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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Um 19 Uhr waren sie alle auf Zimmer 217 versammelt.
    »Jeder in sein Zimmer eingezogen?«
    Die drei anderen nickten. »So weit, so gut«, meinte Adrian. »Machen wir uns also an die Arbeit. Jean-Pierre, du gehst heute abend ins Casino und spielst ein paar Runden Baccarat und Blackjack. Versuche, dich an die Atmosphäre dort zu gewöhnen und lerne, dich in dem Gebäude zurechtzufinden. Insbesondere mußt du alle möglicherweise hier üblichen Abweichungen von Crockfords beherrschen. Rechnest du da mit irgendwelchen Schwierigkeiten?«
    »Nein, eigentlich nicht, Adrian. Aber ich kann ebensogut jetzt gleich gehen und mit dem Einstudieren beginnen.«
    »Verlier aber ja nicht zuviel von unserem Geld!« ermahnte ihn Stephen.
    Jean-Pierre, in voller Aufmachung mit Bart und Dinner-Jackett, grinste, trat vorsichtig auf den Flur hinaus und ging, den Lift meidend, die Treppe hinunter. Die kurze Strecke vom Hotel bis zu dem berühmten Casino legte er zu Fuß zurück.
    Adrian fuhr fort: »James, du nimmst dir ein Taxi vom Casino zur Klinik, läßt es dort ein paar Minuten warten und fährst dann zum Casino zurück. In der Regel ist damit zu rechnen, daß ein Taxi den kürzesten Weg einschlägt, aber um ganz sicherzugehen, sag dem Chauffeur lieber, es handle sich um einen Notfall. Das gibt dir Gelegenheit, zu sehen, welche Route er unter Zeitdruck nimmt. Wenn er dich zum Casino zurückgebracht hat, lauf die Strecke von dort zur Klinik und wieder zurück zu Fuß ab – auf diese Weise kannst du dich in deinem eigenen Tempo mit ihr vertraut machen. Danach wiederholst du die gleiche Prozedur mit der Strecke von der Klinik zu Harveys Jacht. Aber geh auf keinen Fall ins Casino hinein oder so nah an das Schiff heran, daß man dich erkennen könnte.«
    »Und wie soll ich mich dann an dem bestimmten Abend im Casino zurechtfinden?«
    »Dafür sorgt schon Jean-Pierre. Er wird dich am Eingang treffen, denn Stephen kann Harvey dann nicht allein lassen. Ich glaube kaum, daß sie dir die Eintrittsgebühr von 12 Francs abknöpfen werden, denn du hast dann ja einen weißen Mantel an und kommst mit einer Tragbahre. Wenn du deinen Rekognoszierungsgang beendet hast, gehst du auf dein Zimmer und bleibst dort, bis wir uns morgen vormittag um 11 Uhr wieder hier versammeln. Stephen und ich werden zur Klinik gehen, um uns zu vergewissern, daß alle Vorbereitungen, wie telegrafisch aus London angeordnet, getroffen worden sind.«
    Im gleichen Augenblick, in dem James Zimmer 217 verließ, erreichte Jean-Pierre das Casino.
    Es steht, umgeben von herrlichen Gärten mit Blick auf das Meer, mitten im Herzen von Monte Carlo. Das heutige Gebäude umfaßt verschiedene Flügel, deren ältester von Charles Garnier, dem Architekten der Pariser Oper, entworfen wurde. Die im Jahre 1910 angebauten Spielräume sind durch ein Atrium mit der Salle Garnier verbunden, in der Opern und Balletts aufgeführt werden.
    Jean-Pierre stieg die Marmortreppe zum Eingang hinauf und entrichtete seine 12 Francs. Die sehr geräumigen Spielzimmer vermitteln einen Eindruck von der Dekadenz und der Größe Europas um die Jahrhundertwende. Dicke rote Teppiche, Statuen, Gemälde und Tapisserien lassen das Gebäude fast wie eine königliche Residenz wirken, während die Porträts ihm die Atmosphäre eines gemütlichen Landsitzes verleihen. Die Klientel setzte sich aus allen Nationalitäten zusammen; am Roulettetisch spielten Araber und Juden nebeneinander, und das Ganze erinnerte mehr an eine Versammlung der Vereinten Nationen als an ein Spielcasino. Jean-Pierre fühlte sich in der unwirklichen Welt der Reichen völlig zu Hause. Adrian hatte sein Wesen sehr rasch durchschaut und ihm genau jene Rolle zugeteilt, die er geradezu meisterhaft würde spielen können.
    Jean-Pierre verbrachte mehr als drei Stunden damit, sich mit der Raumaufteilung des Casinos – seinen Spielräumen, Bars und Restaurants, den Telefonkabinen, den Eingängen und Ausgängen – vertraut zu machen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Spiel selbst zu. In den Salons Privés werden zwei Schlitten Baccarat gespielt, jeweils um 15 Uhr und um 23 Uhr, und Jean-Pierre erfuhr vom Chef der Public-Relations-Abteilung des Casinos, Pierre Cattalano, in welchem der Privaträume Harvey Metcalfe zu spielen pflegte.
    Blackjack wird täglich ab 11 Uhr vormittags im Salon des Amériques an drei Tischen gespielt, und Jean-Pierre brachte von seinem Gewährsmann in Erfahrung, daß Harvey stets an Tisch Nr. 2, Platz Nr. 3 spielte.

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