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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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weg?«
    »Ja, weil Sie nicht aufgemacht haben.«
Ein schlaues Grinsen huschte über Rileys Gesicht. »Ah, ich verstehe. Sie gehen
ihm aus dem Weg.«
    Ich konnte mich nicht erinnern, daß
jemand an meiner Tür gewesen war.
    »Wem gehe ich aus dem Weg?«
    »Na, dem Mexikaner, der vorhin bei
Ihnen an der Tür war.«
    »Wie sah er aus?« fragte ich scharf,
und Tim sah mich erstaunt an.
    »Wie ein Mexikaner eben. Schmal.
Dunkel. Rauchte ‘ne Zigarre. Und hatte einen Gang, als hätte er
Rückenschmerzen.«
    Obwohl schon von morgens an vom Alkohol
benebelt, war Tim ein guter Beobachter. Es gab natürlich eine Menge Chicanos im
Viertel; es hätte irgendeiner sein können, der mir vielleicht eine
Lebensversicherung oder etwas Ähnliches andrehen wollte. Aber Frankie hatte ich
am vergangenen Abend buchstäblich aufs Kreuz gelegt.
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Klar. Erst dachte ich, er wollte durch
das Glas in der Tür schauen. Das versuchen manche Leute, wissen Sie. Daraufhin
habe ich ihn gefragt, was er will, und er sagte, Sie wären wohl nicht zu Hause.
Ein bißchen später kam ich dann hier runter und sah ihn im Hof rumschleichen
und zu Ihren Fenstern raufschauen. Da habe ich ihm gesagt, er soll sich
verziehen, und das tat er dann auch.«
    Ich war sicher, daß der Mann Frankie
gewesen war, und es war mir höchst unsympathisch, ihn in meinem heimischen
Revier zu wissen.
    »Danke, daß Sie ihn weggeschickt haben,
Tim. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie ihn wiedersehen, ja?«
    »Klarer Fall«, sagte Tim. »Bei Ihrem
Beruf muß man wahrscheinlich immer mal mit solchen Widerlingen rechnen.« Er
nahm seine Bierdose und schlurfte ins Haus.
    In meinem eigenen Haus am hellichten
Tag, sagte ich mir, konnte Frankie mir nichts anhaben. Dennoch holte ich oben
meine 38er Special aus dem verschlossenen Fach im Kleiderschrank heraus, lud
sie und steckte sie in ein Innenfach meiner Handtasche, wo ich sie, wenn es
sein mußte, leicht erreichen konnte. Dann rief ich meinen Freund Bob vom Wall
Street Journal an.
    Bob meldete sich sehr förmlich und
zugeknöpft, wie es sich für einen Journalisten dieser ehrwürdigen Zeitung
gehörte. Aber als ich meinen Namen nannte, legte er alle Zugeknöpftheit gleich
ab. Ohne Wissen der Redaktion vom Journal schrieb Bob nebenbei
blutrünstige wahre Kriminalgeschichten, und ich hatte ihn ein paar Jahre zuvor
kennengelernt, als er in einem Fall recherchierte, mit dem ich am Rande zu tun
gehabt hatte.
    »Was kannst du mir über eine Mrs. Cara
Ingalls, ihres Zeichens Immobilienhändlerin, erzählen?« fragte ich ihn. »Sie
macht ein Schweinegeld und hat ein Faible für verrückte Hüte«, antwortete er.
»Nein, im Ernst, soll ich ihre Biographie nachschlagen?«
    »Wenn’s dir nichts ausmacht.«
    Ein paar Minuten später meldete sich
Bob wieder.
    »Ich kann dir nur einen skizzenhaften
Überblick geben, und ich kenne die Dame nicht persönlich, aber mehr haben wir
leider nicht. Geboren in San José. Sechsunddreißig Jahre alt. Drei Jahre
Studium an der State University in San José, Architektur. Verdiente sich
Studium und Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Häusern — das war damals der
große Boom da unten. Sie brach ihr Studium vorzeitig ab, um fest in die Firma
einzutreten, für die sie verkauft hatte. Sie gewann verschiedene Preise an der
Uni — , aber das ist wohl nicht so wichtig. Vor drei Jahren gründete sie ihre
eigene Firma, Ingalls and Associates. Die Firma hat zahlreiche Optionen auf den
Grund in Yerba Buena. Auf Anhieb würde ich sagen, sie hat ihre Provisionen gut
angelegt.«
    »Ist das alles?«
    »So ziemlich. Über ihr Privatleben, das
dich wahrscheinlich vor allem interessiert, wird hier nicht viel gesagt. Eine
kurze Ehe mit Douglas Ingalls, der zur hiesigen Creme und Schickeria gehört.
Keine Kinder. Ließ sich vor vier Jahren von Ingalls scheiden. Nach allem, was
ich über Ingalls weiß, war das gut und richtig. Der Mann tut praktisch nichts
anderes als trinken und segeln. Mrs. Ingalls bewohnt eine Eigentumswohnung auf
dem Nob Hill, hat ein Sommerhaus in Tahoe und gilt als großzügige Kunstmäzenin.
Das ist alles, was wir haben.«
    Ich dankte Bob. Ehe ich auflegen
konnte, bat er mich, ihn anzurufen, wenn ich zufällig auf einen guten Mord
stoßen sollte.
     
    Auf den Straßen des Banken- und
Geschäftsviertels wimmelte es von Mittagsspaziergängern. Aufstrebende junge
Angestellte kamen rudelweise daher und begafften die Mädchen, die auf Bänken im
Freien ihr Mittagbrot aus der

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