Es ist nicht alles Gold was glänzt
einverstanden. Was haben wir denn schon zu verlieren, wenn die Sache schiefgeht? Als einzelner hat keiner von uns eine Chance – zusammen könnten wir den Schurken vielleicht schlagen.«
Adrian und Jean-Pierre sahen einander an, zuckten die Achseln und nickten.
Die vier steckten die Köpfe zusammen und diskutierten des langen und des breiten über das Material, das Stephen in den letzten Tagen gesammelt hatte. Sie verließen das College kurz vor Mitternacht, nachdem sie übereingekommen waren, daß jeder innerhalb von vierzehn Tagen einen Plan ausarbeiten würde. Keiner von ihnen wußte, wohin all das führen und wie es enden würde, aber jeder war erleichtert bei dem Gedanken, nicht mehr allein dazustehen.
Stephen stellte fest, daß die erste Runde der Aktion ›Team gegen Harvey Metcalfe‹ so gut verlaufen war, wie er es sich nur hatte wünschen können. Nun blieb bloß noch zu hoffen, daß seine Mitverschwörer sich auch wirklich an die Arbeit machen würden. Er setzte sich in seinen Sessel, zündete sich eine Zigarette an und begann nachzudenken.
6
Adrian holte seinen in der High Street abgestellten Wagen – nicht zum ersten Mal in seinem Leben hatte er es seinem ›Arzt im Dienst‹-Schild zu verdanken, daß er es mit dem Parken nicht allzu genau nehmen mußte – und fuhr dann zurück zu seinem Haus in Berkshire. Ohne jeden Zweifel: Stephen Bradley hatte großen Eindruck auf ihn gemacht, und er war fest entschlossen, sich einen Plan auszudenken, der es ihm ermöglichte, seiner Aufgabe vollauf gerecht zu werden.
Er verweilte in Gedanken längere Zeit bei der angenehmen Vorstellung, das Geld, das er so unbesonnen der Prospecta Oil und Harvey Metcalfe anvertraut hatte, wieder in seinen Besitz zu bringen. Der Versuch schien der Mühe wert: Schließlich war es gleichgültig, ob er nun wegen versuchten Raubes oder wegen Bankrotts aus dem Ärzteregister gestrichen werden würde. Er kurbelte das Wagenfenster etwas herunter, um die letzten genüßlichen Nachwirkungen des Rotweins zu vertreiben, und dachte nach.
Die Fahrt von Oxford zu seinem Landhaus verging sehr schnell. Seine Gedanken waren so sehr anderweitig beschäftigt, daß er sich, als er zu Hause bei seiner Frau angekommen war, an größere Abschnitte der Strecke überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Außer seinem angeborenen Charme hatte er nur eine Trumpfkarte in der Hand, und er konnte nur hoffen, recht zu behalten mit der Annahme, daß diese Karte seine Stärke und Harvey Metcalfes Schwäche ausmachte. Er fing an, eine Stelle aus Stephens Dossier, Seite 16, laut zu zitieren: »Eine von Harvey Metcalfes immer wiederkehrenden Befürchtungen ist …«
»Was hast du da gesagt, Liebling?«
Die Stimme seiner Frau brachte Adrian rasch zur Besinnung, und er verschloß die Aktentasche, die das grüne Metcalfe-Dossier enthielt.
»Bist du noch wach, Mary?«
»Na, ich rede doch nicht im Schlaf, Lieber!«
Adrian ordnete eiligst seine Gedanken. Er hatte noch nicht den Mut aufgebracht, Mary seine idiotische Investition zu beichten, wohl aber hatte er ihr von der Dinner-Einladung nach Oxford erzählt, nicht ahnend, daß diese etwas mit der Prospecta Oil zu tun haben könnte.
»Es war ein Scherz, Liebling. Ein alter Freund von mir aus meiner Cambridgezeit ist Dozent in Oxford geworden – da hat er ein paar Leute von seinem Jahrgang antanzen lassen, und wir hatten einen sehr vergnüglichen Abend. Jim und Fred von meinem alten College waren auch dabei – aber ich glaube nicht, daß du dich an sie erinnern wirst.«
Ein bißchen dünn, dachte Adrian, aber mehr konnte er beim besten Willen um 1 Uhr morgens nicht aus sich herausholen.
»War es nicht etwa ein hübsches Mädchen?«
»Ich fürchte, Jim und Fred können kaum als hübsch gelten, noch nicht einmal in den Augen ihrer Ehehälften.«
»Sprich nicht so laut, Adrian! Du weckst die Kinder.«
»In vierzehn Tagen fahre ich wieder hin, um …«
»Ach, komm jetzt ins Bett, das kannst du mir alles beim Frühstück erzählen.«
Adrian war erleichtert, bis zum Morgen in Ruhe gelassen zu werden. Er schlüpfte unter die Decke neben seine angenehm nach teurem Parfüm duftende, in Seide gehüllte Frau und ließ seine Finger hoffnungsvoll ihre Wirbelsäule entlanggleiten.
»Du kannst von Glück sagen, daß es schon so spät ist«, murmelte sie.
Sie schliefen beide ein.
Jean-Pierre hatte ein Zimmer im Eastgate Hotel in der High Street bestellt. Am nächsten Tag fand eine Ausstellung von Studenten der
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