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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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verstohlene Schritte an der Hintertür. Es gelang mir, mich der Frau zu entziehen, und als ich mich umdrehte, sah ich das Ärgernis erregende Pärchen schuldbewußt ins Haus schlüpfen.
    »Oh, Miss Napier«, flüsterte Nancy, »wir haben uns ein bißchen verspätet, und Mama hat bestimmt schon hektischen Trubel entfesselt.«
    »Hektisch — sehr richtig. Und Sie sind ein ganz ungezogenes Mädchen. Weshalb sagten Sie ihr denn nicht, wo Sie hingehen wollten?«
    »Als ob ich hätte weggehen dürfen, wenn ich es gesagt hätte! Kommen Sie bitte und reden Sie ihr gut zu. Vor Ihnen hat sie etwas Respekt.«
    »Fällt mir gar nicht ein, bis Sie im Baderaum gewesen sind, Ihr Gesicht in Ordnung gebracht und Ihr Haar gekämmt haben. Und Sie« — ich wandte mich dem Jüngling zu, der ganz bedeppert neben ihr stand. »Sie wischen sich die Lippenstiftflecken vom Gesicht, falls Sie Mrs. Brooks vor Augen kommen sollten.«
    Bis ich dann Nancy ihrer Mutter zugeführt und diese beruhigt hatte, daß ein kleiner Spaziergang in der abendlichen Kühle nichts Schlimmes sei, fühlte ich mich von meinen guten Taten doch erschöpft und gedachte, mein Tagwerk zu beenden. Stille senkte sich wohl über unser Haus, aber nicht über das Zeltlager, wo noch Kofferradios und Grammophone ihre Musik zum Himmel schmetterten. Vor Mitternacht war es im Camp selten ganz still.
    Kaum hatten wir uns gerade im Bett ausgestreckt, als bei den Zwingern und Ställen eine wüste Krakeelerei ausbrach. Laut fluchend zog Peter sich ein paar Sachen an und lief, von Trina in Nachthemd und Strandhosen gefolgt, den Hang hinauf. Ich ließ sie laufen, kochte aber, so müde ich war, etwas Kaffee. Nach dieser Zumutung konnten sie ihn sicher gebrauchen.
    Müde lachend kehrten sie zurück. Die Besitzerin einer großen, aggressiven persischen Katze hatte sich über alle Reglements hinweggesetzt, sich im Dunkeln herangeschlichen und ihren Liebling herausgelassen, um ihn über Nacht mit ins Zelt zu nehmen. Das Tier war ihr entwichen und hatte, durch mehrere Ställe sausend, deren Insassen wild gemacht und sich schließlich auf den Verschlag gestürzt, in dem Dawn Masters’ geliebtes Zwerghähnchen logierte. Schrilles Kreischen des kleinen Hahns und das Bellen und Gequieke all der Katzen und Hunde vereinten sich zu einem Höllenkonzert und es gab eine lange Jagd und ein endloses Kreuz und Quer, bis die Katze ergriffen werden konnte. Dann mußte erst noch Dawn beruhigt werden, die den Lärm gehört hatte und im Pyjama in langen Sprüngen herbeigelaufen war, um ihren Zwerghahn zu retten.
    »Und das«, murmelte Peter, als er sich gähnend Kaffee eingoß, »ist der Schluß eines vollkommen gelungenen Tages.«
    »Aber es ist doch schrecklich aufregend!« rief Trina mit leuchtenden Augen. »Immerfort passiert was. Das nenne ich endlich ein abenteuerliches Leben.«
    »Mag sein«, entgegnete ich. »Allerdings hast du falsch prophezeit, als du sagtest, ein Zeltlager zu betreiben, sei ganz einfach.«
    »Liebste, murre doch nicht. Es macht doch wirklich furchtbar viel Spaß.«
    Ich gab zu, daß vieles erfreulich sei, war jedoch so müde, daß ich beim Zubettgehen heimlich den Kalender nachrechnete. Jawohl, es sollte noch mindestens vierzig solcher vollkommen schönen Tage geben, ehe die turbulenteste Zeit um war. Doch es war dumm, deswegen verdrießlich zu sein. Das Geld kam tatsächlich, wie Trina zu sagen pflegte, in Strömen ein, und die Zinsen für unser Darlehen waren gesichert.
    Es war ein einträgliches Unternehmen, allerdings nicht >ganz einfach<.
     
     
     

9
     
    Angefüllt mit Neuigkeiten, platzte Trina ins Haus.
    »Ihr Lieben, es ist unbezahlbar! Wir haben noch eine Macleod bekommen!«
    »Das verhüte der Himmel! Hoffentlich hat diese wenigstens einen Ehemann«, sagte — natürlich — Peter.
    »Nein. Sie ist Witwe. Diesmal eine echte. Aber das wird sie, glaube ich, nicht lange bleiben.«
    »Wie kannst du das behaupten, wenn du sie erst eben kennengelernt hast?« widersprach ich.
    »Das ist ganz, ganz leicht. Sie ist hübsch und hat so einen suchenden Blick. Eine Art abwägenden Blick, mit dem sie Peter sogar von weitem gemustert hat.«
    »Und du gingst darauf ein«, sagte ich zu meinem Bruder. »Aber eine Mrs. Macleod haben wir doch gar nicht gebucht, das weiß ich bestimmt.«
    »Sie reist mit dieser Miss Kendall, die uns wegen eines Platzes für ihren Wohnwagen geschrieben hatte. Die ist nett. Nicht so hübsch wie Mrs. Macleod. Sieht aus wie eine freundliche Polizistin, und

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