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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ihre Freundin hält sie, glaube ich, immer im Trab. Miss Kendall ist gerade dabei, eine Sonnenmarkise vor ihren Wagen zu spannen.«
    Peter ging hin, um zu helfen, und bestätigte dann, zögernd, Trinas Meldung. Iris Macleod sei eine sehr hübsche Frau, habe allerdings ziemlich betrübt gesagt, es sei ein Jammer, daß wir nur so junge männliche Zeltgäste hätten. Die Damen besaßen einen piekfeinen Wohnwagen, und Miss Kendall verehre offensichtlich die Macleod.
    Ich lernte beide später kennen und erfuhr binnen zehn Minuten, daß Mrs. Macleods Mann vor zwei Jahren gestorben war und daß sie keine Kinder hatte. »Eine Frau fühlt sich ohne Mann doch sehr verloren, Miss Napier«, sagte sie zu mir. Sie war also beinahe das, was Trina eine >Witwe von Beruf< nannte.
    Unser Camp war jetzt voll. Farbenfreudig bemalte Wohnwagen und heitere Zelte bedeckten die Grasfläche. Die Feriengäste waren größtenteils jung; deshalb hatte Trina Verständnis für Mrs. Macleods Enttäuschung.
    »Wie dumm bloß von mir!« rief sie. »John Muir ist genau der richtige Mann für sie. Im richtigen Alter, besitzt eine Farm und alles. Wäre doch nett, Mrs. Macleod als Nachbarin zu haben.«
    »Ich wette, daß du die zwei nicht zusammenbringen kannst«, sagte Peter. »Campgäste sind für den Kerl das reine Gift.«
    »Iris Macleod ist jedenfalls ein netter Mensch, wenn sie auch über Männer ihre eigenen Ansichten hat. Sie verdiente ein besseres Schicksal«, sagte ich gehässig.
    Aber Trina war nicht zu zügeln, sie berichtete später von einem vertraulichen Gespräch mit unserer Witwe. »Wir fingen an, unsere Namen zu vergleichen, und stellten fest, daß wir keine angeheirateten Verwandten haben. Somit kam das Thema auf ihren Mann, und sie sagte, sie wisse, daß ich Verständnis hätte. Nur jemand, der einen Ehegatten verloren hat, könne sie verstehen.«
    »Da hast du natürlich zugestimmt und eine Krokodilsträne vergossen«, meinte Peter.
    »Na, ich war nicht anderer Ansicht. Wie könnte ich wohl? Und dann sagte sie, manche Frauen eigneten sich eben besonders dazu, einem Mann die Kameradin zu sein. Und als ich frohgemut erklärte, meiner Meinung nach seien diese Frauen als Verheiratete glücklicher, gab sie mir recht und fand, ich sei eigentlich noch zu jung, um schon Witwe zu sein. Worauf ich ein gut erzogenes Gesicht machte und behauptete, ich gehörte nicht zu den für eine richtige Ehe geeigneten Frauen.«
    »Du solltest dich schämen«, sagte ich.
    »Aber ihr gefiel das. Daß sie keine Rivalin hat, meine ich, denn nur Witwen bilden für sie eine mögliche Gefahr. Und dann sagte ich, mir täte der nette Mann nebenan oft leid — wie sehr der eine Kameradin brauchte! Da strahlte sie und stellte alle die erwarteten Fragen. Ich gab ihr Auskunft. Daß John Muir zu den Starken und Stillen gehörte. Da sagte sie seufzend: >Also ganz der Typ, wie es mein innigstgeliebter Bertram war!< Das seien die Männer, die wirklich von einer Frau umsorgt werden müßten.«
    »Ach, du spinnst ja,« warf ich ein. »Sie ist sehr nett; so dumm wie du sie hinstellst, kann keine Frau sein.«
    »Liebes«, versicherte mir Trina mit unendlich weiser Miene, »jede Frau kann dumm sein, wenn es um einen Mann geht.«
    Ich hätte alle Wetten angenommen, daß Iris John Muir nicht einmal kennenlernen würde und — hätte sie verloren. Wir sahen es schon am selben Abend vom Strand aus, und Trina triumphierte.
    Unser Nachbar war auf den Teil seiner Farm gegangen, der jenseits der Landstraße lag, und Iris mußte auf der Lauer gelegen haben, denn einige Minuten später kam sie aus ihrem Wohnwagen und wanderte langsam auf dem Grasstreifen vor seinem Tor hin und her, als wenn sie da etwas suchte, ganz vertieft. Und als dann John Muir zum Vorschein kam, sahen wir sie auf ihn zugehen, sich auf die höflichste Weise entschuldigend, und nach wenigen Augenblicken schritt er gemessen neben ihr her und suchte mit enormer Konzentration nach einem — wie ich fälschlich dachte — in Wirklichkeit gar nicht verlorenen Gegenstand. Ich hatte nämlich die Witwe unterschätzt, denn schon sehr bald bückte sich John und hob aus dem Gras etwas auf. Es folgte eine nette Pantomime erleichterten Aufatmens und überströmenden Danks, und Muir blieb tatsächlich etliche Minuten im Gespräch mit ihr stehen und verabschiedete sich mit nicht so grimmer Miene wie sonst.
    »Hat sie gut gemacht«, sagte Peter feixend. »Geht mit fliegendem Start über die Bahn.«
    »Sie kommt hierher«, raunte Trina.

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