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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Künstlerin. Also verließ er das Geschäft und ging weiter die Bond Street hinauf.
    »Jean-Pierre?«
    »Ja«, erwiderte eine Stimme voller Nervosität.
    »Jetzt ist er an der Ecke Conduit Street angekommen und etwa 50 Meter von Ihnen entfernt.«
    Jean-Pierre stürzte zu seinem Schaufenster und entfernte das Graham-Sutherland-Aquarell von der Themse mit dem Bootsverleiher.
    »Er hat nach links abgedreht, der Halunke«, sagte James, der gegenüber der Galerie Posten stand. »Nun geht er die rechte Seite der Bruton Street hinunter.«
    Jean-Pierre setzte den Sutherland zurück auf die Staffelei im Schaufenster und schleppte sich unter Stöhnen zur Toilette.
    »Wie soll einer denn mit Kotzen und Durchmarsch gleichzeitig fertig werden!«
    Unterdessen betrat Harvey einen kleinen Eingang in der Bruton Street und stieg die Treppe hinauf zu Tooth. Es schien ihm aussichtsreicher, etwas in einer Galerie zu finden, die für ihre Impressionisten berühmt geworden war. Ein Klee, ein Picasso und zwei Dalis – nicht gerade das, was Harvey vorschwebte. Der Klee war sehr gut in der Ausführung, aber doch wieder nicht so gut wie jener, der in seinem Eßzimmer in Lincoln, Massachusetts, hing. Auch paßte er wahrscheinlich gar nicht zu Arlenes Inneneinrichtungsplänen. Nicholas Tooth, der Direktor, versprach, seine Augen offenzuhalten und Harvey im Claridge anzurufen, wenn irgend etwas von Interesse auftauchen sollte.
    »Er hat sich wieder in Marsch gesetzt – aber ich glaube, diesmal geht es zurück ins Claridge.«
    James konzentrierte seinen ganzen Willen darauf, daß Harvey umkehren und sich auf Jean-Pierres Galerie zubewegen möge; aber jener ging festen Schrittes in Richtung Berkeley Square und machte nur einen kleinen Umweg über die O'Hana-Galerie. Albert, der Cheftürsteher vom Claridge, hatte ihm gesagt, daß dort ein Renoir im Schaufenster sei, was tatsächlich auch zutraf. Aber es handelte sich nur um eine halbfertige Leinwand, die Renoir offensichtlich für einen Entwurf verwendet oder die ihm dann doch nicht gefallen und die er deshalb unvollendet gelassen hatte. Harvey war neugierig auf den Preis und betrat die Galerie.
    »30.000 Pfund«, sagte der Verkäufer in einem Ton, als ob er 3 Pfund gesagt hätte und das obendrein noch geschenkt fände.
    Harvey pfiff durch die Lücke seiner Vorderzähne. Es erstaunte ihn immer wieder, daß ein minderwertiges Bild von einem erstklassigen Maler 30.000 Pfund bringen und ein hervorragendes Bild eines Künstlers ohne nennenswerten Ruf nur ein paar hundert Dollar erzielen konnte. Er bedankte sich bei dem Verkäufer und wandte sich zum Gehen.
    »Es war uns ein Vergnügen, Mr. Metcalfe.«
    Harvey fühlte sich stets geschmeichelt, wenn die Leute sich seines Namens erinnerten. Aber das war auch ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, denn schließlich hatte er letztes Jahr einen Monet für 125.000 Dollar von ihnen gekauft.
    »Nun ist er endgültig auf dem Rückweg zum Hotel«, meldete James. Harvey hielt sich nur ein paar Minuten im Claridge auf, um einen Korb mit dem speziell zubereiteten Picknick-Lunch, für den das Hotel berühmt ist – Kaviar, Roastbeef-, Schinken- und Käsesandwiches sowie Schokoladenkuchen – zum späteren Verzehr in Wimbledon mitzunehmen.
    James war nach dem Turnus der nächste für Wimbledon, und er beschloß, Anne mitzunehmen. Warum auch nicht – sie wußte Bescheid. Es war der Tag der Damen, und Billie Jean King, die lebhafte amerikanische Meisterin, sollte gegen die ungesetzte Amerikanerin Kathy May antreten; alles sah danach aus, als ob diese es nicht leicht haben würde. Der Applaus für Billie Jean wurde ihren Fähigkeiten nicht gerecht, denn aus irgendwelchen Gründen war sie nie ein Wimbledon-Liebling geworden. Harvey hatte einen Gast bei sich, von dem James fand, daß er leicht kontinentaleuropäisch wirkte.
    »Welcher ist dein Opfer?«
    »Er sitzt uns fast genau gegenüber – neben dem Mann in dem grauen Anzug, der wie ein EG-Beamter aus Brüssel aussieht.«
    »Der kleine Dicke?« fragte Anne.
    »Ja«, antwortete James.
    Was immer Anne auch dazu zu sagen gehabt hätte, wurde übertönt vom »Aufschlag!«-Ruf des Schiedsrichters, und aller Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Billie Jean. Es war genau 14 Uhr.
    »Wirklich nett von dir, mich nach Wimbledon einzuladen, Harvey«, sagte Jörg Birrer. »Irgendwie komme ich nie mehr dazu, mich groß zu amüsieren. Es ist einfach unmöglich, die Börse mehr als ein paar Stunden aus den Augen zu lassen,

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