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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Jean-Pierre beteiligte sich ein wenig am Blackjack und am Baccarat, um etwaige leichte Abweichungen von den bei Crockfords gebräuchlichen Spielregeln zu eruieren, die es jedoch gar nicht gab, da man bei Crockfords immer noch an den französischen Regeln festhält.
    Kurz nach 23 Uhr betrat Harvey Metcalfe geräuschvoll das Casino, auf dem Weg zu seinem Baccarat-Tisch eine Spur verstreuter Zigarrenasche hinter sich lassend. Jean-Pierre beobachtete von der Bar aus unauffällig, wie der Chefcroupier Harvey zunächst höflich zu einem reservierten Platz geleitete und dann hinüberging in den Salon des Amériques, um am Blackjack-Tisch Nr. 2 eine diskrete weiße Karte mit der Aufschrift ›Réservée‹ auf einen der Stühle zu legen. Harvey war offensichtlich ein favorisierter Kunde. Die Direktion wußte ebensogut wie Jean-Pierre, welche Spiele Harvey bevorzugte. Um 23.27 Uhr zog sich Jean-Pierre unbemerkt wieder in die Einsamkeit seines Hotelzimmers zurück, wo er bis um 11 Uhr am nächsten Morgen blieb.
    James' Abend verlief zu seiner vollen Zufriedenheit. Sein Taxichauffeur war hervorragend. Das Wort ›Notfall‹ übte die erhoffte Wirkung aus: er raste durch Monte Carlo, als handle es sich um die Rallye. Als James nach 8 Minuten 44 Sekunden vor der Klinik ankam, war ihm tatsächlich etwas elend zumute, und er ruhte sich ein paar Minuten in der Entrée des Malades aus, bevor er wieder zum Taxi ging.
    »Zurück zum Casino – aber sehr viel langsamer bitte.«
    Die Rückfahrt durch die Rue Grimaldi dauerte nur etwas über elf Minuten, und James beschloß zu versuchen, die Strecke in ungefähr zehn Minuten zu bewältigen. Er bezahlte den Taxifahrer und führte den zweiten Teil seiner Instruktionen aus.
    Der Fußmarsch zur Klinik und zurück nahm etwas über eine Stunde in Anspruch. Die Nachtluft strich sanft über sein Gesicht, und die Straßen waren voller angeregter Menschen. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle des Fürstentums, und die Monegassen nehmen es mit dem Wohlbefinden ihrer Besucher sehr ernst. James kam an zahllosen kleinen Straßenrestaurants und an Andenkenläden voll teurem Krimskrams vorbei. Schwatzende Gruppen von Feriengästen schlenderten die Trottoirs entlang, und ihr vielsprachiges Geplauder bildete eine sinnlose Geräuschkulisse zu James' Gedanken an Anne. Später nahm James ein Taxi zum Hafen, um Harveys Jacht ›Messenger Boy‹ auszumachen und von dort noch einmal die Strecke zur Klinik abzufahren. Wie Jean-Pierre war auch er nach Absolvieren seines ersten Pensums schon vor Mitternacht wieder auf seinem Zimmer.
    Adrian und Stephen stellten fest, daß sie für den Gang vom Hotel zur Klinik etwas über 40 Minuten brauchten. Dort angekommen, erkundigte sich Adrian bei der Aufnahme, ob er den Direktor sprechen könne.
    »Der stellvertretende Direktor hat gerade Nachtdienst«, sagte eine französische Schwester in frisch gestärkter Tracht. »Wer darf ich melden?«
    Ihre englische Aussprache war ausgezeichnet, und beide verkniffen sich ein Lächeln über ihren kleinen Schnitzer.
    »Doktor Wiley Barker von der Universität Californien.«
    Adrian betete zu Gott, der französische Direktor möge nicht zufällig wissen, daß Wiley Barker – Präsident Nixons Arzt und einer der renommiertesten Chirurgen der Welt – gerade auf einer Reise durch Australien begriffen war, um an den größeren Universitäten dort Vorträge zu halten.
    »Bon soir, Docteur Barker. Monsieur Bartise à votre service. Votre visite fait grand honneur à notre humble hôpital.«
    Adrians neuerworbener amerikanischer Akzent verhinderte, daß die Unterhaltung auf französisch weitergeführt werden konnte.
    »Ich würde mir gern die Einrichtungen des Operationssaals einmal ansehen«, sagte Adrian, »und die Abmachung bestätigen, daß wir ihn ab morgen für die nächsten fünf Tage jeweils von 23 Uhr bis 4 Uhr früh reserviert haben.«
    »Das geht völlig in Ordnung, Docteur Barker. Zum Operationssaal durch den nächsten Korridor – wollen Sie mir bitte folgen?«
    Der Operationssaal war jenem, in dem die vier im St. Thomas Hospital geübt hatten, nicht unähnlich. Er bestand aus zwei durch eine Gummischwingtür voneinander getrennten Räumen. Der Hauptsaal erwies sich als gut ausgestattet, und Adrians anerkennendes Nicken zeigte Stephen, daß sämtliche Instrumente, die jener benötigte, bereit lagen. Adrian war beeindruckt. Obgleich die Klinik nur 20 Betten hatte, entsprach der Operationssaal den höchsten Ansprüchen.

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