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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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schwer an der
Arbeit«, bemerkte er. »Wer ist denn Ihr Freund?« Mit dem Kopf wies er in die
Richtung, in der van Osten davongegangen war.
    »Ein Antiquitätenhändler. Er hat mir
ein paar Tips gegeben.« Ich drehte mich um und ging hinein. Marcus folgte. »Und
wie kommen Sie zurecht?« fragte er und hängte seinen feuchten Trenchcoat über
eine Sessellehne.
    »Den Umständen entsprechend. Bitte
nehmen Sie Ihren Mantel da weg. Der Sessel ist Early American, und die Nässe
tut dem Holz nicht gut.« Mir waren die Antiquitäten zwar schnuppe, aber Marcus’
Unachtsamkeit ärgerte mich.
    Er sah mich mit übertriebener
Überraschung an, nahm seinen Mantel und wischte demonstrativ ein paar
Wassertröpfchen von der Lehne.
    »Du meine Güte, wäre ja furchtbar, wenn
die kostbaren Stücke naß würden.«
    »Besonders bei diesem Sessel wäre es
furchtbar. Der gehört nämlich zu den wenigen echten Stücken, die hier
rumstehen.«
    Damit kehrte ich ihm den Rücken und
ging zum Hocker bei der Kasse.
    »Ah ja, papoose«, sagte Marcus
zu meinem Rücken, »ich sehe, Sie haben schon viel gelernt. Schade, daß das so
gar keinen günstigen Einfluß auf Ihr Wesen hat — und Ihr Äußeres. Ich finde,
Sie könnten dringend ein Bad gebrauchen.«
    Ich fuhr zornig herum.
    »Was soll das heißen — papoose?«
    »Na, so nennt man doch die
Indianerbabys, stimmt’s nicht? Oder soll ich Sie lieber ›squaw‹ titulieren?«
    Es gelang mir nur mit Anstrengung,
ruhig zu bleiben.
    »Ich würde Ihnen von beidem abraten.
Ich habe nämlich keine Lust, mir Ihre Ansichten über meine Familie und mein
Aussehen anzuhören. Ich könnte mir denken, daß Sie auch nicht gerade wie ein
Adonis aussähen, wenn Sie die Nacht auf dem Sofa dort zugebracht hätten.«
    Er warf einen Blick auf Clotildes Sofa
und setzte sich. Im Gegensatz zu van Osten bedachte er die Schneiderbüste nur
mit einem irritierten Blick und rückte von ihr ab.
    »Da haben Sie recht, ich sähe aus wie
durch die Mangel gedreht, wenn ich auf dem Ding genächtigt hätte.« Er nahm sich
eine Zigarette, zündete sie an und warf das Streichholz in eine Zinnschale.
    Ich riß die Schale weg, nahm das
Streichholz und legte es mit einer Geste, die sein demonstratives Abwischen der
Sessellehne imitierte, in einen Aschenbecher aus Glas. Marcus beobachtete mich
mit zusammengekniffenen Augen.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich hätte
wissen müssen, daß das auch ein Wertstück ist, aber ich bin leider nicht so
sachkundig wie Sie.«
    »Man braucht nicht sachkundig zu sein,
um zu sehen, daß das kein Aschenbecher ist.« Ich hockte mich wieder auf meinen
Hocker.
    »Sie haben hier übernachtet?« fragte
Marcus ziemlich unvermittelt mit merkwürdigem Blick. »In diesem Raum, wo die
Tote gefunden wurde?«
    Wenigstens hatte er für den Augenblick
einmal seine Spottlust abgelegt.
    »Ich habe lange gearbeitet und hatte
keine Lust, noch nach Hause zu fahren.«
    »Mein Gott«, brummte er kopfschüttelnd.
    Angesichts dieser Reaktion war ich mit
meiner Angst und meinen schrecklichen Träumen beinahe ausgesöhnt.
    »Die Leiche war ja nicht mehr da.
Außerdem passierten ein paar interessante Sachen.«
    »Ach?« Er beugte sich auf dem Sofa vor.
    »In den frühen Morgenstunden brach hier
jemand ein. Ich verfolgte ihn, und wir hatten eine kurze tätliche
Auseinandersetzung, aber er entkam. Unmittelbar danach schlug jemand die Schaufenster
von Charlie Cornishs Laden ein.«
    »Ja, mir fiel schon auf, daß alles
verbrettert ist.« Marcus sah mich nachdenklich an. »Konnten Sie die Person
erkennen, die hier eingebrochen hat?«
    »Nein.«
    »Wieviel Zeit verging zwischen dem
Einbruch und den eingeschlagenen Fenstern?«
    »Vielleicht fünf Minuten.«
    »Haben Sie da jemand gesehen?«
    »Ich hatte einen Eindruck von Größe und
Figur.«
    »Und?«
    »Klein bis mittelgroß. Kräftig,
untersetzt. Wie der Mann, der hier eingedrungen ist.«
    »Wie ungefähr ein Drittel aller Männer
in San Francisco«, meinte er wegwerfend.
    »Ich habe nicht behauptet, daß ich ihn
beschreiben könnte. Wichtig ist, daß es ihm vielleicht darum ging, mich vom
Laden wegzulocken, als er die Fenster einschlug.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das ist doch logisch.«
    »Mir klingt das mehr nach weiblicher
Intuition als Logik.« Ich wurde schon wieder wütend. Wieso mußte dieser Kerl
ständig allem, was ich sagte, widersprechen? Mühsam meine äußere Ruhe
bewahrend, sagte ich: »Trotzdem glaube ich, daß es so war.«
    »Und was wollte diese Person

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