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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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allerdings gerannt, nicht
ruhig hin und her gegangen. Sie war die Salem Street entlang gerannt, weg von
den eingeschlagenen Fenstern von Charlies Laden. Ich war überzeugt, daß ich
recht hatte.
    Dennoch glaubte ich nicht daran, daß
van Osten derjenige war, der die ursprünglichen Anschläge inszenierte; das
paßte einfach nicht. Aber wenn nicht, wieso demolierte er dann jetzt Charlies
Schaufenster mit Ziegelsteinen? Es konnte nur so sein, daß er etwas aus Joans
Laden haben wollte — und zwar unbedingt; etwas, das ihm so wichtig war, daß er
darum sogar Austins Laden in Brand gesteckt hatte.
    Ich beobachtete angespannt das kleine
Schattenspiel auf der anderen Straßenseite. Ich war so gefesselt, daß ich mich
nicht schnell genug umdrehte, als hinter mir im Gebüsch ein Ast knackte.
    Der Arm, der sich um meinen Hals
schlang, war mager, aber sehr kräftig. Ich torkelte nach rückwärts gegen einen
drahtigen Körper, mein Aufschrei wurde sofort erstickt. Gleichzeitig roch ich
aufdringliches Rasierwasser und Zigarrenrauch.
    Heißer Atem strich über mein Ohr, und
Harmons spanischer Leibwächter sagte spöttisch: »So, so, die kleine Detektivin
hält nichts von meinen Warnungen. Sie haben sich wohl für unheimlich clever
gehalten, als Sie Mr. Harmon hinterherfuhren, wie? Pech gehabt. Ich bin hinter
Ihnen hergefahren, Süße.«
    Ich wehrte mich, aber er packte mich
nur fester. »Pobrecita«, sagte er mit einem leisen Lachen. »Es ist
sinnlos, sich zu wehren. Wir gehen jetzt brav zu Mr. Harmon und Mr. van Osten,
und dann werden Sie schon sehen, was mit Typen geschieht, die ihre Nase in
anderer Leute Angelegenheiten stecken.«
    Er zerrte mich zur Straße.
    Ich schüttelte meine Angst ab und
versuchte, mir die Griffe zu vergegenwärtigen, die ich im
Selbstverteidigungskurs geübt hatte. Ich stemmte die Absätze in den Boden und
leistete mit aller Kraft Widerstand. Ich mußte ihn zum Stehen bringen, ehe er
mich ins Haus schleppte.
    Kurz vor dem Bordstein machte er
keuchend halt. Er war nicht gerade ein Bulle von Mann, und ich war Last genug,
ihn zu ermüden. Ich nutzte die Pause zum Gegenangriff. Ich wickelte mein
rechtes Bein blitzartig um das seine, schlug einmal kräftig mit der Hüfte aus
und kippte den Oberkörper mit einem Ruck nach vom. Er verlor den Boden unter
den Füßen, überschlug sich und landete rücklings auf dem Boden, wo er schwer
atmend liegen blieb.
    Völlig verdattert, daß das tatsächlich
geklappt hatte, sah ich auf ihn hinunter. Dann rannte ich ins Gebüsch zurück.
Ich hörte ihn nach Luft schnappen. Ich hatte ihn nur für kurze Zeit außer
Gefecht gesetzt.
    Stolpernd und rutschend stürzte ich
durch das Wäldchen und schlitterte den Hang zum Parkplatz hinunter. Hinter mir
hörte ich schnelle Schritte.
    Am Rand des Parkplatzes standen mehrere
Autos, dicht von Nebel umhüllt. Vom Meer kam das Dröhnen von Nebelhörnern,
während ich über den Platz raste zu dem Fußweg neben dem Highway. Knirschende
Schritte auf dem Kies hinter mir.
    Blindlings hetzte ich den Gehweg
entlang. Ich wußte, daß das Cliff House, ein Restaurant über dem Meer, nicht
weit war. Die Schritte knallten jetzt hinter mir aufs Pflaster und schienen
näher zu kommen.
    Aus dem dicken Nebel tauchten zwei
dunkle schemenhafte Gestalten auf. Ich konnte nicht ausweichen und prallte
direkt mit ihnen zusammen, schrie auf vor Schreck.
    »He, was soll das?« fragte ein Mann
wütend.
    Ich sprang zur Seite und rannte weiter.
    »He, verdammt noch mal.« Sekunden
später dieselbe Stimme. »Einmal reicht.«
    Mein Verfolger hatte offenbar auch auf
Kollisionskurs gesteuert.
    Die Lichter des Cliff House waren jetzt
vor mir. Ich stürzte ihnen entgegen und stürmte keuchend durch die Tür. Ich war
nicht sicher, ob Frankie mir noch folgte.
    Vor mir sah ich die Treppe zum
Speisesaal und zur oberen Bar. Ich hätte mich gern in die Damentoilette
gerettet, aber die befand sich im Erdgeschoß und hätte mir so zur Falle werden
können. Langsam, mit zitternden Knien stieg ich die Treppe hinauf. In der Bar
war es voll und hell, sie schien mir wie ein freundlicher Hafen. Ich blieb an
der Tür stehen und sah mich nach einem Platz um.
    An einem Tisch am Fenster saß eine
Gruppe von Leuten in Jeans und Anoraks. Während ich noch suchend an der Tür
stand, entdeckte mich eine Frau aus dem Kreis und winkte mir zu.
    »He, Sharon! Komm doch rüber.«
    Es war meine Freundin Paula Mercer. Sie
hatte Kunstgeschichte studiert und arbeitete jetzt im de Young

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