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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nach den Ferien vor den Daheimgebliebenen brüsten könnten. Auf diese Weise suggerierte sie den Gästen, wie unsportlich es wäre, zu murren, und brachte sie von dem Gedanken ab, wir seien an dem Malheur schuld, bis sie schließlich fanden, es sei eigentlich ein Mordsvergnügen gewesen, und >Schlimmes sei überhaupt nicht passiert<.
    Als nun noch Peter Auskunft über die Pauschalversicherung gab, begann jeder zu überlegen, für welche alten und abgenutzten Sachen er noch Schadensersatz fordern könnte. >Das Radio war schon uralt, aber das braucht man denen ja nicht zu sagen< — >Ich bin ganz froh, diese Matratze los zu sein. Die war entsetzlich klumpig.< Kurzum, das Camp war jetzt von dem nicht sehr noblen Ehrgeiz erfüllt, den Versicherungsgesellschaften möglichst viel abzuzapfen.
    John Muir erwies sich als prächtiger Helfer. Während die Gäste gesättigt und durch die Aussicht auf Versicherungsgelder heiter gestimmt, aus dem Hause strömten, brachte er sie mit seinen in ganz ruhigem Ton gegebenen Erklärungen alle wieder ins Gleichgewicht. Solange die Farm besteht, sagte er, sei der Bach nie übergelaufen, aber gegen ein Ereignis, das auch die Versicherungen als höhere Gewalt bezeichneten, sei man leider machtlos. Jeder könne sich aber überzeugen, daß der Bach jetzt wieder eingedämmt sei, und in den nächsten hundert Jahren werde so etwas nicht wieder vorkommen. Und dann, meinte er, würde es >selbst dem Jüngsten von uns keine Kopfschmerzen mehr machen<. Übrigens seien in der ganzen Gegend ungeheure Regenmengen niedergegangen, die, soweit er informiert sei, die Zeltplätze an der Küste auch ohne Mitwirkung wildgewordener Bäche überschwemmt hätten. Zahlreiche Gäste reisten von dort bereits ab. Aber das müßten >recht weichliche Leute< sein, wenn sie sich >wegen so einer Kleinigkeit ihre schönen Ferien verkürzten<.
    Darauf reagierten unsere Gäste sofort, indem sie zeigten, was für zähe Menschen sie waren, ganz erfüllt vom Geist der harten Pioniere. Zwei Tage später amüsierten wir uns, als wir im Lokalblatt einen Bericht über den Sturm und die Katastrophen in den einzelnen Autocamps lasen. Und dann über unseres: »Im Camp bei Edgesea dagegen erklärten die Gäste, sie dächten gar nicht an die Abreise, und nur sehr wenige brachen auf. Eine alte Dame zum Beispiel sagte: >Was sind schon ein paar Zoll Regenwasser?<«
    Ich war sehr erstaunt. »Ein paar Zoll?« sagte ich zu John Muir. »Ein paar Fuß hoch hat’s gestanden. Und kein Wort über die Flut vom Bach. Sagen Sie mal, John: Sie kennen wohl den Reporter, der das geschrieben hat? Mir ist so, als spürte ich da Ihre lenkende Hand.«
    Er wich jedoch der Antwort aus und sagte nur, es sei nicht seine Sache, sich einzumischen, zumal im Camp zwei Journalisten lebten.
    »Es hat ja nun seine erste Katastrophe überlebt«, sagte ich. »John, Sie Ärmster, finden Sie es sehr schlimm, nicht von uns befreit zu werden?«
    »Sehr rosig sehe ich nicht«, gab er scherzend zurück. »Sie müßten sich mal vom Colonel ein paar Lektionen über die sanfte Kunst des Angelns erteilen lassen.«
     

14
     
    Die Überschwemmung war in jener Saison unsere letzte Krise. Langsam und ermüdend verging der Januar. Das Wetter besserte sich nach dem ungewöhnlichen Sturm; es wurde heiter und heiß. Viele Campgäste reisten ab, neue kamen. Es gab Kurzschlüsse bei elektrischen Kochgeräten, Batterien brannten leer, Hunde rissen sich los, und einer fraß sich an fremden Vorräten derartig voll, daß schnell der Tierarzt gerufen werden mußte. Ein junges Paar, von der Ferienluft, von Sonnenschein und See angeregt, verlobte sich; zwei schon Verlobte stellten ihren Irrtum in der Wahl des Partners fest und lösten ihren Bund. Im Küchenhaus entstand ein Streit um das Besitzrecht an einem Kochtopf, der in Wirklichkeit mir gehörte, und Venedig wurde von einem berühmten Hund gedeckt, den Mr. Watson sich gekauft hatte.
    Kurz gesagt: Das Leben ging seinen normalen Gang, und ich wurde immer maroder und ziemlich nervös. Das lag nicht an der Arbeit, sondern daran, daß ich immerfort höflich und geduldig sein mußte, einerlei wie stupide oder anspruchsvoll die Gäste auftraten. Eines Abends, nach einem Tag voll kleinlicher Quengeleien und Zänkereien, rief ich beim Essen unbeherrscht: »Ich bin’s jetzt leid! Die Leute sind ja dämlicher, als die Polizei erlaubt!«
    Trina und Andy machten erschrockene Gesichter, Peter pfiff leise. »Was würde dein ehemaliger Chefredakteur dazu

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