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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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war einfach seine Art sich zu geben, die er sich mit der Zeit angeeignet hatte und die er – wie so viele Gelehrte – im Privatleben nicht abzulegen vermochte. Er zog seinen Kalender für das Trinitatis-Trimester hervor und skizzierte dessen Ablauf sowie die Rollen des Kanzlers, des Vizekanzlers, des Registrars und des Sekretärs der Universitätskasse. Wie Jean-Pierre verteilte er Stadtpläne, dieses Mal von Oxford, an alle Mitglieder des Teams. Auf diesen hatte er sorgfältig eine Strecke vom Sheldonian Theatre zum Lincoln College und von dort zum Randolph Hotel eingezeichnet sowie eine Alternativroute für den Fall, daß Harvey Metcalfe trotz des Einbahnstraßensystems darauf bestehen sollte, in seinem eigenen Wagen zu fahren.
    »Adrian, Sie müssen ausfindig machen, was der Vizekanzler am Encaenia-Tag tut. Ich bin sicher, es ist nicht dasselbe wie in Cambridge. Bei beiden Universitäten liegen die Dinge fast gleich, unterscheiden sich aber in Einzelheiten. Sie müssen die Straßen, die er aller Wahrscheinlichkeit nach nehmen wird, und seinen üblichen Rückweg auswendig kennen. Ich habe es so einrichten können, daß Sie am Encaenia-Tag im Lincoln College einen Raum zu Ihrer Verfügung haben. Jean-Pierre, Sie werden sich mit den Pflichten des Registrars in Oxford vertraut machen, bis Sie sie völlig beherrschen, und Sie müssen die auf Ihrer Karte eingezeichnete Alternativroute kennen. James, Sie müssen den Arbeitsbereich und die Aufgaben des Sekretärs der Universitätskasse studieren: die Lage seiner Amtsräume, mit welchen Banken er zu tun hat und wie die Schecks eingelöst werden. Ebenso müssen Sie die Wege kennen, die er aller Wahrscheinlichkeit nach am Encaenia-Tag zurücklegt, und zwar so genau, als ob sie zu Ihrem väterlichen Landsitz gehörten. Meine Rolle ist die leichteste, denn ich werde – abgesehen von meinem Namen – ich selbst sein. Aber Sie alle müssen lernen, einander Ihren Rollen entsprechend korrekt anzureden, und wir werden in der neunten Woche des Trimesters an einem Dienstag, wenn in der Universität alles einigermaßen ruhig ist, eine Generalprobe abhalten. Irgendwelche Fragen?«
    Es herrschte Schweigen – aber ein respektvolles Schweigen. Allen war klar, daß Stephens Unternehmen ein auf die Minute genaues Timing erforderte und daß sie das Ganze zwei- oder dreimal durchspielen müßten; aber wenn sie hinreichend überzeugend wirkten, konnte die Sache kaum schiefgehen.
    »Nun zum Ascot-Teil meines Plans – der ist einfacher. Ich brauche lediglich Adrian und James in Ascot. Sie müssen sich in der Members' Enclosure aufhalten. Wir benötigen also zwei Eintrittskarten für dieses Prominenten-Areal, und ich hoffe, daß Sie mir die beschaffen können, James.«
    »Sie meinen Plaketten, Stephen«, korrigierte James.
    »Ach so?« sagte Stephen. »Außerdem muß jemand in London das erforderliche Telegramm aufgeben. Das werden Sie tun, Jean-Pierre.«
    »Einverstanden«, sagte Jean-Pierre.
    Fast eine Stunde lang stellten die anderen weitere, ins Einzelne gehende Fragen, um ebenso vertraut mit dem Plan zu sein wie Stephen.
    James' Gedanken schweiften wieder ab, und er hoffte vergeblich, die Erde würde sich unter ihm auftun. Mit der Zeit wünschte er sogar, Anne niemals begegnet zu sein, obgleich das alles ja nicht ihre Schuld war. In Wirklichkeit konnte er es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Was sollte er bloß sagen, wenn die anderen …
    »James, wachen Sie auf!« sagte Stephen scharf. »Wir warten.«
    Aller Augen waren nun auf ihn gerichtet. Sie hatten der Reihe nach das Cœur-As, das Karo-As und das Pik-As ausgespielt – aber hatte er denn den Trumpf der Trümpfe, das Treff-As? James war völlig fertig und nahm sich noch einen Drink.
    »Sie verdammter aristokratischer Pinkel«, brauste Jean-Pierre auf, »Ihnen ist überhaupt nichts eingefallen!«
    »Ja, also – ich habe wirklich furchtbar viel nachgedacht, aber es ist nichts dabei herausgekommen.«
    »Unfähig – mehr als unfähig«, erklärte Adrian.
    James stotterte hilflos herum; Stephen unterbrach ihn: »Jetzt hören Sie einmal zu, James – hören Sie gut zu. Heute in drei Wochen kommen wir wieder zusammen. Bis dahin muß jeder die Pläne der anderen drei fehlerlos auswendig können. Ein Irrtum – und alles ist im Eimer. Haben Sie verstanden?«
    James nickte. Er war entschlossen, sie wenigstens darin nicht im Stich zu lassen.
    »Und vor allem«, sagte Stephen nachdrücklich, »müssen Sie bis dahin Ihren Plan

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