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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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durch den Mittelsmann eingekauften Neuerwerbungen einer sorgfältigen Prüfung.
    Dieses Mal hatte er das Glück, alle behalten zu können. Wäre eine darunter gewesen, die nicht recht in seine Sammlung gepaßt hätte, hätte er sie zum Wiederverkauf freigeben können mit der Verpflichtung, sie selbst zu kaufen, wenn sich kein anderer Interessent meldete. Mit dieser Methode hatte er im Lauf von zwanzig Jahren über hundert Bilder erworben und nur etwa ein Dutzend zurückgegeben, deren Wiederverkauf ihm noch jedesmal anstandslos geglückt war. Für alles, was er unternahm, hatte Harvey ein System.
    Nach einem durch und durch befriedigenden Vormittag verließ Harvey um 13 Uhr die Akademie. Der weiße Rolls-Royce erwartete ihn bereits im Vorhof.
    »Wimbledon.«
    »Scheibenkleister!«
    »Was haben Sie gesagt?« fragte Stephen.
    »Schei – ße … Er ist nach Wimbledon gefahren – damit wäre der heutige Tag also im Eimer«, sagte Adrian.
    Das bedeutete, daß Harvey an dem Abend nicht vor 19 oder 20 Uhr frühestens ins Claridge zurückkehren würde. Gemäß dem zur Überwachung festgelegten Turnus bestieg Adrian nun seinen am St. James Square geparkten Rover 3500 V8 und startete in Richtung Wimbledon. James hatte für jeden Tag des Turniers zwei Plätze gegenüber von Harvey Metcalfes Obligationsinhaber-Loge besorgt.
    Adrian erreichte Wimbledon ein paar Minuten nach Harvey und eilte zu seinem Platz am Centre Court, der so weit hinten lag, daß im Meer der Gesichter das seine nicht auffallen würde. In Erwartung des Eröffnungsspiels herrschte bereits eine spannungsgeladene Atmosphäre. Wimbledon wird mit jedem Jahr populärer, und der Centre Court war besetzt bis auf den letzten Platz. Prinzessin Alexandra von Kent und Premierminister Harold Wilson warteten in der königlichen Loge auf den Einzug der Matadore. Auf den kleinen grünen Punktzahltafeln am südlichen Ende des Feldes leuchteten die Namen von Kodes und Stewart auf, während der Schiedsrichter seinen Platz auf dem erhöhten Sitz direkt über dem Netz einnahm. Die Menge begann zu applaudieren, als die beiden ganz in Weiß gekleideten Athleten, jeder mit vier Schlägern in der Hand, den Platz betraten. In Wimbledon ist es den Spielern nicht gestattet, eine andere Farbe als Weiß zu tragen; nur bei den Damen, deren Kleidung nun farbig abgesetzt sein darf, wurde diese Vorschrift inzwischen etwas gelockert.
    Adrian genoß das Eröffnungsmatch zwischen Kodes, dem Sieger von 1973, und Stewart, einem ungesetzten Spieler aus den Vereinigten Staaten, der dem Tschechen ganz schön zu schaffen machte; Kodes gewann 6:3, 6:4, 9:7. Zu Adrians lebhaftem Bedauern stand Harvey mitten in einem aufregenden Doppel auf und ging. Die Pflicht ruft, ermahnte er sich und folgte dem Rolls-Royce in sicherer Entfernung zum Claridge. Dort angekommen, wählte er die Nummer von James' Wohnung, die dem Team als Londoner Hauptquartier diente, und unterrichtete Stephen. »Also dann Feierabend für heute«, sagte Stephen. »Wir werden's morgen wieder versuchen. Jean-Pierre, der arme Kerl, hatte heute früh einen Puls von 150 – sehr viel mehr Tage mit falschem Alarm wird er nicht durchstehen.«
    Als Harvey am nächsten Morgen das Claridge verließ, nahm er seinen Weg über den Berkeley Square in die Bruton Street und weiter in die Bond Street, verschwand aber dann – nur ungefähr 50 Meter von Jean-Pierres Galerie entfernt – bei Agnew, wo er eine Verabredung mit Sir Geoffrey Agnew, dem Chef des Familienunternehmens, hatte, um sich zu erkundigen, ob dieser etwas Neues über zum Verkauf angebotene impressionistische Gemälde wüßte. Sir Geoffrey war in Eile, da er noch einen anderen Termin wahrzunehmen hatte, und konnte Harvey daher nur ein paar Minuten widmen; er mußte ihn leider enttäuschen.
    Kurz darauf verließ Harvey die Galerie Agnew, unterm Arm einen kleinen Trostpreis in Form einer Skizze von Rodin, einer bloßen Bagatelle für die Kleinigkeit von 400 Pfund.
    »Er kommt 'raus«, sagte Adrian, »und geht in die richtige Richtung.« Aber wieder machte Harvey halt, diesmal bei der Marlborough-Galerie, um sich deren neueste Ausstellung von Barbara Hepworth anzusehen. Er verweilte bewundernd über eine Stunde lang vor ihren herrlichen Arbeiten, fand aber dann, daß die Preise jetzt einfach wahnwitzig waren. Erst vor zehn Jahren noch hatte er zwei Hepworths für 800 Pfund erstanden – heute verlangte die Marlborough-Galerie zwischen 7.000 und 10.000 Pfund für die Arbeiten der

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