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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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Wasser hinzufügen, und das Gras wäre in einem vermutlich undurchdringlichen Grabgewölbe eingeschlossen.
    Aber der populärste Vorschlag enthielt den Einsatz von Salz, gewöhnlichem Tafelsalz. Aus ihrer eigenen Erfahrung mit Vorgärten und Rasen drängten viele Männer und Frauen in ihren Briefen darauf, dieses simple Mineral einzusetzen, um die Bedrohung durch das Gras zu beenden. „Es machd Alles nihder“, schrieb ein Großbauer. „Seine tödliche Wirkung aufs Pflanzenleben tritt fast unmittelbar ein“, stimmte ein früherer Beverly-Hills-Bewohner zu.
    „Ich weiß, daß es nichts Besseres als Salz gibt, um Unkraut zu vernichten“, lautete ein Satz aus einem weitschweifigen Brief auf blau liniertem Notizpapier, „im Juni 1926 oder 27 ich weiß nicht mehr genau vielleicht auch 28 habe ich aus Versehen etwas Salz auf einen wunderschönen Bleiwurz geschüttet …“
    Es wurde vorgeschlagen, die Oberfläche einzusprühen, Tunnel durch die Wurzeln vorzutreiben und Salzwasser einzufüllen, das Gras abschnittweise mit 40-Milimeter-Kanonen zu beschießen und als Geschosse salzgefüllte Schrapnelle einzusetzen, das ganze Gebiet – sowohl das schon besetzte als auch die unmittelbar bedrohten Bereiche durch einen breiten Salzstreifen zu isolieren. Salzenthusiasten argumentierten, es seien nur einige Millionen Tonnen eines billigen Materials vertan, sollte, was unwahrscheinlich wäre, diese Methode versagen; würde das Vordringen des Grases aber erfolgreich gestoppt, könnte das Land in Sicherheit hinter dem Wall abwarten, bis eine Waffe gefunden wurde, um das eroberte Gebiet zurückzugewinnen.
    Aber die Fürsprecher des Salzes blieben nicht ohne Widerstand. Eine verbissene Anti-Salz-Fraktion entstand, die es sich zum Vergnügen machte, diese optimistischen Vorhersagen zu verspotten und die Argumente auseinanderzunehmen. Miss Francis, so sagten sie, die mehr als jeder andere darüber wissen müßte, hätte festgestellt, daß das Gras auch die stabilste Verbindung aufbrechen und sich daraus nehmen würde, was es brauchte. Und Salz war nun mal eine Verbindung, oder? Wenn die Pro-Salz-Fanatiker ihren Willen bekämen, würden sie nur einer hungrigen Pflanze Futter vorwerfen. Die Salz-Befürworter fragten, welchen Beweis Miss Francis je erbracht habe, daß die Pflanzen alles absorbierten oder daß ihr Metamorpher überhaupt etwas mit dem Metabolismus zu tun und nicht nur eine Art botanischen Riesenwuchses erzeugt hatte. Die Anti-Salzer, die ihre Feinde als Saunisten und Saliniten verhöhnten, entledigten sich prompt Miss Francis’ hypothetischer Hilfe und verließen sich statt dessen auf die Annahme, das Salz müsse, um wirksam zu werden – ein höchst unwahrscheinliches Ereignis –, die Wurzeln erreichen, und wenn Rohöl, das damals über die noch jungen Pflanzen geschüttet worden war. das nicht schaffte – welche Hoffnung könnten sie dann anbieten?
    Der Salzstreit teilte die Gesellschaft in zwei Hälften. Gebildete Doktoren fochten in den Spalten wissenschaftlicher Zeitschriften.
    Geschäftsleute diktierten ihren Sekretärinnen übersprudelnde Briefe. Hausfrauen schrieben an Zeitungen oder diskutierten hitzig im Laden an der Ecke. Rundfunkkommentatoren schalteten sich behutsam in die Kontroverse ein, und mehr als ein Enthusiast mußte von seinem Finanzier zurückgepfiffen werden. In den Kneipen kam es über die Frage zu Faustkämpfen, und einsichtige Wirte servierten das Bier, ohne sich über Gebühr in die Streitigkeiten einzumischen.
    Am Anfang war der Intelligencer heftig antisalzig. „Gibt es einen amerikanischen Cato“, fragte Le ffaçasé, „der nach der letztendlichen Demütigung Karthagos ruft, nicht für das Land des Feinds, sondern für unser eigenes?“ Kurz nachdem dieser Leitartikel mit der Überschrift „Karthago, Kalifornien“, erschienen war, schwenkte der Intelligencer auf die andere Seite, und Le ffaçasé lieferte einen Pro-Salz-Beitrag unter dem Titel „Lots Frau“.
    Die Töchter der Amerikanischen Revolution erklärten sich als Salz-Befürworter und lehnten es ab, die Constitution Hall für ein Anti-Salz-Treffen zur Verfügung zu stellen. Aufgeschreckt setzte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei ein Manifest in Umlauf, in dem sie erklärte, das Salz sei nicht der Versuch, das Gras einzuschließen – dies sei nur ein Vorwand der Imperialisten –, nein, es richte sich gegen die Sowjetunion; alle Sympathisanten wurden aufgefordert, ihren Abgeordneten zu schreiben und gegen die

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