Es ist nicht alles Gold was glänzt
wenn unsere Kunden zu uns ins Büro kommen. Aber ich bin sicher, daß wir in Ihrem Fall eine Ausnahme machen können.«
»Besten Dank«, sagte James und legte, mit sich selbst zufrieden, den Hörer auf.
James hatte auf der westlichen Seite der Berkeley Street im Eingang des Mayfair Hotels Posten bezogen, um Anne Summertons Ankunft beobachten zu können. Wenn es um ihre Arbeit ging, war Anne stets auf die Minute pünktlich; um 12.40 Uhr bog sie um die Ecke von Piccadilly in die Berkeley Street ein. Ihr Rock hatte die von der letzten Mode vorgeschriebene elegante Länge, aber dieses Mal konnte James sehen, daß ihre Beine so schlank und wohlgeformt waren wie alles übrige an ihr. Sie machte vor dem Restaurant ›Empress‹ halt und schaute verwirrt auf das brasilianische Handelszentrum zu ihrer Rechten und die Rolls-Royce-Ausstellungsräume von H.R. Owen zu ihrer Linken.
James überquerte die Straße; auf seinem Gesicht lag ein spitzbübisches Grinsen.
»Guten Morgen«, sagte er unschuldsvoll.
»Oh, guten Tag! Was für ein Zufall!« erwiderte Anne.
»Was tun Sie hier so ganz allein?« erkundigte sich James.
»Ich suche ein Geschäft, das ›Albemarle Antiques‹ heißen soll. Vielleicht kennen Sie es zufällig? Ich wurde von den Leuten engagiert und warte auf den Inhaber, Lord Brigsley.«
James verneigte sich lächelnd: »Er steht vor Ihnen.«
Anne sah zunächst ganz verdutzt drein und brach dann in helles Lachen aus. Sie durchschaute James' Spiel und fühlte sich geschmeichelt.
Sie aßen zusammen im ›Empress‹, dem von James bevorzugten Restaurant in der Stadt, zu Mittag. Er erzählte ihr, warum es ebenfalls Lord Clarendons Lieblingsrestaurant gewesen war: »›Ah‹, hatte dieser erklärt, ›die Millionäre sind hier eben eine Idee dicker und die Mätressen eine Idee schlanker als in jedem anderen Restaurant in London.‹«
Die Begegnung mit Anne war für James das erste erfreuliche Ereignis seit langem. Die nächsten zehn Tage vergingen ihm wie im Flug, und James verbrachte mehr Zeit mit Anne, als er zu hoffen gewagt hatte. Als der Donnerstag heranrückte, hatte er noch immer keinen Plan, den er dem Team hätte unterbreiten können. Er konnte nur hoffen, daß die anderen sich in der gleichen Lage befänden und die ganze Sache abgeblasen werden würde.
Er fuhr in seinem Alfa Romeo nach Oxford und kam wiederum erst als letzter im Magdalen College an. Stephen, Adrian und Jean-Pierre begrüßten ihn überschwenglich. Ach verflucht, dachte er, die sehen ja alle so siegesgewiß aus!
7
Stephen schüttelte James, wie Amerikaner das oft zu tun pflegen, zur Begrüßung herzlich die Hand und schenkte ihm einen großen Whisky on the rocks ein. James nahm einen tüchtigen Schluck, um sich etwas Mut anzutrinken, und gesellte sich zu Adrian und Jean-Pierre. In stillem Einverständnis wurde Harvey Metcalfes Name nicht erwähnt. Jeder mit seinem Dossier unterm Arm, unterhielten sie sich zwanglos über Belanglosigkeiten, bis Stephen zu Tisch bat. Diesmal hatte Stephen die Talente des College-Küchenchefs und des Butlers nicht bemüht. Platten mit Sandwiches sowie Bier und Kaffee waren einladend auf dem Tisch verteilt, und die College-Bediensteten traten nicht in Erscheinung.
»Das ist ein Arbeitsessen«, betonte Stephen, »und da Harvey Metcalfe letztlich die Zeche begleichen soll, habe ich die Spesen für Gastlichkeit etwas reduziert. Wir wollen uns unsere Aufgabe schließlich nicht unnötig dadurch erschweren, daß wir bei jedem Meeting Hunderte von Dollars einfach verfressen.«
Die drei anderen nahmen schweigend ihre Plätze ein, während Stephen ein paar beschriebene Seiten zum Vorschein brachte.
»Ich möchte mit einigen allgemeinen Bemerkungen beginnen. Ich habe über Harvey Metcalfes Vorhaben während der nächsten paar Monate weitere Erkundigungen eingezogen. Er scheint jeden Sommer damit zu verbringen, die gleiche Tour gesellschaftlicher und sportlicher Ereignisse zu absolvieren. Die meisten sind bereits im Dossier aufgeführt. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse meiner jüngsten Recherchen steht auf diesem Blatt, das als Seite 38 Ihren Dossiers hinzuzufügen ist. Ich lese vor: ›Harvey Metcalfe wird am 21. Juni mit dem Passagierdampfer Queen Elizabeth 2, der in Southampton anlegt, in England ankommen. Für seine Überfahrt hat er bereits die Trafalgar-Suite reservieren lassen und für die Fahrt zum Claridge nach London bei Guy Salmon einen Rolls-Royce gebucht. Er wird zwei Wochen lang in der
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