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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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hin, »ist aus Holz und recht alt, aber ziemlich bescheidenen
amerikanischen Ursprungs. Ich wette aber, Joan Albritton hätte einen unkundigen
Käufer überzeugen können, daß diese Dose Napoleons kaiserlichem
Tabaklieferanten ›zugeschrieben‹ werden kann. Und in gewisser Weise wäre die
Behauptung sogar wahr, nur wäre eben Joan die einzige gewesen, die der Dose
einen solchen Ursprung hätte zuschreiben können.« Ich glaubte ihm das gern; ich
hatte Joan ja bei der Arbeit gesehen.
    »Sehen Sie«, schloß van Osten, »Sie
haben also wirklich nichts zu fürchten. Wenn ich Ihnen die Stücke gezeigt habe,
die Joan bei mir gekauft hat, ergibt der Rest sich von selbst.«
    »Wie Sie das sagen, klingt es höchst
einfach.«
    »Ich bin ja gekommen, um Ihnen zu
helfen. Ich sehe auch gern Joans Bücher mit Ihnen durch. Daraus müßte zu
entnehmen sein, welchen Wert sie den echten Stücken gab.« Ich zögerte. Van
Osten machte auf mich nicht den Eindruck eines Mannes, der irgend etwas umsonst
tat. Und er war bestimmt nicht selbstlos hergekommen, weil er sich nebenbei
gern einmal als Detektiv versuchen wollte.
    »Schön«, sagte ich. »Wenn ich die
Bücher finde — sofern überhaupt welche da sind sehen wir sie durch.« Langsam
rutschte ich vom Hocker. »Aber jetzt könnten Sie mir erst mal die Sachen
zeigen, die Joan bei Ihnen gekauft hat, dann etikettiere ich sie gleich.«
    Drei Stunden später waren wir beinahe
fertig. Joan hatte alle möglichen Dinge von van Osten bezogen, vom Kerzenleuchter
bis zum Chippendale-Stuhl, von der Miniatur bis zum versilberten Service. Von
ihm lernte ich die richtigen Namen vieler der echten Stücke, die auf Lager
waren, so daß ich dann nur noch mit Joans Liste zu vergleichen brauchte. Es
würde ihm allerdings, sagte van Osten, größte Schwierigkeiten bereiten, mir für
Clotilde, Edwin und Bruno einen Wert anzugeben.
    »Joan hing sehr an diesen
Kuriositäten«, sagte er, während er Edwin Eisenschuh betrachtete. »Ich glaube,
sie meinte fast, sie könnten sie verstehen. Ich habe mir oft gedacht, daß Joan
mit ihrer Neigung, leblosen Gegenständen gewissermaßen Atem einzuhauchen, eine
großartige Jüngerin eines heidnischen Kultes gewesen wäre.«
    Er hielt inne und griff nach dem
Gemälde, das vor Edwin an der Wand hing.
    »Und dieser Einfall, ihm ein Bild vor
die Nase zu hängen, damit er sich etwas ansehen kann! Meiner Meinung nach war
Edwin für sie eine Art Ersatz für ihren toten Enkel. Diese fixe Idee machte
sich nämlich etwa um die gleiche Zeit bemerkbar.«
    »Ist das ein Bild von Ihnen?« fragte
ich und wies auf das Madonnenbildnis in seiner Hand.
    Er warf einen Blick darauf.
    »Nein, es ist wahrscheinlich von einem
Maler hier aus der Gegend. Es gibt in San Francisco eine Menge Künstler, die
sehr gut reproduzieren.«
    Ich nahm ihm das Bild aus der Hand und
betrachtete es.
    »Ich habe eine Freundin, die mir
wahrscheinlich sagen könnte, wer es gemalt hat. Vielleicht zeige ich ihr
einfach mal alle Bilder hier, die nicht auf der Liste stehen. Es sind einige,
wie mir aufgefallen ist.«
    Van Osten runzelte die Stirn.
    »Ich würde einen Pauschalwert von fünf
Dollar pro Stück ansetzen, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, und Ihrer Freundin
die Mühe sparen. Das hier kaufe ich Ihnen gleich ab. Die Wand in meinem
Badezimmer hat einen Sprung, der dringend verdeckt werden muß.«
    Ich lachte und sagte: »Wenn ich die
Genehmigung hätte, Geschäfte zu machen, würde ich Sie wahrscheinlich beim Wort
nehmen.«
    Ich hängte das Bild wieder an die Wand
und trat mit ihm in den letzten Gang. Innerhalb von einer Viertelstunde hatte
ich alle Stücke, die dort noch standen, etikettiert und in meine Liste
aufgenommen.
    Als wir fertig waren, zog van Osten
sein Jackett wieder an. Er gab mir eine seiner Karten für den Fall, daß ich
noch Fragen haben sollte, und erinnerte mich daran, mich bei ihm zu melden,
wenn ich Joans Bücher gefunden hatte.
    Ich versprach, das zu tun, dann
begleitete ich ihn zur Tür und verabschiedete mich von ihm. Als ich die
Ladentür öffnete, sah ich am Bordstein ein schwarzes Auto stehen, und während
van Osten davonging, stieg Lieutenant Marcus aus dem schwarzen Wagen und kam
auf mich zu.
     
     
     

11
     
    Ich blieb an der offenen Tür stehen und
wartete, während Greg Marcus den Bürgersteig überquerte. Als er mich erreichte,
trug sein Gesicht den gewohnten sarkastischen Ausdruck — spöttisches Lächeln um
den Mund, eine Augenbraue hochgezogen.
    »Ich sehe, Sie sind

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