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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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wäre, ja mehr als wirkungslos, sogar eher eine Wachstumshilfe durch die Verbreitung der einzelnen Stücke. Zum ersten Mal fingen die Menschen an, offen über den Einsatz der geächteten Atombombe zu reden.
    Die unmittelbare Reaktion auf diesen Vorschlag war eine überwältigende Opposition. Der Präsident, der Kongreß, die Armee, die Marine und die öffentliche Meinung ganz allgemein stimmten darin überein, daß die Waffe zu entsetzlich war, um sie in diesem vergleichsweise harmlosen Fall einzusetzen.
    Aber die Maschinerie für den Bombeneinsatz irgendeiner Art war in Bewegung gesetzt worden und mußte angewendet werden. Der Treibstoff wurde auf Lager genommen, die Flugplätze wurden gesperrt, alle verfügbaren Flugzeuge, neue, alte, sehr alte und noch ältere, zusammengezogen, und drei Tage und Nächte pendelten die fliegenden Flotten über dem überwucherten Gebiet und ließen Tausende Tonnen Brandbomben fallen. Unmittelbar folgende Flugzeuge schütteten ganze Frachtladungen Öl aus, um das gigantische Freudenfeuer zu nähren.
    Blitze zuckten von unten nach oben, gefolgt von mächtigen weißen, gelben, roten und blauen Flammen. Der Rauch, der Geruch verschmorender Pflanzen, das Prasseln und Knistern der Feuersbrunst und die dabei erzeugte Hitze waren noch in Capistrano und Santa Barbara zu bemerken.
    Vom Himmel herunter brannten die Bomben große Löcher durch das Gras, die bis zum Erdboden reichten. Das Unkraut, das dem Feuer bisher verächtlich widerstanden hatte, wurde plötzlich entflammbar und brannte tagelang wie Zunder. Kilometerweit präsentierten die von Blättern und jeglichem Leben entblößten Stengel den Luftbeobachtern gemarterte Nacktheit. Kahle Stellen, so groß wie ganze Dörfer, taten sich schwarz und verkohlt auf; die Gestalt der Pflanzenmasse veränderte sich ständig, aber als nach langer Zeit der letzte Funke verglühte und das letzte Stück Holz erlosch, blieb das Gras da, gequält und verletzt zwar, aber nicht besiegt und nicht einmal merklich zurückgetrieben. Es war eine brillante Vorstellung gewesen – und eine wirkungslose.
    Der Fehlschlag der Brandbomben sorgte nicht nur für bekümmert triumphierende Habichsnichtgleichgesagt von mürrischen und jetzt doppelt betroffenen Grundstückseigentümern, sondern auch für eine Vielzahl neuer Bewerbungen um die Prämie des Intelligencer für den Entdecker eines Rettungsmittels. Vom Plan, die Menschheit zum Mars emigrieren zu lassen, über riesige Vergrößerungsgläser, die mit Sonnenhilfe das Gras vertrocknen lassen sollten, gingen die Vorschläge bis zu dem Projekt, einen Kanal von der San Francisco Bay bis zum Colorado River um die Graszone herum auszuheben und den Rest dem Pazifik zu überlassen. Eine weitere Lösung regte an, durch unzählige Radiowellen die Sonnenstrahlen zu unterbrechen und so dem Gras die gesamte Lichtzufuhr abzuschneiden; dann wäre es nicht mehr in der Lage, Chlorophyll zu produzieren und müßte absterben. Einige Bewerber drängten darauf, andere Gräser, zum Beispiel Bambus, mit dem Metamorpher zu behandeln; sie erwarteten, daß die beiden Pflanzenriesen sich dann gegenseitig verschlingen würden. Dieser Vorschlag erfuhr so weitgehende öffentliche Unterstützung, daß man mit Fug und Recht annehmen kann, daß er auch in den Amtsstuben ernsthaft in Erwägung gezogen wurde, aber er wurde schließlich aufgegeben, weil es nur eine einzige winzige Erfolgschance gab, aber den Pflanzenwuchs, den man bekämpfen mußte, verdoppelte. Die Analogie eines Gegenfeuers beim Waldbrand wurde als sehr poetisch, aber unpraktisch eingeschätzt.
    Weitere vergleichsweise prosaische Methoden enthielten den Plan, das Gras mit Beton einzumauern; die große chinesische Mauer sei das einzige Werk von Menschenhand, das vom Mond aus sichtbar sei; sollten sich die Amerikaner etwa von den rückständigen Chinesen ausstechen lassen? Eine Betonmauer von einem Kilometer Höhe und einem halben Kilometer Dicke könnte von jedem neugierigen Astrologen auf dem Planeten Venus gesehen werden – vorausgesetzt, die Venusianer besäßen irdische Laster – und würde nicht mehr kosten als ein ganz kleiner Krieg, ganz zu schweigen von den Tausenden von Arbeitskräften, die sonst das Geld des Steuerzahlers als Sozialhilfe verprassen würden. Eine Variante dieses Plans war der Vorschlag, das Gras tonnenweise mit trockenem Zement und Sand von Flugzeugen aus zuzuschütten; die Regenzeit, die in wenigen Monaten beginnen müßte, würde das erforderliche

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