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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Ihrer
Meinung nach hier?«
    »Darüber denke ich schon den ganzen
Morgen nach. Entweder ist es ein Gegenstand, den er hier liegengelassen hat,
oder etwas, das er in der vergangenen Nacht mitzunehmen vergaß. Aber was das
sein kann, weiß ich nicht.«
    »Ach?« Wieder das spöttische Hochziehen
einer Augenbraue. »Sie glauben also, dieser Unbekannte war der Mörder?«
    »Ja.«
    »Sie sprechen immer von einem Mann — könnten
Sie sich vorstellen, daß es eine Frau war? Auch Frauen begehen Morde, wissen
Sie.«
    »Und ob ich das weiß!« knirschte ich
unterdrückt, aber Marcus hörte es dennoch und bedachte mich mit seinem
sarkastischen Lächeln.
    Mit einem Lächeln, das ebenso falsch
war wie seins, fragte ich betont unschuldig: »Und Sie? Was haben Sie
Interessantes getrieben?«
    Er warf mir einen ätzenden Blick zu und
drückte seine Zigarette aus.
    »Die möglichen Verdächtigen, die Sie
uns nannten, haben nachweislich nichts mit der Geschichte zu tun.«
    »Die Leute von der Credit Union, meinen
Sie?«
    »Die, ja, und auch die von der Freedom
School. Beide Vereine haben anderswo Land gekauft. Sie sind also aus dem
Rennen. Was das College und die Immobilienfirma Ingalls angeht, bin ich Ihrer
Meinung. Bleiben also die Leute in diesem Viertel.«
    »Moment mal. Haben Ihre Leute mit Mrs.
Ingalls oder Vertretern des College gesprochen?«
    Er war pikiert. »Wenn sie’s noch nicht
getan haben, werden sie es sicher tun, aber es ist reine Routine. Es gibt
keinen Grund, eine dieser beiden Parteien zu verdächtigen, und ich möchte
solche Leute nicht gern wegen dieser Mordsache belästigen.«
    »Wieso nicht?« fragte ich aufgebracht.
»Sind sie was Besseres als Joan Albritton? Ist ihre Zeit so kostbar, daß Sie es
sich nicht erlauben dürfen, ihnen ein paar Minuten zu rauben, um einen Mord
aufzuklären?«
    »Aber Sharon«, sagte er in gönnerhaftem
Ton, »ich sagte doch, daß ich mit Ihrer Beurteilung der Dinge übereinstimme.
Ich kann es mir nicht leisten, viel Zeit auf falsche Spuren zu verschwenden,
deshalb ziehe ich es vor, meine Aufmerksamkeit hier auf dieses Viertel zu konzentrieren.«
    »Jetzt sprechen Sie schon zum
zweitenmal von ›diesem Viertel‹. Ist das vielleicht ein Euphemismus für einen
Verdächtigen, den Sie im Auge haben?«
    »Schon möglich. Ich hoffte, Sie würden
mir helfen. Aber ich habe den Eindruck, daß Sie es mir lieber schwermachen.«
    Ich rutschte vom Hocker und lief ein
paarmal hin und her.
    »Ich verstehe Sie nicht«, erklärte ich
schließlich. »Hindert Druck von oben Sie daran, Leute zu verhören, die hier in
San Francisco Macht und Einfluß haben? Oder ist es so, daß Sie von einer fixen
Idee besessen sind und vor allen anderen Möglichkeiten die Augen verschließen?«
    Kaum hatte ich es ausgesprochen, da
wünschte ich, ich hätte es taktvoller formuliert. Marcus erstarrte förmlich,
und einen Moment lang sagte er gar nichts. Dann beugte er sich vor und sagte
sehr kalt: »Seien Sie vorsichtig, Miss McCone. Sie sind nur dank meiner
Genehmigung hier, merken Sie sich das.«
    »Mein Chef war Joan Albrittons Anwalt.
Die Anfertigung der Warenbestandsaufnahme gehört zu meinen Aufgaben.«
    »Ich sagte, seien Sie vorsichtig. Sie
zeigen ein ungewöhnliches Interesse an diesem Mordfall. Wenn Zahn nicht für Sie
bürgen würde, würde ich sagen, daß Sie jemanden decken.«
    Ich war baff. »Und an wen denken Sie
da?«
    »An diesen Cornish zum Beispiel. Soweit
ich unterrichtet bin, sind Sie ziemlich dick mit ihm befreundet, haben ihn
gestern abend noch besucht.«
    Einen Moment war ich sprachlos, dann
entgegnete ich heftig: »Lassen Sie mich vielleicht überwachen?«
    »Natürlich nicht. Aber ich habe meine
Quellen.« Er stand auf und pflanzte sich mit selbstzufriedener Miene vor mir
auf. »Ich kann besuchen, wen ich will.« Meine Stimme zitterte vor Zorn.
    »Nicht, wenn Sie die Ermittlungen der
Polizei behindern.«
    Ich stand da wie vom Donner getroffen.
Marcus’ Blick wanderte von meinem Gesicht abwärts zu meinen Händen. Ich sah
ebenfalls hinunter, aus dem Band, das ich mir vorher im Zorn aus dem Haar
gerissen hatte, hatten meine Finger wie von selbst eine hübsche kleine Schlinge
geknüpft. Langsam glitt Marcus’ Blick wieder zu meinem Gesicht herauf.
    »Es gelingt Ihnen schlecht, Ihre
Gefühle zu verbergen, nicht?« Er hielt inne. Sein Gesichtsausdruck war hart,
als er sich noch ein Stück näher zu mir neigte. »Ich habe Ihnen etwas zu sagen,
Miss McCone, und möchte Sie bitten, mir aufmerksam

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