Es ist nicht alles Gold was glänzt
verkaufe. Und wenn sie das tut und mein lieber alter Herr, der fünfte Earl, davon erfährt, ist es entweder mit mir aus oder ich bin mit einem Schlag der sechste Earl.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Stephen. Während er sich wieder hinsetzte, richtete er seinen Blick mit fragend hochgezogenen Augenbrauen auf Adrian.
»Ja, zum Donnerwetter«, maulte dieser, »Sie haben völlig recht, ich bin in die Sache hineinverwickelt. David Kesler kam als Patient zu mir, und in einem unüberlegten Augenblick habe ich mit Hilfe eines Kredits auf meine Wertpapiere 100.000 Pfund in die Prospecta Oil investiert. Gott allein weiß, was mich dazu veranlaßt hat. Da die Aktien jetzt nur noch 50 Cents wert sind, will niemand sie kaufen. Außerdem habe ich mein Bankkonto überzogen, und die Bank macht mir deshalb schon Theater. Abgesehen davon, daß eine erhebliche Hypothek auf meinem Landhaus in Berkshire lastet, bezahle ich eine hohe Miete für meine Praxis in der Harley Street, ich habe eine Frau mit einem kostspieligen Geschmack und zwei Söhne im besten privaten Grundschulinternat von England. Ich habe kaum ein Auge zugetan, seit Kriminalinspektor Smith mich vor zwei Wochen aufgesucht hat.« Er blickte hoch. Aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen, und die selbstsichere Harley-Street- Verbindlichkeit war verschwunden. Langsam wandten sich die Anwesenden Jean-Pierre zu.
»Ja, ja«, gestand dieser, »Sie haben recht, ich auch. Ich war in Paris, als diese verdammte Sache zusammenbrach, und bin deswegen auf den nutzlosen Aktien sitzengeblieben. 80.000 Pfund habe ich auf meine Galeriebestände aufgenommen – Bestände, die sich wegen des Preisverfalls auf dem Kunstmarkt im Augenblick nicht veräußern lassen. Die Bank will, daß ich den Verkauf meiner Galerie ins Auge fasse. Und was noch schlimmer ist – ich habe auch einigen meiner Freunde geraten, in die verdammte Gesellschaft zu investieren.«
Schweigen senkte sich über den Raum. Es war Jean-Pierre, der es schließlich brach:
»Was schlagen Sie also vor, Professor?« fragte er sarkastisch. »Etwa ein alljährliches Dinner abzuhalten zur Feier unseres sagenhaften Reinfalls?«
»Das war keineswegs mein Plan.« Im Bewußtsein, daß sein Vorschlag einen Sturm entfesseln würde, erhob sich Stephen wieder und sagte ruhig und nachdrücklich: »Wir sind von einem äußerst cleveren Mann, einem Experten im Aktienbetrug, um unser Geld gebracht worden. Von Börsendingen und Aktiengeschäften verstehen wir nichts, aber wir alle sind Experten auf unserem jeweiligen Fachgebiet. Daher schlage ich vor, Gentlemen, daß wir uns unser Geld zurückholen: keinen Penny mehr, keinen Penny weniger.«
Nach einem Augenblick des Schweigens brach der Tumult los.
»Wie denn?! Einfach hingehen und es uns nehmen?« fragte Adrian.
»Ihn entführen«, murmelte James versonnen.
»Warum bringen wir ihn nicht einfach um?« meinte Jean-Pierre.
Einige Minuten vergingen. Stephen wartete, bis alle sich wieder beruhigt hatten und völliges Schweigen herrschte. Dann verteilte er die vier Dossiers mit der Aufschrift ›Harvey Metcalfe‹ und dem Namen jedes einzelnen darunter: das grüne Dossier für Adrian, das blaue für James und das gelbe für Jean-Pierre. Das rote Original behielt Stephen für sich selbst. Die anderen zeigten sich zutiefst beeindruckt. Es war klar, daß Stephen Bradley hart gearbeitet hatte, während sie die Hände in hilfloser Verzweiflung gerungen hatten.
Stephen fuhr fort: »Bitte lesen Sie alle das Dossier sorgfältig durch. Es enthält sämtliche Einzelheiten, die über Harvey Metcalfe bekannt sind. Jeder von Ihnen wird sein Dossier mit nach Hause nehmen, die Informationen studieren und sich einen Plan ausdenken, wie wir gemeinsam die 1.000.000 Dollar aus ihm herausholen können, bevor er sich's versieht. Jeder kann die Mitwirkung der drei anderen in seinen Plan miteinbeziehen. Wir werden in vierzehn Tagen wieder hier zusammenkommen und unsere jeweiligen Pläne einander vortragen. Jedes Mitglied unseres Teams wird 10.000 Dollar als Betriebskapital in die gemeinsame Kasse einlegen, und ich als Mathematiker werde das laufende Konto führen. Sämtliche im Zuge der Wiedererlangung unseres Geldes anfallenden Kosten werden zusätzlich zu Lasten Harvey Metcalfes gehen, angefangen mit Ihrer Fahrt heute abend und unserem Abendessen.«
Jean-Pierre und Adrian protestierten. Wieder war es James, der den Unstimmigkeiten ein Ende bereitete, indem er schlicht und einfach sagte:
»Ich bin
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