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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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Salzpläne zu demonstrieren. Aus Indien fragte der gealterte Mohandas Gandhi mit piepiger Stimme, ob ein so wertvolles Mittel im reichen Amerika verschwendet werden müßte, während die ausgebluteten indischen Bauern eine hohe Steuer auf diese Lebensnotwendigkeit zahlten? Und der Rat der Volkskommissare bot den Vereinigten Staaten ungeachtet des Vorgehens der amerikanischen Stalinisten an, ihnen alles zusätzlich produzierte Salz zu verkaufen. Die Heringspökler standen wie ein Mann gegen das Projekt, während die amerikanischen Salzraffinerien einmütig ein Angebot knapp über ihren Selbstkosten machten.
    Das letzte war der entscheidende Schlag, und die obskuren Anti-Salzer erhielten den wohlverdienten Todesschuß. Die Kommunistische Partei schwenkte rasch um. Alle angesehenen und patriotischen Menschen reihten sich bei den Salz-Fürsprechern ein. Bei soviel öffentlicher Einmütigkeit konnte die Regierung nur noch gehorchen. Ein dreißig Kilometer breiter Streifen, der sich vom Meer zum Salton See, vom Salton See zu der Kleinstadt Mojave und von dort nach Ventura erstreckte, wurde auf den Karten markiert. Hier sollte dasselbe Bomberkommando, das die spektakuläre, aber wirkungslose Brandbombenaktion durchgeführt hatte, das Salz aussäen. Der Triumph der Salzfreunde war in seinem Enthusiasmus engherzig; die verbitterten Anti-Salzer, jetzt nur noch eine Handvoll unbelehrbarer Esoteriker, meinten murrend, das würde noch allen leid tun, man solle nur abwarten.
     
    30.
     
    Das Gras selbst wartete auf nichts. Es schien aus den ihm gewidmeten Beleidigungen neue Kraft zu gewinnen und womöglich sogar sein Wachstumstempo zu beschleunigen. An einem Dutzend Stellen gleichzeitig tauchte es in den Ozean. Es breitete sich auf Sand aus, der noch nie etwas anderes als Kaktuspflanzen gesehen hatte, und die Sierra Madres verwandelten sich in grüne Hügel vor dem Horizont. Die letztgenannte Eroberung erschreckte diejenigen, die die Berge mit ihren ungastlichen Höhen für immun gehalten hatten. Cynodon dactylon, unbehandelt, hatte Kälte stets gemieden, wenn es auch einige Grade unter Null überleben konnte. Die Riesenpflanze jedoch schien durch weniger gehemmt zu sein, obwohl es in höheren, kälteren Regionen langsamer vorankam. Der Intelligencer plante, von Pomona nach San Bernardino – und wenn nötig nach Victorville – zu ziehen.
    Von Tag zu Tag wurde Le ffaçasé ein strengerer Zuchtmeister und peniblerer Arbeitgeber. Bei den Eingeweiden von William Lloyd Garrison, so tobte er, habe mir denn nie jemand die einfachsten Elemente der Interpunktion in den nichtswürdigen Schädel getrieben? Hatte kein Lehrer in Augenblicken heldenhafter Begeisterung versucht, ein paar Regeln des Satzbaus in meinen Wasserkopf zu prügeln? Hatte ich jemals etwas von gutem Geschmack gehört? Lag das Wort „Stil“ außerhalb meines dürftigen Wortschatzes? Was zum Teufel sollte das bedeuten, daß ich mit offenem Mund herumstand und meine elenden Zähne aller Welt zeigte? War es einem angeblich menschlichen Wesen überhaupt möglich, so zurückgeblieben wie ich zu sein? Und war ich nur deshalb aus dem Leib meiner Mutter verstoßen worden, um ihn und seine langmütige Herausgebergeduld zu martern?
    Hundertmal war ich versucht, meine Verbindung zu diesem journalistischen Autokraten zu lösen. Meine Kolumne war vielgelesen, und zwei Verlage hatten mir die Idee angedient, ein Buch herauszugeben, wobei sie alle Redigierarbeiten und notwendigen Berichtigungen vornehmen würden, ohne daß ich mich damit belasten mußte. Sogar eine Maschinenschreiberin sollte mir zur Verfügung gestellt werden. Ich hätte mich mit fast jeder Zeitung im Land zusammentun können und unzweifelhaft für eine Bezahlung, die besser war als das dürftige Salär, das Le ffaçasé mir zusprach.
    Aber ich halte Loyalität für eine der bewundernswertesten Tugenden, und es entsprach einfach nicht meiner Natur, den Intelligencer im Stich zu lassen – jedenfalls so lange nicht, bis ich einen langfristigen, wasserdichten Vertrag bekam, den mir anzubieten die anderen Zeitungen aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht bereit zu sein schienen. In Übereinstimmung mit dieser mir eigenen Loyalität – ich rühme mich ihrer nicht, ich wurde eben damit geboren – vernachlässigte ich keinen meiner Aufträge, obwohl sie vom Riskanten bis zum Absurden reichten.
    Einer der angenehmeren dieser Ausflüge, die Mr. Le ffaçasé sich ausgedacht hatte, begann mit einem Flug über das

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