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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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gemeinsamer Besitz der ›New York Times‹ und der ›Washington Post‹. Obgleich täglich nur eine einzige Ausgabe in einer Auflagenhöhe von 120.000 Exemplaren herauskommt, geht die Zeitung nicht vor Schluß der New Yorker Börse in Druck. Infolgedessen kann sich jeder Amerikaner in Europa unmittelbar nach dem Aufwachen informieren. Als die ›New York Herald Tribune‹ 1966 einging, hatte Harvey zu jenen gehört, die John H. Whitney den Rat gaben, die ›International Herald Tribune‹ in Europa weiterhin am Leben zu erhalten, und wieder einmal hatte sich Harveys Urteil als vernünftig erwiesen. Die ›International Herald Tribune‹ schluckte bald darauf ihre zunehmend an Absatz einbüßende Konkurrenz, die in Europa ohnehin nie sehr gefragte ›New York Times‹, und hatte seitdem ständig steigende Auflagen.
    Harvey ließ sein Expertenauge die Börsenspalten des ›Wall Street Journal‹ und der ›Financial Times‹ entlanglaufen. Seine Bank besaß jetzt nur noch sehr wenig Aktien, da er, ebenso wie Jim Slater in England, damit gerechnet hatte, daß der Dow-Jones-Index kollabieren würde, und deshalb alles – bis auf ein paar südafrikanische Goldminen-Anteile und einige wenige Wertpapiere, über die er vertrauliche Informationen besaß – in flüssige Mittel umgewandelt hatte. Angesichts der unsicheren Marktlage zog er als einzige Geldtransaktion allenfalls in Betracht, Dollars bei Baisse zu veräußern und Gold zu kaufen, um vom Kursverfall des Dollars und von dem steigenden Goldpreis zu profitieren. In Washington waren bereits Gerüchte im Umlauf, daß der Präsident der Vereinigten Staaten von seinem Finanzminister George Shultz dahingehend beraten worden war, zu irgendeinem Zeitpunkt ab 1975 dem amerikanischen Volk zu gestatten, Gold auf dem freien Markt zu kaufen. Harvey hatte seit fünfzehn Jahren Gold gekauft: Eine eventuell erfolgende Freigabe würde also nur die Illegalität seiner Goldkäufe aufheben. Harvey war der Ansicht, daß, sobald die Amerikaner die Möglichkeit bekämen, Gold zu kaufen, die Seifenblase platzen und der Goldpreis fallen würde. Das eigentliche Geld würde gemacht werden, solange die Spekulanten den Preisanstieg vorwegnähmen. Also beabsichtigte Harvey, das Gold längst wieder abgestoßen zu haben, wenn es auf dem amerikanischen Markt frei gekauft werden könnte.
    Er warf einen Blick auf die Kurse der Chicagoer Warenbörse. Ein Jahr zuvor war es ihm gelungen, einen hohen Spekulationsgewinn in Kupfer zu erzielen. Vertrauliche Informationen seitens eines afrikanischen Botschafters hatten dies ermöglicht – Informationen, die der Botschafter allerdings allzuvielen Leuten hatte zukommen lassen. Harvey war daher nicht überrascht gewesen, zu lesen, daß der Botschafter kurz darauf in sein Heimatland zurückberufen und später erschossen worden war.
    Harvey konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich den Kurs der Prospecta-Oil-Aktien anzusehen, der nun den Tiefststand von 18 Cents erreicht hatte. Hier war kein Umsatz mehr zu erwarten – einfach deshalb, weil es ausschließlich Verkäufer und keine Käufer mehr geben würde. Die Aktien waren praktisch wertlos. Mit einem zynischen Grinsen wandte er sich dem Sportteil der ›Times‹ zu.
    Rex Bellamys Artikel über das bevorstehende Wimbledon-Turnier nannte John Newcombe als Favoriten und Jim Conners, den neuen amerikanischen Star, der gerade die Internationalen Tennis-Meisterschaften in Italien gewonnen hatte, als besten Außenseitertip. Die britische Presse erhoffte sich den 39jährigen Ken Rosewall als Sieger. Harvey konnte sich noch gut des heroischen Endkampfes mit sage und schreibe 58 Matches zwischen Rosewall und Drobny im Jahre 1954 entsinnen. Wie die meisten hatte er damals auf den 33jährigen Drobny gesetzt, der dann schließlich – nach drei Stunden Spielzeit – mit 13:11, 4:6, 9:7 auch gewonnen hatte. Diesmal wünschte Harvey sich eine geschichtliche Wiederholung in Form eines Sieges von Rosewall, wenngleich er das dunkle Gefühl hatte, daß dem populären Australier diese Chance entglitten war in den zehn Jahren, in denen Profis in Wimbledon nicht angetreten waren. Immerhin sah er keinen Grund, warum die beiden Wochen nicht eine unterhaltsame Erholungspause für ihn werden sollten: Zumal, falls Rosewall es nicht schaffen sollte, vielleicht ein Amerikaner siegen würde.
    Nach einem raschen Blick auf die Kunstkritiken beendete Harvey sein Frühstück und ließ die Zeitungen auf dem Boden verstreut liegen. Das

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