Es ist ja so einfach
sich lange bei den Ställen auf und lachten sehr über die bunte Kollektion von Tieren und die ängstliche Fürsorge ihrer Besitzer. Noch mehr lachten sie über Muirs Warnschilder am Zaun. Ich begegnete ihnen, als sie gerade die Runde beendet hatten, und Philip Beale fragte mich liebenswürdig lächelnd: »Wer ist denn Ihr gemütlicher Nachbar da drüben? Hat er Magengeschwüre?«
Es war das neunte Mal, daß mich ein Gast wegen dieser elenden Schilder befragte, und mir langte es nun. »Heißt John Muir und kann zeltende Leute nicht ausstehen«, antwortete ich daher etwas brüsk.
»John Muir? Doch nicht der olle Johnny? Aber das muß er sein, natürlich! War mir ganz entfallen, daß er die Familienfarm hier an der Küste geerbt hat. Den könnten wir eigentlich heimsuchen und Logis verlangen. So ungastlich, wie es nach diesen Schildern erscheint, ist der gar nicht.«
»Ich glaube trotzdem kaum, daß Sie bei ihm Erfolg hätten. Nicht, wenn Sie aus diesem Camp zu ihm kämen. Sind Sie mit ihm befreundet?« fragte ich.
»Früher mal, habe ihn aber seit Jahren nicht mehr gesehen. Wir waren zusammen auf der Schule und später in der Landmaschinenfabrik von Massey, um Ackerbau zu lernen. Er ist ein gefälliger, netter Kerl, nur ein bißchen zu ernst. Einer der leidenschaftlichen Farmer, die >dem Boden sein Recht geben< wollen und so. Du erinnerst dich gewiß an ihn, Jean? Er kam öfter zu uns, als du noch klein warst.«
»Selbstverständlich erinnere ich mich. Ich verliebte mich damals heftig in ihn, vermute aber, daß er von meiner Gegenwart gar keine Kenntnis nahm. Trotz alledem war er goldig. Ist er das noch, Miss Napier?«
»Mir nicht aufgefallen«, antwortete ich in einem Ton, den ich, ganz stolz darauf, für unverbindlich hielt, doch sie lachten alle, und Jean sagte: »Vielleicht ist er durch die Ehe verkorkst. Wie ist denn seine Frau?«
»Er hat keine — falls er sie nicht verborgen hält.«
»Oh, schön. Dann kann ich mich ja erneut in ihn verlieben, und diesmal werde ich achtgeben, daß er mich bemerkt.«
Ich dachte, daß ihr das sicher keine Schwierigkeiten machen würde. Sie war jung, sehr hübsch und klug genug, um nicht die Geistreiche zu spielen. Eine Frau von dem Schlage, der John Muir gefallen mußte. Iris Macleod bekam nun eine Rivalin.
»Na, wir werden heute abend alle mal ‘rübergehen und ihn bitten, hierherzukommen«, sagte Trix Tanner. »Dann kann Jean ihr gutes Werk sofort beginnen.«
Ich sagte nichts davon, daß John Muir selbst durch Jeans Reize nicht dazu zu bewegen sein würde, unser Camp zu betreten. Sie gingen, mit dem Bemerken, dieses Camp habe >es in sich< und sie seien heilsfroh, daß auf dem anderen unten an der Küste kein Platz mehr gewesen sei.
Erst spät abends hörten wir sie zurückkommen; der Besuch war also doch erfolgreich verlaufen. Jean erzählte mir tags darauf Näheres: »Er ist immer noch lammfromm, auch jetzt als Gutsbesitzer. Die Tante ist ein liebes Wesen und Bruce auch. Genau betrachtet ist er eigentlich eher mein Fall als John, obgleich der sehr kameradschaftlich mit Philip umgeht. Warum ist denn John auf dieses Camp so erbittert? Er sah ganz grimmig aus, als ich ihm erzählte, es sei himmlisch hier und Sie seien tatsächlich ein Prachtmensch.«
Ich lachte. Ich hätte gern John Muirs Gesicht gesehen, als er dieses Urteil über mich hörte. Ihr Bruder mischte sich auch in unser Gespräch. »Ich bin überzeugt, daß Sie John mal in seine Schranken gewiesen haben; er war schon immer schwierig, sobald jemand ihn gekränkt hatte. Begleiten Sie uns doch heute abend, Miss Napier, und schließen Sie Frieden mit ihm.«
»Bedaure, aber ich bin eine Frau mit Beruf und werde heute abend viel Arbeit haben.«
»Aber wir möchten so gern noch eine Partnerin, weil wir im Wohnzimmer den Teppich wegnehmen und tanzen wollen«, drängte Jean. »Wenn Sie mitkommen, sind wir vier Paare.«
»Ist nicht zu machen, aber bitten Sie doch Iris Macleod! Die kennen Sie gewiß schon, ja? Drüben in dem Superwohnwagen. Sie ist nett, tanzt sicher gut und wird auch eher John Muirs Geschmack entsprechen als ich.«
Da sie jetzt zweifelnde Blicke wechselten, vermutete ich, daß Iris ihnen ihre Karten schon deutlich aufgedeckt hatte. Schließlich aber waren sie einverstanden, und ich sah abends mit tiefer Befriedigung die hübsche Witwe sehr heiter und verlockend gekleidet mit ihnen hinübergehen.
Es war Heiligabend, jeder spürte den festlichen Frohsinn. Wir hatten unser möglichstes getan,
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