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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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ersten Semester in der Christ-Church-Kunstgalerie statt, und er hoffte, bei dieser Gelegenheit ein neues junges Talent zu finden, das er für die Lamanns-Galerie unter Kontrakt nehmen könnte. Die in seiner Nachbarschaft liegende Marlborough-Galerie in der Bond Street hatte der Londoner Kunstwelt bewiesen, wie schlau es sei, Bilder junger Künstler aufzukaufen und auf diese Weise stets im Zusammenhang mit ihren Karrieren genannt zu werden. Aber im Augenblick konzentrierten sich Jean-Pierres Gedanken weniger auf die Zukunft seiner Galerie: Vielmehr ging es um ihr Überleben, das gefährdet war, und der besonnene amerikanische Dozent von Magdalen College hatte ihm mit seinem Vorschlag eine Chance geboten, diese Gefahr abzuwenden. Er machte es sich – ungeachtet der späten Stunde – in seinem Hotelzimmer bequem, um das Dossier durchzulesen und zu ergründen, wie und wo er seinen Platz in diesem Puzzle finden könnte. Auf keinen Fall wollte er sich von zwei Engländern und einem Yankee schlagen lassen. Die Division seines französischen Vaters war 1918 bei Rochefort von den Engländern entsetzt und sein Vater selbst 1945 von den Amerikanern aus einem Gefangenenlager bei Frankfurt befreit worden. Jean-Pierre mußte unter allen Umständen sein Teil zu diesem Unternehmen beitragen. Er las in dem gelben Dossier bis spät in die Nacht hinein; der Keim eines Plans begann sich in seinen Gedanken zu entwickeln.
    James hatte den letzten Zug zurück nach London gerade noch erwischt und suchte ein leeres Abteil, wo er in Ruhe sein blaues Dossier studieren konnte. Er war zutiefst beunruhigt: Mit Sicherheit würde jeder der drei anderen mit einem brillanten Plan aufwarten können, während er – wie ihm das immer im Leben passiert war – sich als Blindgänger erweisen würde. Er hatte nie zuvor derart unter Druck gestanden – alles war ihm praktisch in den Schoß gefallen. Ein narrensicheres Projekt, wie man Harvey Metcalfe um einen Teil seines Gewinnüberschusses erleichtern könne, würde ihm kaum so ohne weiteres einfallen. Immerhin zwang ihn die entsetzliche Vorstellung, sein Vater könne herausbekommen, daß die Farm in Hampshire bis unters Dach mit einer Hypothek belastet war, seine Gedanken fest auf die vor ihm liegende Aufgabe zu richten. Vierzehn Tage – das war eine verdammt kurze Frist: Wo in aller Welt sollte er anfangen? Er war kein berufserfahrener Mann wie die anderen drei und konnte mit keinerlei Fachkenntnissen aufwarten. Blieb nur zu hoffen, daß seine Bühnenerfahrung ihm irgendwie von Nutzen sein würde.
    Er traf auf den Schaffner, der kaum überrascht war, James im Besitz einer Fahrkarte Erster Klasse vorzufinden. Die Suche nach einem leeren Abteil endete ergebnislos.
    Nun gut – wenn schon kein solches zu finden war, so bestand in James' Augen die zweitbeste Lösung stets in einem Abteil mit einem hübschen Mädchen darin – und dieses Mal hatte er Glück. In einem der Abteile saß ein wahrhaft phänomenales Wesen, das ganz danach aussah, als ob es allein reiste. Außer ihm befand sich nur noch eine Dame mittleren Alters in dem Abteil, die in der ›Vogue‹ las und allem Anschein nach ihre Reisegefährtin nicht kannte. James ließ sich in einer Ecke mit dem Rücken zur Fahrtrichtung nieder; er sah ein, daß er das Metcalfe-Dossier während dieser Fahrt nicht würde studieren können. Sie hatten alle absolute Verschwiegenheit gelobt, und Stephen hatte sie davor gewarnt, die Unterlagen in Gegenwart anderer zu lesen. James fürchtete, daß es von den vieren für ihn am schwierigsten sein würde, darüber zu schweigen: Er war ein geselliger Mensch und fand Geheimnisse reichlich lästig. Zögernd befühlte er seine Manteltasche, die das Dossier in dem von Stephen Bradley mitgelieferten Umschlag enthielt. Wie tüchtig dieser Mann doch war, dachte James. Und obendrein auch noch geradezu furchterregend intelligent. Ohne Zweifel würde der beim nächsten Treffen ein ganzes Dutzend cleverer Pläne parat haben. James runzelte die Stirn und starrte aus dem Fenster, in der Hoffnung, ein glücklicher Zufall würde ihm eine Eingebung bescheren. Statt dessen erwischte er sich dabei, wie er sich eingehend mit dem Spiegelbild seines schönen Gegenübers befaßte.
    Sie hatte schimmernd dunkelbraunes Haar, eine schmale gerade Nase, und ihre langen Wimpern ruhten sittsam auf ihren Wangen, während sie in dem Buch auf ihrem Schoß las. James überlegte, ob sie sich seiner Gegenwart so wenig bewußt war, wie sie sich

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