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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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ganz froh, daß Harvey nicht eine dreiwöchige Mittelmeer-Kreuzfahrt gebucht hatte.
    Harvey verbrachte seine Tage damit, sich durch Lesen der neuesten Romane wieder etwas up to date zu bringen und ein wenig Sport zu treiben: Schwimmen am Morgen und eine schmerzhafte Trimm-dich-Stunde in der Turnhalle am Nachmittag. Er durfte zwar damit rechnen, auf der Überfahrt zehn Pfund abzunehmen – eine erfreuliche Vorstellung –, aber irgendwie brachte das Claridge es jedesmal fertig, ihn um ebensoviel wieder zunehmen zu lassen, bevor er in die Staaten zurückkehrte. Immerhin ließ er seine Anzüge von Bernhard Weatherill in der Dover Street, Mayfair, anfertigen, der kraft seines fast genial zu nennenden Talents und seiner unfehlbaren Geschicklichkeit das Wunder vollbrachte, ihn eher gut gebaut als ausgesprochen dick wirken zu lassen.
    Als die fünf Tage sich ihrem Ende zuneigten, war Harvey doch recht froh, bald wieder an Land zu kommen. Dank der Frauen, der sportlichen Exerzitien und der frischen Luft fühlte er sich wie neu geboren, und dieses Mal hatte er sogar ganze elf Pfund abgenommen – ein Großteil davon glaubte er der letzten Nacht zuschreiben zu können: verglichen mit den Künsten dieser Dame war das Kamasutra geradezu als Handbuch für Pfadfinder zu bezeichnen.
    Einer der Vorteile echten Reichtums besteht darin, daß man niedrige Arbeiten stets jemand anderem überlassen kann. Harvey konnte sich nicht mehr erinnern, wann er zuletzt einen Koffer gepackt oder ausgepackt hatte. So fand er es auch ganz selbstverständlich, sein Gepäck fix und fertig für die Zollabfertigung vorzufinden, als das Schiff im Ocean Terminal anlegte. Eine Hundert-Dollar-Note für den Chefsteward schien Männer in kurzen weißen Jacken aus allen Richtungen herbeischwirren zu lassen.
    Harvey genoß es immer sehr, in Southampton von Bord zu gehen. Die Engländer waren eine Rasse für sich, und er mochte sie, obgleich er fürchtete, daß er sie nie würde verstehen können. Wie bereitwillig ließen sie doch die übrige Welt auf sich herumtrampeln. Seit dem Zweiten Weltkrieg hatten sie auf ihre Kolonialmacht in einer Weise verzichtet, wie es keinem amerikanischen Geschäftsmann einfallen würde, sich aus seinem Vorstandszimmer zurückzuziehen. Während der Pfundabwertung im Jahre 1967 hatte Harvey schließlich den Versuch, das britische Geschäftsgebaren zu verstehen, endgültig aufgegeben. Rund um den Erdball hatte sich jeder dahergelaufene Spekulant daran bereichert. Harvey wußte bereits am Dienstagmorgen, daß ab Freitag 17.00 Uhr WEZ jederzeit damit zu rechnen war, daß Harold Wilson abwerten würde. Am Donnerstag wußte es sogar der jüngste Büroangestellte im Lincoln Trust. Unter diesen Umständen war es kein Wunder, daß die Bank of England innerhalb von vier Tagen schätzungsweise anderthalb Milliarden Pfund verlor. Harvey hatte oft überlegt, daß die Briten, brächten sie nur etwas frischen Wind in ihre Vorstandszimmer und etwas Ordnung in ihre Steuerstruktur, die reichste Nation der Welt sein könnten – und nicht, wie der ›Economist‹ einmal schrieb, eine Nation, die von den Arabern mit dem Ertrag aus zwei Monaten Ölförderung aufgekauft werden könnte. Die Briten erlaubten sich den Luxus, mit dem Sozialismus zu flirten und gleichzeitig an ihrer folie de grandeur festzuhalten, während es doch ganz danach aussah, als ob sie dazu verurteilt seien, in die Bedeutungslosigkeit abzusinken.
    Harvey schritt die Gangway hinunter wie ein Mann, der ein festes Ziel vor Augen hat. Er hatte niemals gelernt, völlig abzuschalten, nicht einmal, wenn er auf Urlaub war. Er brachte es gerade noch fertig, vier Tage lang von der Welt abgeschnitten zu sein; aber wenn er noch länger auf der Queen Elizabeth 2 hätte bleiben müssen, hätte er zweifellos Verhandlungen zum Kauf der Cunard Steamship Company geführt. Harvey hatte einmal den Cunard-Vorsitzenden, Vic Matthews, in Ascot kennengelernt und war ganz verblüfft darüber gewesen, welche Bedeutung dieser dem Prestige und dem guten Ruf der Gesellschaft beigemessen hatte. Eigentlich hatte Harvey erwartet, daß er mit seiner Bilanz prahlen würde. Prestige ließ Harvey natürlich nicht völlig kalt, aber er gab den Leuten doch immer zu verstehen, wieviel er in Geld ausgedrückt wert war.
    Die Zollabfertigung erfolgte im gewohnten zügigen Tempo. Auf seinen Europareisen hatte Harvey niemals etwas Besonderes zu deklarieren, und nachdem die Zollbeamten zwei seiner Gucci-Koffer inspiziert

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