ihrer Seele halten, etwas liegt.“
    Ich bin kein Bierkutscher und hatte etwas gegen die Knechtsarbeit, die schweren Aktenbündel vier Stockwerke tief hinunterzuschleppen; aber in einer Zeit wie dieser, dachte ich philosophisch, hat ein Mann Pflichten, vor denen er sich nicht drücken kann; außerdem: Le ffaçasé war ein alter Mann, und ich konnte es mir leisten, ihm seinen Willen zu lassen, auch wenn es für mich eine Erniedrigung bedeutete.
    Mit einem der Kartons auf dem Rücksitz betrachtete ich wehmütig den anderen, der den größten Teil des Vordersitzes einnahm. Hätte sie mir wenigstens ihren Namen gesagt, dann hätte ich sie gesucht und gesucht, bis ich sie gefunden hätte. Dieser Gedanke erinnerte mich an Le ffaçasés Auftrag, Miss Francis zu finden, also konzentrierte ich meine Aufmerksamkeit darauf, von der Intelligencer -Redaktion fortzukommen.
    Es war keine leichte Arbeit; die stehengebliebenen Straßenbahnen und Autos bedeuteten für den Unachtsamen gefährliche Hindernisse. Die Luft roch nach Tod, nervös trat ich das Gaspedal, um diesem Grab schnell zu entkommen. Ich überquerte das trockene Flußbett, fuhr nach Pomona, lieferte die Akten ab und begann widerwillig mit der Suche nach Miss Francis.
     
    28.
     
    Es war praktisch unmöglich, unter den in alle Himmelsrichtungen vertriebenen Menschen eine bestimmte Person zu finden, aber der Zufall unterstützte meine angeborene Intelligenz und Beharrlichkeit. Erst am Tag vorher war sie mit einer Gruppe Obdachloser aneinandergeraten, welche ihr Unglück der Forscherin anlasteten und versucht hatten, sich zu rächen, wobei sie die natürliche amerikanische Ritterlichkeit gegenüber dem schwächeren Geschlecht überwunden hatten. Daher konnte ich sie ausfindig machen; sie lebte nicht einmal fünfzehn Kilometer vom derzeitigen Domizil des Daily Intelligencer entfernt.
    Ihr Laboratorium war ein leerer Hühnerstall, der sie ständig an ihre Küche erinnern mußte. Sie wirkte beinahe lebhaft, als sie mich begrüßte, eine Spinnwebe vom Dach des verfallenen Schuppens im Haar. „Ich habe keine profitträchtigen Geheimnisse zu vermarkten, Weener – Sie verschwenden Ihre Zeit mit mir.“
    „Ich bin nicht als Handelsvertreter hier, Miss Francis“, sagte ich. „Der Daily Intelligencer würde seinen Lesern gern mitteilen, wie Sie mit Ihrer Suche nach einem Heilmittel für das Gras vorankommen.“
    „Sie reden, als sei Cynodon Dactylon eine Krankheit. Für das Leben gibt es kein Heilmittel außer dem Tod.“
    Da sie in bezug auf das Gras so empfindlich war als handele es sich um ihr persönliches Eigentum (dabei, dachte ich, habe ich ebensoviel Anteil daran) –, bemühte ich mich um eine diplomatischere Wortwahl.
    „Nun ja, ich habe eine interessante Entdeckung gemacht“, gab sie brummend zu und zeigte auf eine Reihe von Blumentöpfen. Ihre Augen strahlten auf, als sie die einzelnen Grashalme, jeder vielleicht gut drei Zentimeter hoch, beäugte. Mir sagte dieser Anblick gar nichts, und das muß sie an meinem Gesichtsausdruck erkannt haben.
    „Cynodon dactylon“, erläuterte sie, „gekeimt aus Samen, die aus der behandelten Pflanze gewonnen wurden. Offenbar sind die Eigenschaften eines Allesfressers nicht auf die Nachkommen übertragen worden.“
    Für sie, für einen Gärtner oder Botaniker mochte das faszinierend sein, aber ich konnte nicht erkennen, was das mich oder den Daily Intelligencer anging.
    „Es könnte sich um Vitaminmangel handeln“, murmelte sie unbegreiflicherweise, „oder um Mißachtung der Gesetze über die Schulpflicht. Diese Pflanzen sind ein Hinweis darauf, daß das behandelte Gras seine abnormen Eigenschaften nur durch die Ausbreitung bereits veränderter Ausläufer oder Wurzelstücke behält. Es bedeutet, daß nur die Elternpflanze, die voraussichtlich nicht unsterblich ist, anormal ist. Die Nachkommen unterscheiden sich nicht von dem Unkraut, das die Hausväter verfluchen, seit die Missionare die Digger-Indianer versklavt haben.“
    „Ja … dann“, rief ich in plötzlichem Verstehen aus, „dann müssen wir ja nur noch

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